Was in aller Welt ist ein Possibilist?

Podcast: Was in aller Welt ist ein Possibilist?

Kurz & knapp: Es ist ein etwas sperriges Kunstwort aus Amerika, das sich ins Deutsche am besten mit dem Begriff Möglichkeitsdenker übersetzen lässt. Dahinter steht eine Geisteshaltung, die dringender denn je gebraucht wird.    

Ein neuer Begriff macht die Runde

Als ich zum ersten Mal den Begriff „Possibilist“ hörte, war ich skeptisch. Klingt nach einer typisch amerikanischen Wortschöpfung, war mein erster Gedanke. Wer heute etwas gelten will, muss mit englischen Fachbegriffen um sich werfen. Aber dann, beim zweiten Hinschauen, begann mir der Begriff zu gefallen, auch wenn ich ihn immer noch gewöhnungsbedürftig finde. 

Das englische Wort „possibility“ beschreibt eine Möglichkeit. Etwas, das sein oder eintreten könnte. Andererseits besagt es nichts über dessen Wahrscheinlichkeit.

Possibilisten sind demnach Menschen, die sich mit Möglichkeiten befassen, die wahr sein oder Wirklichkeit werden könnten.

Sie sind keine Optimisten und schon gar nicht Pessimisten, sondern Möglichkeitsdenker. Sie erkennen ein Problem oder eine Herausforderung, wägen Risiko und Chancen ab und entscheiden sich anschließend für eine Option. Diese verfolgen sie dann mit allem Nachdruck. 

Ein paar Possibilisten: 

Die Gebrüder Wright ließen nicht locker, bis sie eine Möglichkeit gefunden hatten, wie Menschen mit der Hilfe technischer Geräte von einem Ort zu einem anderen fliegen konnten. Zwar hatten Vögel sie inspiriert, dennoch wussten sie um die enormen Schwierigkeiten und Risiken. Trotzdem motivierte sie die Möglichkeit des Erfolgs, in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen. Endlich, am 17. Dezember 1903, erfüllte sich der lang gehegte Traum. Flyer 1, das erste motorgetriebene Fluggerät, absolvierte seinen Jungfernflug nahe dem Küstenstädtchen Kitty Hawk in North Carolina. 59 Sekunden in der Luft flog die Maschine 260 Meter weit.       

Kennen Sie Katalin Karikó? Die nach Amerika ausgewanderte Ungarin gilt dort als die Erfinderin der mRNA-Impfstoffe. Der deutsch-türkische Impfstoff-Pionier Uğur Şahin griff auf ihre Forschungsarbeit zurück und entwickelte den bekannten BioNTech-Wirkstoff gegen Corona. Karikó und Şahin sahen beide das Potenzial der neuen Technik und ließen sich von den Herausforderungen nicht zurückschrecken. Sie waren Possibilisten, Möglichkeitsdenker. 

Was mir an Possibilisten imponiert

Während Visionäre kraft ihrer großen Fantasie oft das in den Blick nehmen oder sich vorstellen, was andere (noch) nicht sehen können und dabei den einen oder anderen Mitstreiter überfordern, beschreiben Possibilisten nicht nur eine bessere Zukunft. Sie setzen sich mit den Möglichkeiten auseinander, diese zu erreichen, Chancen und Risiken eingeschlossen. Das macht sie mir sympathisch. Für mich sind genau das die Eigenschaften, die heute dringend gebraucht werden.

Warum Possibilisten wichtig sind

Die Fähigkeit, das zu sehen, was ein Visionär erkennen kann, ist von unschätzbarem Wert. Viele, die für sich in Anspruch nehmen, Realisten zu sein, vermögen das nicht. In Ermanglung eines besseren Wortes will ich es so sagen: Sie sind im Grunde genommen Unmöglichkeitsdenker. Demzufolge können sie Fortschritt auch nur in kleinen Schritten denken. 

Was Possibilisten mit Realisten verbindet, ist der Umstand, dass sie eben nicht mit dem Kopf in den Wolken stecken und dabei mit den Füßen den Bodenkontakt verloren haben. Sie können gedanklich zwischen dem Wunschbild der Zukunft und der gegenwärtigen Situation eine Verbindung herstellen und sind bereit, alles dranzusetzen, damit die Zukunft Wirklichkeit wird.

Kann ich ein Possibilist werden?

Wer nicht von Haus aus eine gewisse Grundbegabung mitbringt, wird es deutlich schwerer haben. Gerade für Problemorientierte, die aufgrund ihres Naturells in die andere Richtung tendieren, dürfte es herausfordernd sein, sich eine neue Sichtweise anzugewöhnen. 

Die besten Voraussetzungen dürften jene haben, die einen Möglichkeitsdenker in ihrem direkten Umfeld kennen oder sogar mit einem zusammenarbeiten. 

Ich glaube, dass Disziplin und die Bereitschaft, neues Denken einzuüben, nötig sind, um Möglichkeitsdenker zu werden. 

Beispielsweise muss an die Stelle des „Ja aber“ ein „Ja und“ treten. Letztlich bin ich gefragt, ob ich mich verändern will, bereit bin, an mir zu arbeiten.

Vor Kurzem habe ich mir das Thema aus einer anderen Perspektive angesehen. Sie finden den Blog unter der Überschrift Will ich oder will ich nur ein bisschen?

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