Kurz & knapp: Was ist ein Leitbild? Worauf muss ich achten, wenn ich eins verfassen will? Nachdem im letzten Artikel die vorbereitenden Fragen besprochen wurden, geht es nun ans Eingemachte.
Zweimal geschaffen
Alles Geschaffene entsteht zweimal. Zunächst in Gedanken und dann in der körperlichen Welt. Jeder Stuhl, jede Vase, jedes Haus, ob Auto, Bohrmaschine oder Schiff, alles beginnt mit einer Idee. Irgendwann muss aus der Vorstellung Realität werden. Dazu ist ein längerer Prozess mit mehreren Schritten erforderlich. An dessen Ende steht dann der tatsächliche Stuhl, die Vase oder was auch immer.
Anders gesagt: Aus einer konkreten Vorstellung kann viel werden, wenn man bereit und in der Lage ist, die nötigen Ressourcen zu investieren. Geschieht das nicht, bleibt es bei der Idee.
Mit dem Leben ist das nicht anders. Will ich, dass es gelingt, ist es erforderlich, dass ich möglichst frühzeitig Vorstellungen davon entwickle, was Gelingen für mich bedeutet. Ich muss vom Ende kommend denken.
Und genau darum geht es beim Leitbild: Ich mache mir darüber Gedanken, auf welches Ziel ich zustrebe und wie ich dort hinkommen will.
Wenn meine Frau und ich für ein paar Tage in die Berge wollen, geben wir die Zieladresse ins Navi ein. Das Gerät wird uns die schnellste Route dorthin vorschlagen. Selbst staubedingte Umwege oder spontane Abstecher nach rechts oder links ändern nichts daran, dass der Routenplaner des Navis uns verlässlich an unseren Urlaubsort lotst. Ich finde dieses Beispiel trifft den Sinn und die Funktion eines persönlichen Leitbilds.
Zwei Tipps vorneweg
Erstens. Vielleicht haben Sie noch meinen Artikel „Wichtige Fragen für eine gute Zukunft“ im Ohr. Meine Kernthese war neulich ein Zitat von John Maxwell. Der behauptet: „Die Zukunft ist der Zeitpunkt, an dem Sie sich wünschen werden, das getan zu haben, was Sie jetzt nicht tun.“ Bei den Überlegungen zum Leitbild geht es um ähnliche Fragestellungen.
Zweitens. Bevor ich tiefer einsteige, empfehle ich Ihnen vorbereitend meinen letzten Blog zu lesen oder den Podcast zu hören. Der Titel lautet: Weshalb sollte ich ein Leitbild haben? Sie finden ihn hier.
Der Leitbildprozess
In einem kurzen Hörbuch des bekannten Managementgurus Steven Covey geht es ums Erstellen eines persönlichen Leitbilds, dass als Kompass für die weitere Lebensplanung dient. Diese Gedanken greife ich auf und ergänze sie mit eigenen Beobachtungen und Erfahrungen.
Wenn ich mir Gedanken über ein persönliches Leitbild mache, blicke ich in die ferne Zukunft und beschreibe, wer ich einmal sein werde. Dazu zwei Tipps:
- Ich wähle nicht die Zukunftsform, sondern schildere, was einmal werden soll, als ob es bereits Gegenwart geworden ist. Das klingt kraftvoller. Und es nimmt mich in die Pflicht.
- Ich gestalte mein Leitbild zeitlos. Auch in zwei, vier oder zehn Jahren verliert es nichts von seiner Gültigkeit.
Nachdem ich aufgeschrieben habe, was ich erreichen will, wende ich mich dem Wie zu, den Prinzipien, anhand derer ich meine Lebensvision zu realisieren plane. Gemeint sind die wesentlichen Werte, die mich auf meinem Weg begleiten sollen.
Hier ein paar Beispiele, die stellvertretend für das stehen sollen, was gemeint ist. Wesentliche Lebenswerte können sein: Verbindlichkeit, Zugewandtheit, Leistungsbereitschaft, Vertrauenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft, Verschwiegenheit, Fachkompetenz, Loyalität oder Glaubwürdigkeit.
Welche Rollen habe ich?
