Ich möchte mich heute einem grundlegenden Thema widmen. Es lässt sich mit drei kurzen Fragen umreißen: Was? Wieso? Wohin? Dahinter verbergen sich Begriffe, die ähnlich klingen und gerne auch verwechselt werden
Was ist eigentlich ein Mission-Statement? Wieso braucht man es? Wie unterscheidet es sich von einem Vision-Statement?
Muss man Missionar sein, um eine Mission zu verfolgen? Und wie ist das mit Visionen? Der Psychiater, Psychotherapeut und Leiter des Kölner Alexianer-Krankenhauses, Dr. Manfred Lütz, pflegt zu sagen (ich zitiere aus der Erinnerung): „Wenn Sie Visionen haben, brauchen sie einen Arzt.“
Nach meinem Dafürhalten sind Mission- und Vision-Statements wichtige Werkzeuge für die Ausrichtung und den Betrieb eines Unternehmens. Ohne sie droht Ungemach: Die Gefahr, sich zu verzetteln, den Fokus zu verlieren.
Und tatsächlich, in manchen Fällen hat man den Eindruck, Mark Twain hat mit seinem Satz Pate gestanden: „Als wir unser Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.“
Aber nicht nur im Unternehmen ist ein Vision-Statement hilfreich. Es eignet sich auch in der persönlichen Lebensplanung.
Was also ist ein Mission-Statement und was ein Vision-Statement? Ich beginne mit ersterem:
Mission-Statement
Ein Mission-Statement beantwortet im Wesentlichen vier Fragen:
- Wer sind wir?
- Wem dienen wir?
- Welche Probleme lösen wir?
- Wie sieht die Veränderung aus, die wir ermöglichen?
Demnach gibt das Mission-Statement darüber Auskunft, was das Unternehmen ist, was es tut und wieso es auf dem Markt agiert. Ein Vision-Statement hingegen beschreibt den Ort, wohin die Reise des Unternehmens gehen soll. Die Mission zeigt das hier und jetzt auf, die Vision das, was einmal werden soll.
Schematisch, in einer Tabelle dargestellt, unterscheidet Mission sich von Vision so:
Mission | Vision |
Was | Wohin |
Hier | Dort |
Jetzt | Demnächst |
Kurz & knapp | Ausführlich |
Peter Drucker hat es einmal so formuliert: Ein Mission-Statement sollte so kurz sein, dass es auf ein T-Shirt passt.[1]
Vision-Statement
Für ein Vision-Statement braucht es ein bisschen Aufwand. Experten sind sich dahingehend einig, dass ein Vision-Statement die Zukunft in drei bis fünf Jahren beschreibt, indem es vier wichtige Fragen beantwortet:
- Wie sieht die Zukunft des Unternehmens/Teams aus?
- Was sind die künftigen Produkte?
- Wie sind Verkauf und Marketing aufgestellt?
- Welche Wirkung wird erzielt? Welche Veränderung wird erreicht?
Man kann auch sagen: Das Vision-Statement beschreibt eine bessere und deshalb erstrebenswerte Zukunft. Wer es liest, sollte die Vision, die darin entfaltet wird, verstehen, nachvollziehen können und – bestenfalls – davon gepackt sein.
Anders als für das Mission-Statement, das relativ leicht zu verfassen ist, weil es den Ist-Zustand beschreibt, braucht man ZEIT für die Entwicklung einer Vision für das eigene Leben oder für die Entwicklung einer Unternehmensvision.
Michael Hyatt empfiehlt, sich für einen oder mehrere Tage aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Die Beantwortung nachfolgender Fragen können einem behilflich sein[2]:
Team
- Welche Teammitglieder möchte ich anziehen? Welche Eigenschaften sollen sie auszeichnen?
- Wie werden sie arbeiten? Wie wird es um ihre Arbeitsethik stehen?
- Was tue ich, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein? Wie wird meine Kompensation aussehen?
Produkte
- Welchen Mehrwert werden meine Produkte haben?
- Wie wird es sich für meine Kunden anfühlen, wenn sie mein Produkt nutzen?
- Wie soll der Entstehungsprozess des Produkts aussehen?
- Wie werde ich auswählen, was ich produziere?
- Wie wird mein Produkt sich von dem meiner Mitbewerber absetzen?
Vertrieb und Marketing
- Welches Marktsegment bediene ich? Wie groß ist meine tatsächliche und wie groß meine potenzielle Kundschaft?
- Wie erreiche ich meinen Kundenkreis?
- Welche Kosten werden anfallen?
Wirkung
- Welche Kennzahlen sind für mich und mein Team besonders wichtig?
- Wie werden Mitbewerber über mich und mein Produkt urteilen?
Zu guter Letzt
Eng mit dem Thema Vision-Statement verflochten ist im persönlichen Bereich das Personal Mission-Statement. Ich habe dazu an anderer Stelle geschrieben. Sollten Sie nicht in der Position sein, einen Unternehmenszweig oder gar eine Organisation zu führen, können Sie trotzdem für Sie wichtige Impulse erarbeiten.
Für mich war das Buch Visioneering von Andy Stanley hilfreich. Ich kann es sehr empfehlen. Leider ist es nach meinem Kenntnisstand nur in englischer Sprache verfügbar.
[1] https://www.inc.com/peter-economy/5-essential-questions-entrepreneurs.html
[2] Hyatt, Michael. The Vision Driven Leader (Baker Publishing Group, Grand Rapids: 2020). Seite 75
Bildquellen
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