Manchmal lese ich ein Buch und plötzlich springt ein Satz oder ein Gedanke förmlich aus der Seite heraus. Ich fühle mich ertappt oder etwas macht mit einem Mal Sinn, dass ich vorher nicht einordnen konnte.
So ist es mir vor einigen Tagen mit Francis Chan ergangen. Er ist Buchautor, Vordenker und Pastor einer Kirchengemeinde in einem sozialen Brennpunkt von San Francisco. Ein Satz von ihm hat mich aufhorchen lassen. Seither komme ich immer wieder zurück auf das, was er gesagt hat:
„Unsere größte Angst sollte nicht die vor dem Versagen sein, sondern die vor dem Erfolg bei Dingen, die nicht wirklich wichtig sind.“
Stimmt! Ich habe mich viel zu oft an falschen Stellen investiert oder mit belanglosen Dingen herumgeschlagen, anstatt auf Wesentliches zu achten.
Folge ich Francis Chan, sollten Fehler oder Versagen nicht im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit stehen. Denn einmal begangene Fehler können in der Regel korrigiert werden, und wenn ich an einer Stelle versagt habe, kann ich versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Wenn ich jedoch dem Unwichtigen in meinem Leben zu viel Raum gebe, laufe ich Gefahr, falsche Prioritäten zu setzen. Deshalb hat für mich die Frage nach dem, was wichtig ist, große Bedeutung.
An dieser Stelle möchte ich auf ein bemerkenswertes Buch zu sprechen kommen, dass die Australierin und Palliativpflegerin Bronnie Ware vor einigen Jahren verfasst hat. Die deutsche Übersetzung trägt den Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen und ist im Arkana-Verlag erschienen. Ich habe vor längerer Zeit einen Blog darüber verfasst, den ich hier verlinke.
Bronnie Wares Perspektive
Angehäufter Besitz, erbrachte Leistungen, beruflich oder privat ausgefüllte Rollen und gesellschaftlicher Status verlieren am Ende des Lebens ihre Bedeutung. Das hat Bronnie Ware herausgefunden. Dafür werden Fragen wichtig, wie diese:
- Wer bin ich tatsächlich gewesen?
- Habe ich mein Leben selbst gestaltet oder lediglich den Erwartungen anderer an mich entsprochen?
- Habe ich mir Zeit genommen für das, was mir wichtig gewesen ist?
- Habe ich mir erlaubt, meine Gefühle zu äußern?
Die Arbeit in der Palliativpflege hat Bronnie Wares Leben nachhaltig verändert. Inzwischen sagt sie von sich: „Ich drücke mich heute viel klarer aus.“ Und: „Ich frage mich regelmäßig: Werde ich eine Entscheidung später bereuen? Wenn die Antwort darauf Ja ist, dann muss ich einen anderen Weg finden.“
Erfolg, der keiner ist
Bronnie Wares Entdeckungen bringen mich zurück zu dem eingangs zitierten Francis Chan, der die Möglichkeit des Versagens der Nichtigkeit des Erfolgs bei unwesentlichen Dingen gegenüberstellt.
Lassen Sie mich das an einem Beispiel verdeutlichen. Stellen Sie sich eine Leiter vor, die Sie besteigen möchten. Weil Sie oben schnell und sicher ankommen wollen, ergreifen Sie dafür alle notwendigen Maßnahmen. Sie wählen einen ebenerdigen Standort aus, achten darauf, dass die Leiter stabil an die Wand gelehnt ist, und bitten jemanden, sie unten zu sichern. Bevor Sie hochklettern, vergewissern Sie sich, dass Sie alles richtig gemacht haben.
Nun dürfte ihrem „Klettererfolg“ eigentlich nichts im Weg stehen. Sollten Sie allerdings in dem Moment, wenn Sie oben ankommen, feststellen, dass Ihre Leiter an der falschen Wand lehnt, würde das die komplette Unternehmung als Misserfolg dastehen lassen.
Auf mein Leben bezogen: Was nützt es mir, wenn ich – selbstoptimiert – am Eigentlichen vorbei lebe?
Was ist wichtig?
Wieder stellt sich die Frage nach dem, was wichtig ist. Ich glaube, dass an dieser Stelle jeder für sich eine Antwort finden muss. Wenn Sie mögen, lasse ich Sie gerne an meiner teilhaben:
Mein christlicher Glaube fungiert als Kompass. Er unterstützt mich darin, mein Leben zu navigieren und gute Entscheidungen zu treffen.
Zwei Beispiele möchte ich in diesem Zusammenhang besonders hervorheben:
- Einerseits meine Beziehungen. Der christliche Glaube lehrt mich, dass ich als Mensch auf Beziehung hin angelegt bin, und zwar sowohl zu Gott wie auch zu meinen Mitmenschen. Folglich wird mein Leben nur dann gelingen, wenn ich diese Beziehungen pflege, mich auf mein Gegenüber einlasse.
- Andererseits meine Begabungen. Sie sind mir anvertraut worden und ermöglichen es mir, in bestimmten Lebensbereichen Besonderes leisten zu können. Ich bin davon überzeugt, dass die Entfaltung meiner Gaben letzten Endes dem Wohl der Gemeinschaft dienen soll.
Könnten diese beiden Aspekte, bewusst gelebte Beziehungen und Begabungen, die zum Wohl der Mitmenschen eingesetzt werden, mich davor bewahren, im Leben falsche Prioritäten zu setzen?
Für mich bedeutet es, dass ich mir meiner aktuellen Lebensphase bewusst werde, und Aufgaben und Rollen gestalte, die sich daraus ergeben.
Ich brauche mich nicht mehr zu beweisen. Das kann ich getrost Jüngeren überlassen. Meine Aufgabe ist es, durch meine Anwesenheit, mein Zuhören, Reden und Handeln meinem Gegenüber Gutes zu tun. Und das fängt in meinem Fall bei den Menschen an, die mir am nächsten stehen. Darüber hinaus bin ich wählerisch, wenn es darum geht, in wen ich mich investiere. Das hat damit zu tun, dass meine Kräfte und meine Zeit begrenzt sind und ich beides weise investieren möchte. Aber jetzt zu Ihnen. Was macht das Zitat von Francis Chan mit Ihnen? Welche Schlüsse ziehen Sie für sich?
Setzen Sie Ihre Prioritäten weise? Worauf sollten Sie besonders achten? Heute geht es um einen Fehler, den Sie unbedingt vermeiden sollten.
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