Steven Covey empfiehlt, dass ich mir zunächst der wichtigsten Rollen bewusst werde, die ich in meinem Leben ausfülle. Hier ein paar Beispiele:
- Berufliche Rollen können sein: Unternehmer, Arbeitgeber, Abteilungs- oder Teamleiter, Arbeitnehmer, Experte, Trainee, Auszubildender usw.
- Familiäre Rollen: Lebenspartner, Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter, Schwester oder Bruder, Enkel oder Großelternteil
- Andere Rollen: Freund, Nachbar, Kumpel im Verein etc.
Es geht darum, dass ich mir darüber klar werde, in welch komplexem beruflichen und sozialen Umfeld ich mich bewege. Welche Verpflichtungen, Erwartungen, Hoffnungen und Ängste Teil meines Lebens sind.
Die 4 Dimensionen des Lebens
In einem nächsten Schritt gilt es dann die 4 Dimensionen des Lebens zu beachten:
- Zur physischen Dimension zählen alle materiellen Aspekte meiner Existenz, mein Einkommen ebenso wie meine Gesundheit. Steven Covey fasst diese Dimension unter dem Begriff Leben zusammen.
- Mit der sozial-emotionalen Dimension sind meine Beziehungen zu anderen Menschen gemeint. Die oben genannten Rollen sind an dieser Stelle bedeutend. Auch hier fokussiert Covey sich auf den Begriff Lieben.
- Bei der mental-geistigen Dimension geht es um meinen Wissensschatz; außerdem meine kognitiven Fähigkeiten, also das, was ich wahrzunehmen und zu erlernen vermag.
- Die seelisch-spirituelle Dimension betrachtet die Frage: Welchen Sinn gebe ich meinem Leben und Dasein? Um es in Coveys Worten zu sagen: Es geht darum, einen „Wert zu schaffen und etwas zu bewirken“, mein Vermächtnis.
Leben, lieben, lernen und mein Vermächtnis, diese 4 Bereiche bilden mein Leben. Deshalb sollen sie ins Leitbild einfließen.
Welchen Umfang sollte das Leitbild haben?
Jeder ist frei, so weit auszuholen, wie er oder sie das für nötig halten. Wenn Sie sich auf 200 bis 300 Worte begrenzen können, ist das eine beachtliche Leistung.
Ich habe mein Leitbild auf eine halbe A5 Seite beschränkt. Zugegebenermaßen war das herausfordernd, aber gerade das Verdichten und Präzisieren dessen, was mir wesentlich schien, habe ich als wertvoll erlebt.
Wichtiger als die Textlänge ist jedoch, dass Sie sich dabei gut fühlen. Deshalb sollten Sie sich ausreichend Zeit nehmen und einen Ort aufsuchen, der sie beim Denken und Schreiben inspiriert.
Leben oder gelebt werden?
Ein abschließender Gedanke: Entscheidend ist der Entstehungsprozess und nicht das, was schlussendlich seinen Weg aus Papier findet. Es geht um die Auseinandersetzung mit mir, meinen Motiven und meinen Vorstellungen.
Dieser Prozess kann in Teilen unangenehm sein, denn er führt mich zwangsläufig an Stellen vorbei, auf die ich nicht stolz bin. Aber er ist gut und heilsam. Vor allem aber bewahrt er mich davor, durchs Leben zu driften oder von anderen gelebt zu werden.
Mein Angebot
Ich kann mir vorstellen, dass Sie einerseits Interesse an daran hätten, ein persönliches Leitbild zu entwickeln, andererseits aber nicht recht wissen, wie Sie das anstellen sollen.
Deshalb mache ich Ihnen ein Angebot (begrenzt bis 30. April 2023): Wenn Sie ernsthaft Hilfe bei der Erstellung Ihres persönlichen Leitbilds in Anspruch nehmen möchten, unterstütze ich Sie.
Schreiben Sie mir eine kurze Nachricht. Sie erreichen mich über die E-Mail-Adresse: info@leitenundleben.de. Wir werden über Ihren Wunsch sprechen, sowie den Umfang und die Art meiner Hilfe. Danach vereinbaren wir ein Budget, das zu Ihnen passt.
Und damit soll’s gut sein für heute. Ich wünsche Ihnen einen produktiven Tag. Bis zum nächsten Mal. Wir bleiben im Kontakt.