Kurz und knapp: Es geht um meinen Blick aus der Zukunft zurück auf heute und um eine Superpower, die Sie und ich besitzen.
Das neue Jahr ist inzwischen ein paar Wochen alt. Die letzten Weihnachtsurlauber sind zurück im Dienst. Der Betrieb hat wieder Fahrt aufgenommen.
In diese produktive Geschäftigkeit hinein möchte ich eine virtuelle Bananenschale platzieren. Ich tue das mit einem Augenzwinkern und in der Hoffnung, dass der eine oder die andere ein wenig ins Rutschen gerät.
Ein Aussage über die Zukunft
Meine „Bananenschale“ ist ein bemerkenswerter Satz, den der Unternehmensberater John Maxwell geprägt hat. Ich zitiere zunächst auf Englisch und danach auf Deutsch:
The future is when you will wish you had done what you are not doing now.
Die Zukunft ist der Zeitpunkt, an dem Sie sich wünschen werden, das getan zu haben, was Sie jetzt nicht tun.
Die Zukunft als einen Ort verstehen, wo ich verpassten Chancen nachtrauern werde. Wer würde sich das wünschen? Ich jedenfalls nicht! Dann doch eher eine Zukunft, in der lang gehegte Träume sich erfüllen. In der alles gut wird und ich im Reinen mit mir selbst bin.
Aber einmal angenommen, die Gefahr würde tatsächlich bestehen, dass ich in der Zukunft wehmütig die vertanen Gelegenheiten von heute betrauere. Was könnten die Auslöser dafür sein? Könnte es sein, dass ich trauere, weil …
1. mir der Mut gefehlt hat, groß zu denken?
2. ich nicht bereit war, langfristige Ziele beharrlich anzustreben?
3. ich auf schlechte, unüberlegte Entscheidungen zurückschauen muss?
Lassen Sie mich kurz jeden der drei genannten Punkte nochmals anschauen:
1. Der fehlende Mut, groß zu denken
Klar, die eigene Persönlichkeit spielt eine große Rolle. Die eine schaut optimistisch in die Welt, sieht lauter Chancen, während dem anderen die Gefahren auffallen.
Ich gehöre zu denen, die tendenziell das halb leere Glas wahrnehmen. Das heißt, ich laufe Gefahr, als erstes nicht die Chancen, sondern die Schwierigkeiten und Hindernisse, die begrenzten Finanzen, das fehlende Talent, den erforderlichen Aufwand zu sehen. Anders gesagt: Mir fallen viele Möglichkeiten ein, meine Träume zu schrumpfen.
Aber wie schade wäre das, wenn ich mir wegen dieser unsinnigen Marotte meine Zukunft vermasseln würde. Und deshalb habe ich mir eine andere Sichtweise angewöhnt, und zwar die des Possibilisten. Die verbindet meine natürliche Disposition mit dem Wunsch, kraftvolle Schritte nach vorne zu tätigen.
Übrigens, zum Thema Possibilist habe ich einen eigenen Blog und Podcast veröffentlicht. Hier ist der Link: Was in aller Welt ist ein Possibilist?
Der zweite Grund, warum ich vielleicht in der Zukunft reuevoll auf heute zurückschaue, hat mit meiner fehlenden Beharrlichkeit zu tun.
2. Die fehlende Bereitschaft, langfristige Ziele beharrlich anzustreben
Es verhält sich mit der Beharrlichkeit wie mit den Neujahrsvorsätzen. In einem Moment der Entschlossenheit nimmt man sich dieses oder jenes vor. 6 Wochen später merkt man, dass es nicht so weit her war mit dem eigenen Durchhaltevermögen.
Um dieser ausgesprochen frustrierenden Erkenntnis zuvorzukommen, habe ich mir ein System zurechtgelegt, wie ich mich selbst bei der Stange halte.
Ich schreibe meine Ziele nieder und rede mit anderen darüber. Damit mache ich mich rechenschaftspflichtig. Jeder, mit dem ich über meine Ziele spreche, kann mich im Verlauf der kommenden Wochen und Monate herausfordern. Bei mir erhöht das den Erfolgsdruck.
Außerdem gönne ich mir kleine Belohnungen, wenn ich Teilziele erreicht habe.
Das führt mich auf direktem Weg zum dritten Grund einer möglichen Reue:
3. Unüberlegte Entscheidungen
Es kann sein, dass unüberlegte Äußerungen in der Öffentlichkeit meine Zukunft nachhaltig beeinflussen werden. Gerade für Menschen aus meinem Berufsstand, die viel mit Worten hantieren, kann das ein Problem werden.
Aber auch nicht zu Ende gedachte und deshalb zu schnell getroffene Entscheidungen haben es in sich. Sicher werden Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass Gedanken, die mit „hätte ich bloß …“ beginnen, sehr bitter sein können.
Allerdings muss ich eine Einschränkung machen. Unüberlegte Entscheidungen sind bei Weitem besser als nicht getroffene. Letztere können einem noch nach Jahren zusetzen.
Bedauern – die große Chance
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf eine besondere Fähigkeit von Menschen zu sprechen kommen. Sie ist wesentlich, wenn es darum geht, die Zukunft zu gestalten. Sie und ich besitzen die Fähigkeit zur Reue und damit verfügen wir über eine menschliche Superpower, die – richtig angewendet – Ihr und mein Leben zum Guten wenden kann.
Lassen Sie mich das kurz erläutern:
Reue ist ein komplexer gedanklicher Prozess. Er setzt voraus, dass ich in der Lage bin, mich in die Vergangenheit zurückzuversetzen und mir dann zwei Alternativen vorzustellen. Ferner muss ich fähig sein, vor meinem inneren Auge ein Bild dessen entstehen zu lassen, was hätte werden können, hätte ich anders entschieden.
Die unangenehme Frage
Die Frage, der ich mich stellen muss, ist doch Folgende: Warum bin ich nicht bereit, Konsequenzen zu ziehen? Warum raffe ich mich nicht auf? Was hindert mich daran, umzusetzen oder ins Leben zu rufen, was ich für richtig erkannt habe?
Ist es meine Trägheit? Scheue ich das Risiko? Oder – und auch diese Haltung ist leider weit verbreitet – gefalle ich mir in meiner Opferrolle?
Nochmals: Reue, also das aufrichtige Bedauern, kann mir helfen, künftig bessere Entscheidungen zu treffen. Ich muss nur wollen.
Ich hoffe sehr, dass die virtuelle Bananenschale, von der ich eingangs sprach und auf der Sie vielleicht ein wenig ausgerutscht sind, Sie nun veranlasst, sich ein paar ernste Fragen zu stellen. Es wäre jammerschade, wenn John Maxwell recht behalten würde und Sie in der Zukunft das bedauern müssten, was Sie heute nicht angepackt haben.
Bildquellen
- pexels-cottonbro-studio-5474037: Foto von cottonbro studio: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-menschen-internet-verbindung-5474037/