Kurz & knapp: Es geht um eine Redewendung, die einen Eimer zum Gegenstand hat, und es geht um Verantwortung, der man sich stellt oder nicht.
„The buck stops here“ lautete die Aufschrift eines Schilds, das viele Jahre den Schreibtisch von US-Präsident Harry S. Truman zierte. Der Schriftzug gab eine bekannte amerikanische Redewendung wieder, die man etwa so übersetzen kann: Ich will, dass der vor mir abgestellte Eimer hier stehen bleibt.
Wer diesen Spruch las, wusste, was das zu bedeuten hatte. Hier arbeitet der, der die letzte Verantwortung trägt.
Mit seinen Worten bezog sich Präsident Truman vermutlich auf ein damals beliebtes Spiel unter den politisch Verantwortlichen in Washington. Es war allgemein bekannt als „passing the buck“ oder auch „blame game“.
Gemeint war die weitverbreitete Haltung, selbst keine Verantwortung zu übernehmen. Sie lieber anderen in die Schuhe zu schieben und derweil die eigenen Hände in Unschuld zu waschen.
Ein Mann fürs Grobe übernimmt Verantwortung
„The buck stops here“, waren aber auch die Worte eines anderen prominenten Amerikaners. Chuck Colson, der Sonderberater von Richard Nixon, sagte sie, als er sich schuldig bekannte als einer, der den Watergate Skandal mitzuverantworten hatte.
Wie vor ihm Harry S. Truman, so war Chuck Colson bereit, Verantwortung für das zu übernehmen, was er angerichtet hatte. Die Folge? Der Mann, der den Spitznamen „hatchet man“ (Vollstrecker) trug, der gefürchtet war, weil er das grobe Geschäft erledigte, wurde verurteilt und musste in den Knast. Colson erlebte das jähe Ende seiner Karriere als Anwalt.
Ein irritierender Rat
Das Thema Verantwortung von sich zu weisen oder auf andere abzuschieben, ist so alt wie die Menschheit.
Mich hat neulich ein Rat schockiert. Da wurde jemandem, der einem anderen Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt genommen und so einen Unfall verursacht hatte, allen Ernstes seitens seines Versicherungsagenten geraten, alles abzustreiten. Dabei war der Fall eindeutig. Es gab Zeugen, die den Unfallhergang gesehen hatten.
Warum schieben Menschen Verantwortung weg?
Ich habe mich gefragt, warum Menschen es vorziehen, Verantwortung auf andere abzuwälzen. Hier sind drei mögliche Beweggründe. Sie sollen stellvertretend stehen für viele, die Menschen hindern, Verantwortung zu leben:
1. Scham
Ich glaube, dass manch einer schlicht und einfach beschämt über sich selbst und das eigene Verhalten ist. Was man angerichtet hat, ist so weit von dem entfernt, wofür man steht oder stehen möchte, dass man es nicht wahrhaben will. Hinzu kommen der Gesichtsverlust und die Vorstellung, der Gegenstand des öffentlichen Klatsches zu sein.
Das ist für manche unerträglich und so ziehen sie es vor, sich hinter Ausreden und Schutzbehauptungen zu verstecken. Sie weisen jegliche Form der Verantwortung von sich oder flüchten sich in eine Verweigerungshaltung.
2. Die Angst vor der eigenen Überforderung
Ganz anders verhält es sich mit jenen, die sich überfordert fühlen und es möglicherweise auch sind. Die kein Interesse haben, Verantwortung aufgebürdet zu bekommen, weil es ihnen zu viel ist.
Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben.
Manchmal sind die Dinge derart unklar, dass die Übernahme von Verantwortung nicht infrage kommt. Zu viele offene Fragen und Unwägbarkeiten lassen das Risiko unkalkulierbar werden.
Es gibt aber auch Menschen, die beispielsweise infolge bestimmter Lebensereignisse vorübergehend nicht willens oder in der Lage sind, Verantwortung zu schultern.
3. Wenn der Preis nicht stimmt
Manchmal ist der Grund dafür, dass Verantwortung abgelehnt wird, ein banaler. Die angebotene Entlohnung passt nicht dazu. Mühe und Risiko zahlen sich nicht aus. Folglich winken die Leute ab.
Andere lehnen Verantwortung deswegen ab, weil der Nachteil ihnen größer erscheint als der Vorteil, der entstehen könnte, würden sie Verantwortung übernehmen.
Ein paar persönliche Fragen
Wie gehen Sie mit Verantwortung um? In welche Kategorie fallen Sie? Flüchten Sie in eine Verweigerungshaltung? Sorgen Sie sich vor einer Überforderung? Stimmt der Preis nicht?
Wie gehen sie mit der Verantwortung um, die man an Sie heranträgt und von der man möchte, dass Sie sie annehmen? Und wie behandeln Sie das, was Ihnen unangenehm ist, weil es vielleicht ein Fehlverhalten oder Unvollkommenes offenbart?
Gilt für Sie das, was für Harry Truman und Chuck Colson selbstverständlich war und sich in der Haltung – the buck stops here – Ausdruck verschaffte?
Vielleicht haben Sie in frühen Jahren gelernt, sich vor der Verantwortung wegzuducken oder die Schuld jemandem in die Schuhe zu schieben, anstatt zu ihr zu stehen.
Was würde es bedeuten, wenn Sie zugelassen hätten, dass diese Haltung zu einem Teil Ihrer selbst geworden ist? Ist es dann nicht an der Zeit, das abzulegen, dass Sie es endlich hinter sich lassen?
Das neue Kalenderjahr ist noch jung. Ich fände es eine grandiose Sache, wenn in diesem Jahr in meinem Umfeld mehr Menschen sich dazu entschließen könnten, Verantwortung zu übernehmen, anstatt sie lediglich von anderen einzufordern.
Soweit für heute. Ich bedanke mich für Ihr Interesse an diesem Thema. Sollten Sie noch ein wenig Zeit übrighaben, dann schauen Sie sich gerne auf https://leitenundleben.de um. Ich würde mich freuen, wenn wir in Verbindung bleiben. Sie erreichen mich unter:info@leitenundleben.de. Ich freue mich auf Post! Bis zum nächsten Mal!
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