Wie war das, als Sie das letzte Mal mit dem Auto unterwegs waren in einer Ihnen völlig fremden Gegend? In solchen Momenten kann ein Navi segensreiche Dienste verrichten, denn es ermöglicht, entspannt zu navigieren.
Was aber, wenn man in der Fremde weder Navi noch Karte zur Hand hat? Was, wenn die persönliche Lebensreise durch unbekanntes Land führt?
Ich habe ein paar Thesen zusammengetragen, die nach meinem Dafürhalten bei einer solchen „Reise“ helfen können.
1. Mein innerer Friede darf nicht von dem abhängen, was ich kontrollieren kann
Wer durch fremdes Territorium navigiert, erlebt eine signifikante Steigerung seines Stresspegels. Das ist nichts Ungewöhnliches. Schließlich müssen wir auf der Hut sein, denn böse Überraschungen können buchstäblich hinter der nächsten Ecke auf uns lauern.
Der erhöhte Stresspegel hat einen unangenehmen Nebeneffekt. Er verleitet dazu, dass man um sich herum möglichst viel kontrollieren will. Vielleicht ist das dem unbewussten Versuch geschuldet, die eigene Unfähigkeit zu kompensieren, Ereignisse und Entwicklungen im Griff zu behalten.
Frieden und Gelassenheit entstehen nicht durch meine Versuche, zu kontrollieren. Sie wachsen dort, wo ich loslassen und entspannen kann, weil ich meine innere Heimat gefunden habe. Inneren Frieden finde ich dort, wo ich sein kann und nicht leisten muss.
2. Erfolg ist mehr als traditionelle Messkriterien über ihn verraten
Wann ist jemand erfolgreich? Wie lässt sich Erfolg überhaupt beschreiben? Wird Erfolg in verkauften Einheiten, Tempo, den Insignien des Reichtums, dem Übertreffen von Quartalszielen oder in Karrierestufen gemessen? Und was ist mit den unerwünschten Nebenwirkungen? Die ruinierte Gesundheit, die innere Leere oder die zerbrochene Beziehung zu dem Menschen, den ich einst geliebt habe? Was nützt mir der Erfolg, wenn ich an anderer Stelle kläglich versage?
Ich habe gelernt, dass Erfolg auch anders beschrieben werden kann: als Fähigkeit, andere zu lieben, etwas zu leisten, großzügig zu sein, verantwortlich zu handeln, nachhaltig zu wirtschaften …
3. Meine Zuversicht darf nicht darauf gründen, dass ich die Antworten kenne
Derzeit ist VUCA in aller Munde. Die vier Buchstaben stehen im angloamerikanischen Sprachraum für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität, allesamt Eigenschaften des aktuellen Marktgeschehens.
Sich in schwierigem Gelände zurechtzufinden, mag herausfordernd sein. Wie kann man jedoch unter solch prekären Bedingungen zuversichtlich handeln? Muss ich dazu nicht aus einer anderen Quelle schöpfen, als aus der meines (Nicht-)Wissens?
Ich habe gelernt, dass Zuversicht dann entsteht, wenn ich mich aufmache. Umgeben von fähigen, emotional gesunden Menschen, beharrlich viele kleine Schritte auf mein Ziel zusteuere, immer mit der Haltung, dass Umwege nicht Fehler, sondern wesentliche Lernerfahrungen sind. Und wenn ich mir gelegentlich einen dankbaren Blick in den Rückspiegel gönne.
Eng damit verbunden ist meine letzte These:
4. Zum Wachstum gehören Fehler. Immer.
Vergangenen Sonntag las ich einen Artikel über Eigenschaften von Menschen, die sich durch ihre Fähigkeit auszeichnen, Probleme zu lösen. Auffällig waren Eigenschaften, die sich besonders gut bei Kleinkindern beobachten lassen: Die vorurteilsfreie Zuwendung zu dem, was Kinder vorfinden, ihre große Neugierde und der Wille, die Welt zu entdecken, zu verstehen und zu erobern.
Meine Enkel haben mich eindrucksvoll an etwas erinnert: Wenn ihnen Fehler unterlaufen, kommt es mir nicht in den Sinn, darin etwas Schlimmes zu sehen. Im Gegenteil. Mir ist klar, dass Fehler dazu gehören, Teil ihres Wachstumsprozesses sind und Voraussetzung für ein tieferes Verständnis der Welt. Wichtig ist, dass sie nicht aufhören, sondern weitermachen und so ihren Platz in dieser Welt erobern.
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