Wie lernt man richtig?
Leider müssen Kinder, wie die meisten von uns vor ihnen, mittels einer Lernmethode Unterrichtsstoff verstehen lernen: Frontalunterricht. Da aber nicht alle Menschen gleich sind und dementsprechend auch nicht auf die gleiche Weise lernen, schneiden Kinder unterschiedlich erfolgreich ab, trotz ähnlicher Intelligenz.
Wussten Sie, dass die einmal verinnerlichte Lernmethoden auch noch im Erwachsenenalter beibehalten werden? Mehr noch, sie können wesentlichen Einfluss nehmen auf Ihren beruflichen Erfolg.
In einem Aufsatz des Managementgurus Peter Drucker, den Harvard Business Review 2010 abdruckte, beschreibt dieser unterschiedliche Lernmethoden und deren Auswirkungen auf Beruf und Karriere. Ich möchte Druckers Lernmethoden kurz vorstellen und kommentieren.
Welcher Lerntyp sind Sie?
Zunächst einmal ist es wichtig herauszufinden, wie Sie selbst am besten lernen. Es gibt unterschiedliche Stile. Deshalb versteht es sich, dass die untenstehenden Beispiele nicht erschöpfend sein können.
Der lesende Lerntyp?
Sie haben’s gerne schriftlich, damit Sie sich in Ruhe mit dem Stoff auseinandersetzen können? Je strukturierter der Lernstoff daherkommt, desto besser für Sie.
Die Kehrseite dieser Veranlagung: Spontane Situationen stressen Sie, weil Sie das Gefühl haben, dem Gegenüber nicht gerecht zu werden oder einen Fehler zu begehen. Der Stress äußert sich unterschiedlich: entweder Ihnen fehlen die Worte oder sie schwafeln. Beides wirkt ausgesprochen negativ auf Ihr Gegenüber!
Der hörende Lerntyp?
Sie hören gerne zu und interagieren anschließend mit dem Vortragenden. Die Gelegenheit für Rückfragen am Ende einer Vorlesung waren früher für Sie Höhepunkte. Von den 5-10 Minuten Interaktion nahmen Sie mehr mit, als von 90 Minuten Vorlesung. Ein anderes Beispiel: Kritische Fragen von Journalisten in einer Pressekonferenz feuern Sie so an, dass Sie zur Hochform auflaufen.
Der sprechende Lerntyp?
Sie müssen Gedanken selbst laut verarbeiten. Indem Sie zu sich selbst oder vor anderen referieren, lernen Sie am schnellsten. Die Redewendung „Woher weiß ich, was ich denke, bevor ich nicht gehört habe, was ich sage“, illustriert treffend diesen Lerntypus.
Der schreibende Lerntyp?
Erst in der schreibenden Auseinandersetzung mit dem Stoff verstehen und lernen Sie. Was von Ihnen aufgeschrieben wurde, erschließt sich Ihnen schneller und bleibt vor allem besser haften.
Ich falle in diese Kategorie. Deswegen habe ich mir angewöhnt, mir zu allem und jedem Notizen zu machen. Mir hilft diese Vorgehensweise, konzentriert bei der Sache zu bleiben.
Der haptische Lerntyp?
Ihre Hände sind Ihre wichtigsten Lernhelfer. Sie begreifen die Welt im wahrsten Sinn des Wortes. Die Welt erschließt sich Ihnen am besten, wenn Sie etwas schrauben, hämmern, zusammenstecken, zeichnen, feilen, kurz: bauen können. Mein Bruder hat ein intuitives Verhältnis zu technischen Geräten, während ich mit Betriebsanleitungen kämpfe. Er »blickt« Zusammenhänge, die ich mir mühsam erarbeiten muss.
Was heißt das für Sie?
Wer weiß, vielleicht haben Sie ein Leben lang falsch gelernt. Deshalb rate ich Ihnen: Lösen Sie sich von althergebrachten Lernmethoden und experimentieren Sie ein wenig. Finden Sie heraus, was am besten zu Ihnen passt. Welcher Lernstil tut Ihnen gut?
Ich habe die Beobachtung gemacht, dass viele Jungs Probleme mit dem heute üblichen System des Frontalunterrichts haben. Stillsitzen und abstrakte Inhalte aufnehmen ist nicht ihr Ding. Diese jungen Männer blühen auf, wenn sie nach der Schule eine praktische Ausbildung machen dürfen. Oft ist es so, dass sie anschließend ein Studium mit Bravour nachholen, das vorher aufgrund der übersichtlichen schulischen Leistungen unerreichbar schien.
Ich möchte Ihnen Mut machen: Gestalten Sie Ihr berufliches Umfeld gemäß Ihrem Lerntypus. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter nicht im Unklaren über Ihre Präferenzen. Sollten Sie ein Leser sein, können Sie vorbereitend auf ein Gespräch auf eine schriftliche Zusammenfassung bestehen. Sind Sie hingegen der Hörer, ersparen Sie sich und Ihren Mitarbeitern schriftliche Ausarbeitungen.
In gleicher Weise empfehle ich, Ihren Mitarbeitern Freiraum für deren Lern- und Arbeitsweise zu ermöglichen. Tun Sie das, werden Sie deutlich stärkere Arbeitsergebnisse erzielen.
Frage: Welcher Lerntypus sind Sie?
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