Was eine Wanderdüne mit Kultur verbindet

Podcast: Was eine Wanderdüne mit Kultur verbindet

Kurz & knapp: Wie bei einer Wanderdüne, so verhält es sich mit der Unternehmenskultur. Sie ist ständig in Bewegung. Gerade in den zurückliegenden Jahren hat sich viel verändert. Manches davon in eine negative Richtung. Worauf sollte ich achten? Was ist besonders wichtig?  

Haben Sie schon einmal Urlaub auf einer Nordseeinsel gemacht? Es gibt dort ein Phänomen, das durch den ständigen Westwind ausgelöst wird: Wanderdünen. Der Wind trägt den Sand ostwärts und häuft ihn an bestimmten Stellen auf. Eine Düne entsteht. Der Wind bläst die Sandkörner den Hang hinauf. Mit der Zeit werden sie über den Kamm geweht und fallen auf der windabgewandten Seite herunter. So wird die Düne auf der einen Seite abgetragen, während sich auf der anderen Seite Sand aufhäuft. Der Standort der Düne verändert sich permanent. Das geschieht langsam und wird nur dann sichtbar, wenn man die Düne über einen größeren Zeitraum beobachtet.

Ein ähnliches Phänomen im Betrieb

Mich hat dieser Vorgang an etwas erinnert, das man in allen Organisationen beobachten kann. Die Unternehmenskultur ist ständig der Veränderung unterworfen. 

Die Gründe dafür sind vielfältig. Mitarbeiter kommen und gehen. Manche Teammitglieder engagieren sich, andere lassen plötzlich die Zügel schleifen. Neue Projekte werden aufgesetzt, bestehende zu Ende geführt oder verworfen. Jede Haltung, jede Handlung nimmt Einfluss auf die Kultur. 

Die zurückliegenden Jahre der Pandemie und die damit verbundene Einführung von mobiler Arbeit auf breiter Front haben zu nachhaltigen Veränderungen geführt. Viele haben das anfangs begrüßt. Inzwischen stellen sich manche Entwicklungen als problematisch heraus. Hier ein paar Beispiele: 

  • Die fehlende Trennung von Privatem und Dienstlichem 
  • Die Vereinsamung von Mitarbeitern 
  • Eine zunehmende innere Distanz zum Unternehmen
  • Probleme mit der Arbeitsdisziplin 
  • Lange Kommunikationswege 

Wie bei der eingangs erwähnten Wanderdüne veränderte beispielsweise das mobile Arbeiten vielerorts die Unternehmenskultur. Jetzt, nachdem wir auf zweieinhalb Jahre Pandemie zurückblicken, fällt die große Tragweite der Veränderungen auf.  

Manch einer hat das mobile Arbeiten für sich entdeckt und tut sich schwer, wieder einer regulären Bürotätigkeit nachzugehen. Andere sind froh, dass sie den Stress des täglichen Berufsverkehrs vermeiden können. Wieder andere kehren gerne aus der Isolation zurück.

In den Großraumbüros des Medienzentrums, in dem ich tätig bin, sind erschreckend viele Schreibtische unbesetzt. Eigentlich müsste es geschäftig wuseln. Stattdessen ziehen 9 von 10 Kollegen die seit kurzem mögliche 60 zu 40 Regelung vor. 60 % im Monat werden mobil gearbeitet. Lediglich 40 % in der Zentrale. Das hat enorme Auswirkungen auf die Kultur des Hauses. Ich finde es sehr interessant, aus erster Hand mitzubekommen, wie das kulturelle Miteinander neu austariert werden muss.  

Für immer verändert

Von Wanderdünen kann man noch einiges andere lernen: Sie verändern permanent die Form, sind ständig in Bewegung und – ganz wichtig – kehren nie wieder zu der Form zurück, die sie einmal gehabt haben. Was gewesen ist, das ist vorbei und wird nie wiederkehren. 

In gleicher Weise hat sich der Arbeitsmarkt und mit ihm die Arbeitskultur für immer verändert. Die Frage lautet: Wie gehe ich mit dieser Tatsache um? Stemme ich mich gegen die Veränderung oder versuche ich, ihr Gutes abzugewinnen?  

Was viele nicht wahrhaben wollen

Mit Blick auf die veränderte Unternehmenskultur hat Jenni Catron, ihrerseits Gründerin und CEO der 4Sight Group, einen interessanten Satz geprägt, der noch in eine etwas andere Richtung weist: „It didn’t break overnight and it won’t be fixed overnight.“ Es ging nicht über Nacht kaputt und es wird sich auch nicht über Nacht reparieren lassen. 

Wer Einfluss nehmen will auf die Teamkultur, muss Geduld und Beharrlichkeit mitbringen. Das gilt in besonderem Maß für die aktuellen Verhältnisse. 

Geduld verstehe ich als die Fähigkeit des langen Atems. Wer geduldig ist, hat akzeptiert, dass Wachstum Zeit braucht. 

Beharrlichkeit hingegen kennzeichnet die Entschlossenheit auch dann dranzubleiben, wenn’s mühsam wird. Der Beharrliche hat seinen Blick auf das Ziel fixiert und nimmt Rückschläge in Kauf.

Wichtig scheint mir, dass beide – Geduld und Beharrlichkeit – zusammenspielen müssen, damit die Transformation der Arbeitskultur gelingen kann. 

Die Rolle der Hoffnung

Noch etwas scheint mir von überragender Bedeutung zu sein: Geduld und Beharrlichkeit beziehen ihre Kraft aus der Hoffnung. Die wiederum gründet sich auf die Vision einer besseren Zukunft. 

Für Jenni Catron bedeutet visionäres Führen, sich selbst und denjenigen, die man führt, die Hoffnung vor Augen zu halten. Ich muss in meiner Rolle als Führungskraft erkennen, dass meine Aufgabe darin besteht, jeden Tag Vision zu vermitteln.

Wenn mir das gelingt, nehme ich in guter Weise Einfluss auf die Unternehmenskultur. Ich kann, um das Bild der Wanderdüne noch einmal zu bemühen, die Richtung beeinflussen, in die sich das Miteinander im Unternehmen entwickelt. Und das sollte nach meinem Dafürhalten allemal den Schweiß der Edlen Wert sein. 

Bevor Sie weiterziehen

Zum gleichen Themenkomplex, aber auch einer anderen Perspektive habe ich vor einiger Zeit geschrieben. Hier ist der Link: Ich wollte nicht ins Museum, aber dann …

Bildquellen

  • pexels-ricardo-esquivel-3027775: Foto von Ricardo Esquivel: https://www.pexels.com/de-de/foto/sanddune-3027775/

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