Ich bin neulich herausgefordert worden hinsichtlich meiner Verantwortung als Leiter einer multimedialen Redaktion. Fünf Punkte haben mir zu denken gegeben. Nachfolgend möchte ich Sie teilhaben lassen an dem, was mich beschäftigt hat. Ich schreibe als jemand, der für ein Team von Kollegen und eine große Schar ehrenamtlicher Mitarbeiter Verantwortung trägt.
Es gibt Tage, an denen ich obenauf bin. Vergleichbar einem Surfer auf der perfekten Welle genieße ich meine Arbeit. Alles scheint gut zu sein. Die Arbeit macht Spaß. Es “rückt”, sprich, wir kommen als Team voran. Ich kenne aber auch das Gegenteil. Ärger und Frust prägen meinen Tag. Das Fortkommen gleicht einem Marsch über Treibsand. Alles ist mühsam. Nicht lange und meine Laune landet im Keller. – Das Schlimme: Ich nehme meine schlechte Laune mit nach Hause, wo meine Frau und Freunde dann zu leiden haben. Nicht gut!
Carey Nieuwhof spricht davon, dass es einen Unterschied gibt zwischen Leiterschaft ernst nehmen und sie persönlich nehmen.
Als Leiter sollte ich meine Arbeit immer ernst nehmen. Denn wenn ich sie ernsthaft betreibe, hat jeder in meinem Umfeld etwas davon. Aber ich sollte mich davor hüten, sie zu persönlich zu nehmen, denn das könnte unerfreuliche Nebenwirkungen haben.
Herz und Hirn
Erfolge haben die Tendenz, sagt Nieuwhof, dass sie einem zu Kopf steigen. Ich kenne das. Schnell liegt der Gedanke nahe, dass der Erfolg meine Leistung sei. In der Regel stimmt das aber nur teilweise. Viele haben den Erfolg möglich gemacht.
In ähnlicher Weise haben Misserfolge die Tendenz, mir aufs Gemüt zu schlagen. Ich beginne zu grübeln und gerate so in eine emotionale Schieflage. Dabei ist es mit den Misserfolgen nicht anders als mit den Erfolgen: Sie sind meistens nicht alleine auf meinem Mist gewachsen.
Was ich tue ist nicht wer ich bin
Besonders für Macher ist das ein Problem. Sie definieren sich gerne über ihre Leistung.
Als Theologe weiß ich, dass es einen himmelweiten Unterschied zwischen sein und tun gibt. Zu meinem MenschSEIN gehören diese Wahrheiten:
- Ich bin geliebt
- Ich bin gewollt
- Mir wurde vergeben
Nichts davon kann ich mir erarbeiten. Ich darf es einfach annehmen.
Entsprechend wäre es beispielsweise fatal zu meinen, dass ich nur dann geliebt bin, wenn ich etwas leiste. – Genau dieses Problem schleppt mancher ein Leben lang mit sich herum.
Ich bin wichtig
Stimmt und stimmt nicht. Wieder aus der Sicht des Theologen: Ja, ich bin wichtig, weil ich ein geliebtes Geschöpf Gottes bin. Das heißt aber nicht, dass ich der Nabel der Welt bin. Auch gilt für meine Teammitglieder nicht, dass sie um mich und meine Bedürfnisse zu kreisen hätten.
Demut, sagte der britische Literaturprofessor C.S. Lewis (Narnia), ist nicht, wenig von mir selbst zu halten. Es bedeutet, seltener an sich selbst zu denken. Ich ergänze: Und den anderen mehr in den Blick zu nehmen.
Den persönlichen Empfindungen keinen zu großen Raum geben
Wenn ich mich zu sehr von meinen persönlichen Befindlichkeiten leiten lasse, hat das weitreichende Auswirkungen. Letztlich bedeutet es, dass es dem Team, der Abteilung, der Firma dann gut geht, wenn es mir gut geht. Umgekehrt reiße ich mit meiner niedergedrückten Stimmung die Arbeitsgemeinschaft in die Tiefe. Ganz schlecht!
Denken Sie ans große Bild
Natürlich hat Leitung immer existenziell mit mir zu tun. Ich trage die Verantwortung. Die kann mir auch kein anderer nehmen. Deshalb sollte ich die mir anvertraute Aufgabe sehr ernst nehmen. Aber ich darf sie nicht zu dicht an mich herankommen lassen, denn ich bin mehr als eine Führungskraft. Mein Leben ist reicher als mein Job und so sollte es auch bei Ihnen sein.
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