Eigentlich ist alles klar. Ich weiß genau, was ich zu tun habe. Aber warum mache ich mich dann nicht ans Werk? Wieso habe ich Ausflüchte, stelle Rückfragen, drücke mich vor dem Auftrag?
Die Antwort ist einfach. Was mir aufgetragen ist, mag ich nicht. Es ist mir unangenehm. Und deshalb tue ich mich schwer, schiebe und verdränge, was das Zeug hält.
Natürlich weiß ich, dass das nicht gut ist. Mir ist auch klar, dass es mir besser gehen wird, wenn ich den Job erledigt habe. Und trotzdem lasse ich die Dinge schleifen.
Der Leitgedanke für den 20. Sonntag nach Trinitatis zielt auf dieses Problem. Im Alten Testament steht ein Satz des Propheten Micha, der klar und deutlich ist:
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“, Micha 6,8.
Gott will, dass ich Liebe und Demut praktiziere und dabei sein Wort beachte. So einfach und so schwer ist das, was von mir gefordert wird.
Sofort stellt sich mir die Frage: Wie sieht das aus?
Was genau heißt: Liebe üben?
Zum einen bedeutet es, dass ich mich jemandem freundlich und unvoreingenommen zuwende, aufmerksam wahrnehme.
Aber auch, dass ich einen Entschluss fasse. Ich entscheide mich meinem Gegenüber wohlzuwollen. Ich tue etwas Gutes. Das kann eine Geste sein oder ein Geschenk. Es geht um mich, meine Haltung und wie Liebe sich in der konkreten Situation ausprägt. Lieben ist zunächst einmal ein Tätigkeitswort.
Aber Vorsicht! Wer Liebe übt, macht sich verletzlich.
Was heißt Demut üben?
Es bedeutet, dass ich meinen Stolz hintanstelle. Mich unterordne. Auf das letzte Wort verzichte. Jemand anderes für dessen Erfolge feiere.
Demut kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet dienstwillig sein, den Mut aufbringen, die Gesinnung eines Dienenden zu haben. Demut ist nach Erich Fromm eine emotionale Haltung, die Voraussetzung dafür, dass ich meine Selbstverliebtheit zu überwinden vermag.
Und sie ist seit Jim Collins Managementklassiker „Der Weg zu den Besten“ eine Führungsqualität.
Was heißt Gottes Wort halten?
In einer Multioptionsgesellschaft ist das vermutlich die umstrittenste Forderung.
Wenn ich den Propheten Micha richtig verstehe, geht es ihm um das Einhalten dessen, was den Menschen seinerzeit als „Wort Gottes“ bekannt war, die Gebote des alten Israels. Seine Zuhörer sollten sich lediglich in Erinnerung rufen, was sie bereits kannten und das dann umsetzen.
Für Christen ist nicht der jüdische Gesetzeskanon verbindlich, sondern die Lehren Jesu und der Apostel. Deutlich wird das in einem theologischen Gespräch, das Jesus mit einem Gesetzeslehrer führte. Ich zitiere aus dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 22 nach der Übersetzung Luther 2017:
Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Matthäus 22,37-40.
Die Forderung, Gottes Wort zu halten, ist demnach nichts anderes, als Gott rundum zu lieben. Und weil ich ihn liebe, deshalb richte ich mich nach dem, was mir in der Beschäftigung mit dem Jesus im Neuen Testament klar wird und setze es in meinem Leben um.
Warum mich das entspannt
Das entspannt meine Lage deutlich. Ich muss mich an kein ausgeklügeltes Regelwerk halten, keine besonderen Vorschriften beachten oder an religiösen Übungen teilnehmen. Es reicht, wenn ich mir Jesus anschaue, mich beispielsweise frage: „Wie würde er sich jetzt verhalten?“
Interesse an weiteren spirituellen Impulsen? Einfach hier klicken. Für andere Artikel klicken sie hier.
Bildquellen
- traffic-signs-ge7029b4e5_1920: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay