November. Draußen ist es kühl, grau und nass. Blicke ich aus dem Fenster, verspüre ich wenig Lust, mich diesem Wetter auszusetzen. Aber nicht nur das. Die Jahreszeit drückt aufs Gemüt. Die sonnigen und warmen Monate sind endgültig vorbei. Leider. Die ersten Schneeschauer an diesem Wochenende kündigen mit Nachdruck den bevorstehenden Winter an.
Heute, am Sonntag vor dem ersten Advent, also am Ende des Kirchenjahres, stehen die Themen Tod und Ewigkeit im Vordergrund. „Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist nach evangelischem Verständnis zugleich Totensonntag und Ewigkeitssonntag. Er ist ein Stück gemeindliche Trauer- und Abschiedskultur“, schreibt Petra Zimmermann im Materialbuch „Im Kirchenjahr leben. Liturgien und Rituale.“
Man könnte auch sagen: Es geht um Abschied und die Hoffnung auf ein Wiedersehen in Gottes ewiger Wirklichkeit.
Gibt es so etwas wie Ewigkeit?
Da die Hälfte der deutschen Bevölkerung keiner Kirche angehört, finde ich es legitim zu fragen, ob die Menschen noch an so etwas wie Ewigkeit glauben. Haben sich die Vorstellungen geändert? Wird der Begriff inzwischen anders gefüllt, als er traditionell im europäischen Kulturraum verstanden wurde? Etwa im buddhistischen oder hinduistischen Verständnis, dem ein zyklisches Weltbild zugrunde liegt? Das würde bedeuten, dass es einen ewigen Kreislauf des Lebens gibt, aus dem so gut wie kein Entrinnen möglich ist.
Ich folge dem biblischen Geschichtsverständnis. Nach meiner Überzeugung gibt es einen Anfangs- und Endpunkt und ein Ziel. Gott steht am Anfang der Geschichte und auch an ihrem Ende.
In den vier Evangelien entwirft Jesus Christus ein sehr konkretes Bild dessen, was kommen wird und wie ich mich darauf einstellen kann. In verschiedene Beispielerzählungen führt er mir das vor Augen.
In einem dieser Bilder geht es um einen vornehmen Hausherrn, der wegen einer Hochzeit verreist ist. Auch wenn der Zeitpunkt unklar ist, sollen seine Bediensteten auf die Rückkehr vorbereitet sein.
Lukas zitiert Jesus mit den Worten:
Ihr sollt so leben wie Diener, die darauf warten, dass ihr Herr von einer Hochzeit zurückkommt. Seid wie sie dienstbereit und achtet darauf, dass eure Lampen brennen. Wenn ihr Herr zurückkommt und klopft, können sie ihm schnell öffnen. Lukas 12, Verse 35 und 36
Ich habe mich gefragt, was diese biblische Aussage bedeutet und inwieweit sie für mich relevant ist. Zwei Begriffe sind mir aufgefallen: dienstbereit und brennende Lampen. Beide möchte ich mir näher anschauen.
Dienstbereit
Ich beschäftige keine Diener und vermute, dass Sie das ebenfalls nicht tun. Aber ich habe beispielsweise aus der britischen TV-Serie Downton Abbey eine recht gute Vorstellung, wie es vor rund einhundert Jahren in einem herrschaftlichen englischen Haushalt zugegangen sein muss.
Wenn es Lord und Lady Grantham beliebte, mussten die Bediensteten bereitstehen. Immer galt es, Haus und Anwesen für unerwarteten Besuch bereit zu halten. Der Rasen vor dem Schloss musste gemäht sein und die Empfangsräume sich in repräsentablem Zustand befinden.
Könnte es Jesus um die innere Haltung gehen, die die Voraussetzung dafür bildet, dass ich jederzeit für ihn empfangsbereit bin? Die brennenden Lampen, von denen die Rede ist, legen das nahe.
Brennende Lampen
Wenn ich abends einen Spaziergang durch unser Städtchen mache, sehe ich viele erleuchtete Fenster. Diese signalisieren mir: Hier ist jemand zu Hause. Die Bewohner haben sich noch nicht schlafen gelegt.
Brennende Lampen waren in der damaligen Kultur auch ein Ausdruck dafür, dass man bereit war, gegebenenfalls Gäste zu empfangen.
Dienstbereitschaft und brennende Lampen sind symbolisch zu verstehen. Es geht darum, dass ich bereit bin, Jesus Christus willkommen zu heißen, wenn er das wahr macht, wovon er in der Bibel spricht. Wenn er in diese Welt zurückkehrt.
Woran der Ewigkeitssonntag mich erinnert
Der Ewigkeitssonntag hält mir mehreres vor Augen:
- Zunächst einmal ist da die bittere Selbstverständlichkeit, dass mein Leben in dieser Welt begrenzt ist. Irgendwann werde ich sterben. Dementsprechend dankbar und verantwortungsvoll sollte ich mit dem Geschenk des Lebens und der Gesundheit umgehen.
- Jesus Christus sagt von sich, dass er am Ende der Zeit in diese Welt zurückkehren wird. Nach biblischem Verständnis wird er dieses zweite Mal in Macht und Herrlichkeit erscheinen. Auf dieses Ereignis läuft die Geschichte zu.
- Es ist meine Aufgabe, bereit zu sein, ihn willkommen heißen zu können. So wie die Dienerschaft aus der TV-Serie Downton Abbey stets für unerwarteten Besuch bereit war, gestalte ich mein Leben so, dass ich Jesus Christus jederzeit gegenübertreten könnte.
- Der Tod ist nicht mein Ende. Für mich gibt es eine Zukunft in Gottes herrlicher Wirklichkeit. Und die ist, – das ist die zweite Bedeutungsvariante des Wortes ewig – umfassend und vollkommen.
Ich wünsche Ihnen heute am Ewigkeitssonntag diese tiefe Gewissheit.
Segen
So weit für heute. Mir bleibt Ihnen dafür zu danken, dass Sie sich einen Moment Zeit für mich genommen haben.
Gerne lade ich Sie ein, mehr über Glaubensthemen zu lesen. Ich empfehle Ihnen beispielsweise den Artikel vom vergangenen Sonntag. Er trägt den Titel „Und plötzlich ist der Nebel da“.
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Wie immer möchte ich Ihnen ein Segen zusprechen. Dieses Segensgebet wird heute am Ende von vielen Gottesdiensten gesprochen.
Ich bete:
Gott heile deine Wunden und stärke deinen Glauben. Gott mache deine Seele heil und tröste dich. Gott geleite dich auf deinem Weg ins Leben. So segne dich Gott, heute, morgen und in Ewigkeit. Amen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag. Bleiben Sie behütet! Bis zum nächsten Mal.
Bildquellen
- pexels-ivan-samkov-8964628: Foto von Ivan Samkov: https://www.pexels.com/de-de/foto/kreuz-emotion-festhalten-religion-8964628/