Haben Sie schon einmal miterlebt, wie in einer Sitzung die Fetzen geflogen sind? Führungskräfte laut wurden, ja, sich gegenseitig angeschrien haben?
Es gibt viele Anlässe, die einen handfesten Konflikt auslösen können. Hier sind die nach meinem Dafürhalten häufigsten:
- Wenn das beantragte Budget reduziert werden muss
- Es darum geht, Minderleistung anzusprechen
- Neue Chancen müssen bewertet werden
Zum Glück passieren emotionale Ausbrüche nicht allzu oft. Allerdings vermute ich, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage sie begünstigt.
Deshalb scheint mir eine Antwort auf die Frage drängend zu sein, wie man dazu beitragen kann, dass notwendige Konflikte in einer für alle Seiten hilfreichen Weise ausgetragen werden können. Dazu habe ich nachfolgend vier Impulse.
Zunächst einmal ist meines Erachtens angesagt, innezuhalten, sozusagen kurz den Blick in einen virtuellen Spiegel zu werfen.
Innehalten
Ich glaube, dass es angebracht ist, sich zunächst einmal der Umstände und des eigenen Temperaments bewusst zu werden. Fragen wie diese können dabei hilfreich sein:
- Unter welchen Voraussetzungen begebe ich mich in diesen Konflikt? Bin ich ausgeruht? Gereizt? Stehe ich unter Erfolgsdruck? Werde ich beobachtet?
- Fühle ich mich persönlich angegriffen? Wenn ja, wie geht es mir damit?
- Gehöre ich zu denen, die eine kurze Zündschnur haben? Gelingt es mir, genügend emotionale Distanz zur anstehenden Herausforderung zu halten?
Nachdem ich kurz innegehalten und mich sortiert habe, sollte ich in der Gesprächssituation drei Regeln beachten:
- Mich auf Leidenschaft konzentrieren, nicht auf Wut
- An Fakten orientieren, rhetorische Floskeln meiden
- Probleme kritisieren, nicht Menschen
Auf Leidenschaft konzentrieren, nicht auf Wut
Leidenschaft ist in Ordnung. Ich darf, ja, ich sollte für meine Überzeugungen kämpfen. Damit zeige ich meine Verbundenheit mit der Sache.
In gleicher Weise sollte ich aber auch damit fein sein, wenn Kollegen ebenfalls leidenschaftlich für ihre Sicht der Dinge eintreten.
Aber: Leidenschaft darf nicht in Wut umschlagen, denn Wut wirkt zerstörerisch. Sie belastet Beziehungen und lässt tiefe Ressentiments entstehen. Wut vernichtet Vertrauen.
An Fakten orientieren, rhetorische Floskeln meiden
Gute Recherche ist Gold wert. Sie schafft eine solide argumentative Basis für die Diskussion. Dabei ist es hilfreich, wenn man mit kurzen, prägnanten Sätzen arbeitet und kleine Pausen in den Vortrag einbaut, damit das Gesagte seine Wirkung entfalten kann.
Wann immer auf rhetorische Floskeln oder Allgemeinplätze zurückgegriffen wird, sollten Sie die schnellstmöglich entlarven. Einwürfe wie: „Das weiß doch jeder …“ oder „Das wollen Sie doch nicht ernsthaft sagen …“ enthalten keinen Mehrwert im Ringen um die besseren Argumente. Sie dienen lediglich dazu, das Gegenüber zu diskreditieren.
Sie zerstören Vertrauen und nehmen damit die Grundlage für ein künftiges gutes Miteinander.
Probleme kritisieren, nicht Menschen
Achten Sie darauf, dass es um die Sache geht. Setzen Sie Polemik sparsam ein. Schließlich geht es nicht darum, den anderen niederzumachen.
Es kann hilfreich sein, wenn Sie Ihr Gegenüber wertschätzen durch anerkennende Worte. Damit zeigen Sie Ihrem Mitbewerber, dass Sie sich mit seinen Argumenten auseinandergesetzt haben und seine Motive achten. Das macht es für ihn leichter, sollten Sie sich im Konflikt durchsetzen.
Gehen Sie nach dem Konflikt auf den anderen zu. Schauen Sie ihm in die Augen. Und unterlassen Sie jede Form von triumphalem Gehabe.
Zu guter Letzt
Von überragender Bedeutung scheint mir Viktor Frankls Rat, sich des Moments zwischen Impuls und Handlung zu vergegenwärtigen. Dieser kann über Ihren künftigen Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Ich hatte darüber geschrieben. Sie finden Blog und Podcast mit der Überschrift „Wer wird denn gleich in die Luft gehen?“, wenn Sie auf den bereitgestellten Link klicken.
Bildquellen
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