Ich lache gerne und bei Menschen, die fröhlich sind, fühle ich mich pudelwohl. Außerdem schätze ich ein Arbeitsumfeld, in dem es entspannt zugeht. Damit meine ich eine fröhliche, positive Atmosphäre, in der nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird und die nicht geprägt ist von unnötiger Konkurrenz oder Profilierungsversuchen.
Kann es sein, dass ich nicht der einzige bin, der so denkt? Ich behaupte, dass die meisten Menschen einer fröhlichen und entspannten Arbeitsatmosphäre den Vorzug vor einer „no-nonsense“ Stimmung geben. Dafür gibt es gute Gründe. Über die will ich heute mit Ihnen nachdenken.
Fitness der anderen Art
Wussten Sie, dass beim Lachen gut und gerne 300 Muskeln vom Kopf bis zum Bauch zum Einsatz kommen, davon 17 im Gesicht? Mir ist das neu gewesen. Auch neu war für mich die Erkenntnis, dass Lachen nicht nur die Ausschüttung von Glückshormonen bewirkt, sondern auch gut für das körpereigene Immunsystem ist. Bestimmte Antikörper werden freigesetzt, die für die Abwehr von Bakterien und Viren benötigt werden. Wer lacht, setzt Endorphine frei, die nicht nur die Stimmung des Betreffenden heben, sondern auch das Stresshormon Adrenalin blockieren.
Lachen ist demnach in mehrfacher Hinsicht gesund – eine Erkenntnis, die nicht wirklich neu ist.
Interessant sind meines Erachtens andere Aspekte, die ebenfalls zum Lachen gehören und die ausgesprochen leistungssteigernd wirken. – Wobei ich mich hier nur auf die gesunden Formen des Lachen beziehe, also krankhafte Formen oder den sogenannten befohlenen bzw. „von oben angesetzten Spaß“ ausdrücklich ausschließe.
Lachen dient der sozialen Synchronisation
Menschen sind soziale Wesen und als solche bedienen sie sich des Gelächters, um beispielsweise Rapport zwischen Redner und Zuhörenden herzustellen: Das ist der Grund, warum Redner häufig ihren Vortrag mit einer netten Bemerkung, einer humorvollen Geschichte oder einem Witz beginnen. Das Lachen baut eine Brücke, die den Vortragenden mit seinem Publikum verbindet und über die anschließend Informationen transportiert und Wissen vermittelt werden sollen.
Es hat verschiedene soziale Experimente gegeben, die eindrucksvoll gezeigt haben, wie ansteckend Gelächter sein kann. Wohl am beeindruckendsten ist das minutenlange fröhliche Gelächter eines Kleinkindes, dem sich keiner entziehen kann.
Gelächter hat aber noch eine andere Funktion. Sie signalisiert dem Gegenüber, dass keine Gefahr besteht. Im Gegenteil, die Beziehungen der Einzelnen in der Gruppe sind von Leichtigkeit und Wohlwollen geprägt. Und da wir uns alle nach heilen Situationen sehnen, wirkt Fröhlichkeit ausgesprochen anziehend auf uns.
Lachen als sozialer Klebstoff?
Der Neurologe und Chefarzt, Prof. Jürg Kesselring meint: Lachen ist eine der grundlegendsten Kommunikationsformen des Menschen. Sie tritt gerne als Reaktion auf komische oder erheiternde Situationen auf, aber auch als Entlastung nach überwundenen Gefahren oder zur Abwendung drohender sozialer Konflikte. Kesselring schreibt: „Lachen verstärkt Kameradschaftsgefühle und fördert soziale Bindungen (oft als Antwort auf subtile Verletzungen von sozialen Abmachungen oder Tabus, kalibriert Sitten und Gebräuche, konsolidiert gemeinsame Werte).“[1]
Was hat das alles mit Ihnen und mir zu tun?
Ganz einfach, wenn Sie beispielsweise mit einem Team eine bestimmte Leistung erzielen wollen, dann sind sie gut beraten, die klimatischen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Erteilen Sie dem Wettbewerb im Team eine Absage. Fördern Sie stattdessen Humor! Kultivieren Sie ein fröhliches und entspannte Miteinander. So schaffen Sie die besten Voraussetzungen dafür, dass Menschen sich öffnen können, wagemutiger und experimentierfreudiger werden. In einer fröhlichen Atmosphäre geht die Arbeit leichter von der Hand. Die Ressourcen der Mitarbeitenden können leichter auf das Wesentliche gelenkt werden. Und, ganz wichtig, im Schutz eines wohlwollenden Miteinanders kann man es sich leisten, Fehler zu begehen. Letzteres ist eine wichtige Voraussetzung, um voranzukommen.
Ein Wort der Vorsicht
Zum Schluss möchte ich Prof. Kesselring noch einmal mit einer ernsten Warnung zu Wort kommen lassen: Lachen kann auch gegenteilige Wirkungen bei denen entfalten, die nicht zur Gruppe gehören. Man fühlt sich ausgelacht. Aus der Sicht des Verlachten kann das zu einer demütigenden, ehrverletzenden Waffe werden.
Was Sie tun können
Ich habe zwei einfache und sehr wirksame Tipps für Sie:
- Achten Sie also darauf, dass alle eingebunden sind!
- Nehmen Sie sich selbst nicht zu wichtig. Lachen Sie vielmehr auch öffentlich über Sie selber. Das ist unverfänglich. Außerdem zeigen Sie, dass Sie verletzlich und damit nahbar sind.
[1] Schweiz Med Forum 2011;11(40):696
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