Kurz & knapp: Wasser fließt überall dort, wo sich ihm kein Hindernis in den Weg stellt. Wenn ein Fluss Hochwasser führt, kann das zu einem echten Problem werden. Ganz ähnlich verhält es sich mit Arbeit. Sie folgt Parkinsons Gesetz.
Es gibt probate Mittel, um sich vor „Hochwasserständen“ bei der Arbeit zu schützen. Beispielsweise Schutzwände und ein Hochseil. Ja, richtig gelesen: Ein Hochseil kann helfen!
Hochwasser
Erinnern Sie sich an die Überschwemmungen, die vor ein paar Jahren durch Elbe und Donau verursacht worden sind oder an das Oder-Hochwasser? Starke Niederschläge hatten seinerzeit dazu geführt, dass die Flüsse über die Ufer getreten waren und massiven Schaden angerichtet hatten.
In Dresden und anderswo hat man Lehren aus dem Unglück gezogen und an kritischen Stellen Vorkehrungen getroffen. Mobile Schutzwände können binnen kürzester Zeit aufgestellt werden und so angrenzende Stadtteile vor einer Überschwemmung schützen. Die Technik ist beeindruckend!
Arbeit verhält sich wie Wasser
Elbe und Donau haben mich inspiriert, dem Kult der langen Stunden noch ein paar Gedanken zu widmen (Ich hatte zu diesem Thema bereits geschrieben (Hier ist der Link zum Artikel). Es gibt zwei Gründe, weshalb ich erneut das Thema anspreche.
Zum einen bekenne ich mich schuldig. Auch ich habe viele Jahre zu lange Stunden gearbeitet, habe ach so wichtige berufliche Dinge zu erledigen gehabt und dabei das Wesentliche hintangestellt.
Zum anderen hat mich dieses Bild vom Wasser inspiriert. Arbeit ähnelt Wasser in seinem Verhalten. Es breitet sich aus, bis es auf Begrenzungen stößt, die es nicht zu überwinden vermag.
Kennen Sie das Parkinson’sche Gesetz? Ich meine die ironisierenden „Lehrsätze“, die der britische Soziologe Cyril Northcote Parkinson im Jahr 1957 in seinem Buch Parkinson’s Law veröffentlichte: „Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“ 1
Michael Hyatt und Megan Hyatt Miller haben in ihrem neuesten Buch „Win At Work, Succeed At Life“ eine zweite Formel aufgestellt. Sie behaupten: „Arbeit schrumpft auf die ihr zur Verfügung gestellte Zeit.“2
Mir gefällt dieser Satz, weil er nahelegt, dass ich der Handelnde bin. Ich kann gestalten. Es liegt an mir, Grenzen einzufordern und diese nötigenfalls durchzusetzen.
Aufgestellte Grenzen
Ich möchte noch einmal auf das Bild vom Wasser zurückkommen. An ihm lassen sich zwei weitere Dinge zeigen:
- Je stärker man die horizontale Ausbreitung des Wassers künstlich begrenzt, desto mehr steigt die Strömungsgeschwindigkeit.
- Je mehr Wassermassen kanalisiert werden, desto höher steigt der Druck auf die Begrenzung. Der Hochwasserschutz muss vermehrt Widerstand leisten.
Auf Arbeit übertragen, verstehe ich das so:
- Je gezielter Arbeit eingegrenzt wird, desto konzentrierter und fokussierter muss die verbleibende Zeit genutzt werden.
- Der Druck auf die von mir errichteten Begrenzungen wächst. – Ein Phänomen, mit dem man erst einmal umzugehen lernen muss.
Mir stellt sich die Frage: Wie kann ich das Leben besser gestalten?
Wechselwirkungen
In ihrem Buch empfehlen Michael Hyatt und Megan Hyatt Miller, den Tag grob dreizuteilen. Der erste Abschnitt ist von Leistung bestimmt. Also dem, was ich beruflich erreichen möchte oder muss.
Im zweiten Abschnitt werden zwar keine produktiven Arbeitsleistungen erbracht. Trotzdem sind die dann verrichteten Tätigkeiten notwendig. Dazu gehören Einkaufen, Essen, Sport treiben, ein Glas Wein genießen oder soziale Kontakte pflegen.
Der dritte Teil ist der Erholung gewidmet.
Jeder der drei Lebensbereiche hat direkte Auswirkungen auf den anderen. Ohne ausreichend Schlaf (Bereich 3) bin ich nicht leistungsfähig im Beruf (Bereich 1). Ohne Arbeitsleistung werden mir die Mittel fehlen, um beispielsweise einzukaufen oder Mahlzeiten zuzubereiten (Bereich 2).
Und weil mein Leben einem Becher gleicht, müssen sich die oben beschriebenen Aktivitäten in einem wie auch immer gearteten Verhältnis zueinander arrangieren. Gebe ich in meinem „Lebensbecher“ dem Bereich 1 (Leistung, Arbeit) mehr Raum, müssen sich die Bereiche 2 und 3 bescheiden.
Wie ich meine Grenzen setze
Die Bereiche stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Die richtige Balance zu finden, ist schwierig.
Es ist wie ein Hochseilakt. Wer das schon einmal probiert hat, weiß, wie schwer es ist, die Balance zu halten. Ständige Ausgleichsbewegungen des Körpers sind notwendig. Nur dann gelingt es, das Gleichgewicht zu halten.
Ich bin der Überzeugung: Wer sich vom Kult der langen Stunden bewusst abwendet, muss sich auf einen permanenten Balanceakt einstellen. Will ich dauerhaft leistungsfähig bleiben, muss ich immer wieder neu die drei Bereiche austarieren.
Bildquellen
- Hochwasserschutzwand an der Elbe, Hamburg: Mit freundlicher Genehmigung IBS Technics GmbH, Thierhaupten