Warum ist Selbstreflexion so schwierig?

Podcast: Warum ist Selbstreflexion so schwierig?

Kurz & knapp: Nachfolgend beschreibe ich, wie man dafür sorgen kann, dass mein Handeln nachhaltig ist. Jennifer Portis zeigt an einer Forschungsarbeit hilfreiche Tipps für meinen Alltag.

Vor ein paar Tagen hat ein ehemaliger Kollege mich auf ein Thema gestoßen, dass ich immer wieder einmal am Rand gestreift habe. Er schlug vor, darüber zu schreiben, warum man sich Zeit zum Nachdenken nehmen sollte; vor allem für die kritische Auseinandersetzung mit sich selbst. 

Blicke ich um mich und auch auf mein eigenes Verhalten, entdecke ich ein paar Verhaltensweisen, die mit den Forschungserkenntnissen von Giada Di StefanoFrancesca GinoGary Pisano und Bradley Staats übereinstimmen. Die Autoren hatten das Verhalten von Mitarbeitern von Call Centern untersucht. Jennifer Porter hat 2017 in einem Artikel der Harvard Business Review  darüber geschrieben. 

Nachfolgend präsentiere ich einige ihrer Erkenntnisse und ergänze sie durch eigene Gedanken. 

Manche Führungskräfte verstehen den Prozess der Selbstreflexion nicht  

Klar, wer nicht weiß, wie er das anstellen soll, kommt beim Thema Selbstreflexion nicht weit. Wie soll das vonstatten gehen? Was muss ich tun? 

Es beginnt damit, dass ich mir dafür bewusst Zeit nehme und die Stille suche. Für jemanden, der permanent unter Strom steht, ist das bereits eine kaum zu überwindende Hürde. Denn Selbstreflexion kann sich anfühlen wie Untätigkeit. 

In gewisser Weise muss ich den Drang in mir überwinden und mich zur Ruhe zwingen.

Dieser Prozess ist unangenehm

Auf die innere Bremse treten, still werden und die Vogelperspektive einnehmen, kann herausfordern. Vor allem dann, wenn mir das, was ich dann erkenne nicht gefällt. 

Selbstreflexion bedeutet, das Gute und das weniger Gute betrachten und sich fragen, warum etwas gelungen ist – oder nicht. Porter schreibt: „…das kann auch zu Gefühlen des Unbehagens, der Verletzlichkeit, der Abwehrhaltung und der Irritation führen.“ 

Das bringt mich zum nächsten Punkt:

Führungskräfte mögen nicht, was die Selbstreflexion zutage fördert 

Erfolge werden schnell abgetan, Misserfolge ignoriert. Das liegt auch daran, dass letztere mit Unwohlsein und sogar Schmerzen verbunden sein können. – Wer würde sich dem freiwillig aussetzen wollen? Andere, schreibt Porter, reagieren mit Ausreden. Wie auch immer, wer sich den eigenen Fehlern nicht stellt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. 

Der Drang zur Tat

 Erfolgreiche Manager haben die Tendenz aktiv zu werden, zu zupacken. Der Drang, irgendetwas zu tun, ist überwältigend. Er vermittelt das trügerische Gefühl, produktiv zu sein. Das Problem besteht darin, dass allgemeine und unreflektierte Geschäftigkeit nicht zielführend ist.

Ich erinnere mich an einen Vorstandsvorsitzenden, dem man eigene Probleme nicht schildern konnte, weil er sich sofort genötigt füllte, irgendwie für mich zu handeln. Und das hat häufig die Lage verschlimmbessert. – Das nenne ich das umgekehrte Papa-Syndrom. Mehr dazu habe ich kürzlich in einem Artikel ausgeführt. 

Was ich tun kann

Jennifer Porter schlägt vor, sich im Rahmen des Selbstreflexions-Prozesses ein paar Fragen zu stellen.

  • Was vermeide ich?
  • Wie kann ich meinen Kollegen helfen, ihre Ziele zu erreichen?
  • Wie helfe ich ihnen nicht oder behindere sogar ihre Fortschritte?
  • Wie trage ich dazu bei, dass meine Beziehungen bei der Arbeit am wenigsten Spaß machen? 
  • Wie hätte ich in einer kürzlichen Besprechung effektiver sein können? 

Ich finde zielgerichtete Fragen, wie diese ausgesprochen hilfreich.

Ein anderer Weg

Michael Hyatts verfolgt einen anderen Ansatz. Wer sein Buch lesen möchte, findet hier denn Link. Seine Formel lautet: 3 x 3 x 3. Ein wenig vereinfacht könnte man sagen: Drei große Aufgaben pro Tag, drei für die Woche und 3 fürs Quartal. Einhergehend mit dieser übersichtlichen Aufgabenmenge empfiehlt er die sorgfältige und systematische Analyse dessen, was wie und mit welchem Aufwand geleistet wurde. 

Für diese Analyse ist es wichtig, dass ich mir Zeit nehme. Am besten ist es, wenn ich im Kalender dafür Termine blockiere. Vor allem Randzeiten bieten sich an. Damit meine ich Tageszeiten, in denen mögliche Störungen selten sind. 

Zielführend ist es, klein zu beginnen. Ich denke an die 3 Tagesziele. In einem nächsten Schritt eignen sich die Wochenziele und schließlich Quartalsziele.  

Warum ich diese Methode empfehle

In meiner Rolle als Führungskraft finde ich mich schnell in der Situation wieder, dass ich zum Getriebenen der Umstände und meiner eigenen Ansprüche gerate. Es gibt einfach zu viel zu tun. Die Menge der Aufgaben nötigt mich, ständig aus der Hüfte zu schießen. 

Das aber sollte mit aller Kraft vermieden werden, denn im gestreckten Galopp ist es unmöglich, überlegt zu handeln. Jennifer Portis zitiert Managementguru Peter Drucker mit dessen weisen Worten: „Auf effektives Handeln folgt ruhiges Nachdenken. Aus der ruhigen Reflexion wird ein noch effektiveres Handeln folgen.“ 

Bildquellen

  • pexels-daffa-rayhan-zein-694458(1): Foto von Daffa Rayhan Zein: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-in-grauer-scheisse-sitzt-auf-rock-boulder-694458/

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