Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Podcast. Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Wer mich näher kennt, der weiß, dass es bestimmte Themen gibt, bei denen ich sofort anspringe. Da kann es mir passieren, dass ich – wie vor vielen Jahren in der Zigarettenwerbung – einem HB-Männchen gleich in die Luft gehe. 

Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der mir regelmäßig hohen Blutdruck beschert, wenn ich Dinge in Politik, Wirtschaft    Privatleben mitbekomme, die nach meinem Verständnis nicht in Ordnung sind.

Was mich richtig geärgert hat – ein Beispiel

Im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements in der örtlichen Migrantenarbeit habe ich zwei ehemalige afghanische Sicherheitsbeamte kennengelernt. Sie hatten seinerzeit für die Bundeswehr gearbeitet. Die beiden etwa dreißigjährigen Männer sind längst anerkannt, haben sich bestens integriert und gehen einer geregelten Arbeit nach. Seit nunmehr zwei Jahren warten Sie vergeblich auf den Nachzug ihrer Ehefrauen und Kinder. Die sitzen im Iran fest, weil die Anträge nur schleppend bearbeitet werden. Eine schriftliche Anfrage meinerseits beim zuständigen Bundesministerium wurde noch nicht einmal beantwortet. 

Den Gedanken, dass Familienangehörige von Menschen leiden, die für unsere Regierung viel riskiert haben, finde ich unerträglich. Ich weiß, dass es auch anders sein könnte. 

Jeder hat seine Triggerpunkte. Meine sind anders als Ihre. Vielleicht reagieren Sie auf Brummis, die just dann überholen müssen, wenn Sie’s auf der Autobahn eilig haben. Oder aber Sie ärgert die Verspätung eines Zugs, weil Sie möglicherweise eine Anschlussverbindung verpassen werden.

Ein Satz aus Viktor Frankls Buch … trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager ist mir hängen geblieben. Frankl schreibt:    

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

1. Ich kann den Reiz nicht verhindern

Meine Erfahrungen und meine Prägung machen mich sensibel. Der eine reagiert empfindlich, wenn es um Zwischenmenschliches geht. Für den nächsten sind es Haltungsfragen und bei wieder anderen geht es um Sachliches. 

Je nach persönlicher Disposition werde ich mehr oder weniger empfindsam sein und entsprechend reagieren. 

Das, was Viktor Frankl mit Reiz bezeichnet, liegt meistens außerhalb meiner selbst. In der Regel habe ich keinen Einfluss auf ihn und deshalb trifft er mich häufig unvorbereitet. 

Einem Sprichwort folgend kann ich nicht verhindern, dass Spatzen über meinen Kopf fliegen. Aber ich kann verhindern, dass sie auf ihm ein Nest bauen. Will sagen: 

2. Entscheidend ist der Moment danach

Wie nehme ich den Reiz auf? Und wie gehe ich mit ihm um? Schalte ich auf Automatikmodus? Reagiere ich, ohne weiter nachzudenken? Oder gönne ich mir einen oder zwei Taktschläge, bevor ich den Reiz beantworte? 

Viktor Frankl sieht in diesem kurzen Moment einen Raum, den es auszufüllen gilt mit guten Gedanken.

Je bedachter ich mit diesem Augenblick umgehe, desto nachhaltiger kann meine Reaktion ausfallen. Aber dazu muss ich mir erst einmal klar werden, dass ich wählen kann, wie ich aufbesagten Reiz reagiere.

Je nach Temperament und Prägung kann es schwerer oder leichter sein, vor der Antwort erst einmal innezuhalten, geschweige denn abzuwägen. Vor allem cholerisch veranlagte Menschen werden ihre liebe Not haben.

Meine Herausforderung

Worüber ich hier schreibe, ist eine meiner Dauerbaustellen. Es ist eine Sache, sich etwas vorzunehmen. Etwas völlig anderes ist es, Trigger zu erleben und dann angemessen und abwägend zu reagieren. 

Wie geht es Ihnen mit diesen Schlüsselmomenten? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Haben Sie für sich eine Strategie entwickelt, die Ihnen hilft? Ich würde gerne von Ihnen hören. Schreiben Sie mir. Dafür können Sie gerne das Kontaktformular nutzen. Ich freue mich über Post! 

Bildquellen

  • Ärgerlicher Mann – 53045: Bild von stockking auf Freepik

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