Die Tage bin ich auf YouTube über einen alten Werbespot gestolpert. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die heiter-ironische Sparkassenwerbung „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ aus dem Jahr 1995, in der sich zwei ehemalige Schulfreunde treffen und gegenseitig mit ihren Besitztümern übertrumpfen. Aufgelöst wird das Ganze mit dem flotten Spruch: Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.
Was die Sparkassenwerbung seinerzeit herrlich auf den Punkt gebracht hat, ist ein Phänomen, das so alt ist wie die Menschheit. Tief in einem jeden von uns steckt das Bedürfnis, sich mit anderen zu vergleichen.
Klar, es gibt harmlose Vergleiche. In der Schule haben wir uns gefragt, wer der Schnellste im Sportunterricht ist oder im Schwimmbad am längsten tauchen kann.
Eine überraschende Studie
Es gibt aber auch Vergleiche, die verstörend sind. Vergangenes Jahr habe ich während der Olympischen Spiele in Paris von einer Studie gehört, der zu Folge herausgefunden wurde, dass die Gewinner von Silbermedaillen weniger zufrieden sind als die von Bronzemedaillen.
Der Grund dafür ist einfach erklärt: Wer den zweiten Platz erreicht hat, vergleicht sich mit dem Sieger und ärgert sich häufig darüber, es nicht auf den ersten Platz geschafft zu haben. Der Vergleich mit demjenigen, der besser gewesen ist, macht im Nachhinein unzufrieden. Derweil sind die meisten Bronzegewinner froh darüber, überhaupt einen Podestplatz erkämpft zu haben.
Schlussendlich gibt es Vergleiche, die toxischer Natur sind. Das wohl älteste Beispiel dafür findet man in der Bibel gleich im 4. Kapitel des Buchs Genesis: Der Mord von Abel durch seinen Bruder Kain, weil er sich von Gott benachteiligt gefühlt hat.
Mich führt das zur naheliegenden Frage: Wie ist das bei mir? Mit wem vergleiche ich mich? Mit dem, der oder die besser als ich ist oder mit jenen, die nicht so gut sind?
Nachfolgend greife ich Gedanken von Dan Reiland auf, der zu diesem Thema geschrieben hat.
Vergleiche nach unten:
Vergleiche ich „nach unten“, schreibt Dan Reiland, schaue ich auf jemanden, der weniger als ich besitzt oder weniger erreicht hat.
Das kann mein Selbstwertgefühl zunächst einmal steigern. Aber diese Art des Vergleichens birgt einen erheblichen Nachteil: Wenn ich so denke, errichte ich mein Lebenshaus auf einem Sandfundament, denn ich vermittle mir selbst ein falsches Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden. Dieses Gefühl ist bestenfalls flüchtig!
Es gibt noch einen Nachteil: In dem ich „nach unten“ vergleiche, brauche ich nicht an mir selbst zu arbeiten. Vergleiche ich mich ständig mit anderen, die weniger begabt sind, kann ich mich ungewollt oder unbewusst erhöhen. Ich werde blind für die Notwendigkeit, zu lernen, zu wachsen und besser zu werden. Das wiederum kann auf die Dauer zum Verhängnis werden.
Vergleiche nach oben:
In diesem Fall vergleiche ich mich mit jemandem, der oder die mehr besitzt oder erreicht hat. Auch das kann unerwünschte Folgen nach sich ziehen.
- Beispielsweise kann es mein Gefühl der Dankbarkeit mindern. – Konzentriere ich mich auf das, was ich nicht habe, macht mich das weniger dankbar für das, was ich habe.
- Es schwächt mein Selbstwertgefühl. – Mich an Vorbildern zu orientieren, die es weiter gebracht haben als man selbst, kann gut sein. Aber Vorsicht! Ich muss mir meiner selbst bewusst bleiben, mir treu sein.
- Es vermindert Zufriedenheitsgefühl. – Der ständige Wunsch nach mehr kann mir die persönliche Zufriedenheit rauben.
- Mein Selbstvertrauen nimmt ab. – Ich muss mich davor hüten, mich mit anderen zu vergleichen, weil ich nach mehr strebe und nicht mein bestes Selbst sein will. Dieses ständige Streben schwächt mein Selbstvertrauen.
- Es raubt mir meinen inneren Frieden. – Eifersucht oder Neid auf diejenigen, die mehr erreichen als ich, kann mir den inneren Frieden rauben.
Was ich gegen das ständige Vergleichen tun kann
Bleibt die Frage: Muss ich mich dem Drang geschlagen geben, weil das ständige Vergleichen ach so menschlich ist? Was, wenn überhaupt, kann ich gegen aufkeimenden Neid tun? Wie soll ich mich verhalten?
Es gibt tatsächlich ein Mittel, das dauerhaft helfen kann. Es kostet mich keinen Cent; lediglich einen Haltungswechsel.
Das Mittel der Wahl gegen den Drang, ständig vergleichen zu müssen, ist die Haltung der Dankbarkeit. Mit ihrer Hilfe kann ich mich über meine kleinen und größeren Erfolge ebenso freuen wie über die meines Gegenübers. Mit Dankbarkeit kann ich das feiern, was bereits geworden ist und zuversichtlich meinem Ziel entgegenstreben.
Das Schöne an Dankbarkeit ist, dass sie nicht aus dem Mangel, sondern der Fülle schöpft. Sie verbreitet eine zutiefst positive Energie, die auf andere überzuspringen vermag und auch deren Leben bereichern kann.
Dankbarkeit fängt im Kleinen an. Sie erkennt und würdigt eine freundliche Geste. Sie spürt die warmen Sonnenstrahlen und freut sich darüber, dass der Frühling begonnen hat. Sie hält inne und genießt den Moment, anstatt zum nächsten Ziel zu hetzen.Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein persönliches Wort. Als jemand, der lange Zeit leistungs- und wettbewerbsorientiert gedacht hat, kann ich bestätigen, dass ich beste Erfahrungen mit Dankbarkeit gemacht habe. Letztlich hat sie mir eine neue Lebensqualität vermittelt. – Etwas, das ich heute für kein Geld der Welt missen möchte.
Damit zu Ihnen. Wie gehen Sie mit diesem Thema um? Haben Sie einen Weg heraus aus dem Drang des vergleichen Müssens entdeckt? Wie sieht Ihre Strategie aus und welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Ich freue mich von Ihnen zu hören. Schreiben Sie mir. Bitte nutzen Sie das Kontaktformular.
Nun bleibt mir Ihnen noch einen guten Tag und eine produktive Woche zu wünschen. Bis zum nächsten Mal.
Bildquellen
- pexels-shvetsa-4557879: Foto von Anna Shvets: https://www.pexels.com