Warum für viele Innovation ein Problem ist

Podcast: Warum für viele Innovation ein Problem ist

Kurz & knapp: Warum sind Neuerungen für so viele Mitarbeiter ein Problem? Ich habe mich das immer wieder gefragt. Eine mögliche Antwort habe ich bei Gary Hamel und C. K. Prahalad gefunden. 

Habe ich Sie mit der Überschrift neugierig gemacht? Dann möchte ich Ihnen ein Experiment vorstellen. 

Affen lieben Bananen, sagt man. Aber sind sie auch bereit, ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, um als Belohnung die Früchte genießen zu können? Diese Frage sollen sich einige Forscher gestellt und ein Experiment ersonnen haben, um herauszufinden, wie es um die Entschlossenheit der Tiere steht. Anders gesagt: Wie sehr motiviert der Anblick einer Belohnung in Greifweite?

So viel vorneweg: Was der Versuch zutage gefördert hat, findet seine Parallelen in der menschlichen Gesellschaft. Und das sowohl im Arbeitsumfeld wie auch im Privatleben. 

Die Professoren Gary Hamel und C. K. Prahalad schreiben über dieses Experiment in ihrem Buch Competing For The Future. Leider gibt es für diesen Klassiker aus dem Jahre 1996 keine deutsche Übersetzung. 

Ein bahnbrechendes Experiment

Die Autoren erzählen die Geschichte eines Experiments mit einigen Affen. 

In einem Käfig befand sich eine Latte mit Bananen an der Spitze. Kaum hatten die Tiere die Bananen gesehen, da kletterte ein Affe die Stange empor, um sich eine Frucht zu holen. Als er jedoch nach der leckeren Frucht griff, wurde er mit kaltem Wasser übergossen. Der Affe kreischte und zog sich zurück. 

Der Reihe nach versuchten die übrigen Affen ebenfalls ihr Glück. Jedes Tier bekam eine kalte Dusche. Schließlich gaben sie auf. 

Die Forscher tauschten einen der ursprünglichen Affen durch einen neuen aus. Auch dieser versuchte, sich die Bananen zu holen, wurde aber von den anderen Tieren unter großem Geschrei daran gehindert. Nach mehreren Anläufen gab der neue Affe auf. 

Mit der Zeit ersetzten die Forscher alle ursprünglichen Affen. Tatsächlich, sobald ein neuer Affe eingeführt wurde, hinderten ihn die anderen, nach der Banane zu greifen. Schließlich war keiner der ursprünglichen Affen mehr im Käfig. Und das ist an dieser Stelle von besonderer Bedeutung: Noch nie waren die jetzt im Käfig befindlichen Affen von einer kalten Dusche durchnässt worden. Trotzdem wagte keines der Tiere, die Stange emporzuklettern, um sich die Bananen einzuverleiben.

Ein weitverbreitetes Phänomen 

Als ich diese Geschichte las, klingelte es bei mir. Das kennst du aus anderen Zusammenhängen, ging es mir durch den Kopf. Dazu ein Beispiel: 

Überall begegnen mir Verhaltensregeln und Arbeitsprozesse, die schon sehr lange Bestand haben. Frage ich nach, ernte ich Achselzucken. Ich kann mir vorstellen, dass auch Sie Zeiten kennen, in denen Sie Ihre Eltern, Lehrer oder Vorgesetzten gefragt haben, warum etwas auf eine bestimmte Art und Weise gemacht wird, und Sie eine Version von „So machen wir das eben“ oder „So ist es eben“ zur Antwort bekamen.

Warum ist das so? Warum tun wir Dinge, die wir nicht verstehen? Liegt das daran, dass alle sie tun? Kann es sein, dass es in der menschlichen Natur liegt, die Altvorderen unreflektiert zu imitieren? Oder will man lediglich dem sozialen Druck ausweichen? 

Manchmal treibt mich die Sorge um, dass solches Gebaren Innovationen hemmt. Und deshalb frage ich mich, wie man diesem Verhalten effektiv begegnen kann?  

Ich habe da eine Idee! Einen konkreten Vorschlag, der weiterbringen könnte.

Eine simple Idee

Wie wäre das, wenn Sie als Teil des Onboarding-Prozesses neue Mitarbeiter mit einer besonderen Aufgabe betrauen. Anders als ihre lang gedienten Kollegen, die häufig an Betriebsblindheit leiden, sehen die Neuen vieles aus einer unverbrauchten Perspektive. Genau diesen Schatz sollten Sie heben. 

Um den sozialen Druck (Du darfst solche Fragen nicht stellen. Das ziemt sich für deine Stellung im Unternehmen nicht. etc.)  auszuhebeln, könnten Sie beispielsweise ein System etablieren. 

Geben Sie den neuen Mitarbeitern am neunzigsten Arbeitstag die Aufgabe, bis zum einhundertsten Tag auf ihr Arbeitsumfeld zu schauen und kritische Fragen zu stellen. Beispielsweise: Warum tun wir das, was wir tun auf diese Weise? Warum müssen die Prozesse X und Y so ablaufen? Wäre diese oder jene „Abkürzung“ nicht hilfreich, um Aufwand, Zeit und Kosten zu reduzieren?

Eine solche Aktion müsste natürlich gut vorbereitet sein. Es wäre wichtig, im Vorfeld alle beteiligten Vorgesetzten und bis zu einem gewissen Maß auch die Belegschaft einzubinden. Würde das nicht geschehen, könnten Missverständnisse und Irritationen die Folge sein. Etwa nach dem Motto: Kaum hier stellt X oder Y alles infrage. Was bildet sich der oder die ein? 

Machen Sie die Aktion zu einem regulären Bestandteil des unternehmensinternen KVP (kontinuierlichen Verbesserungsprozesses) und erweitern Sie nach ersten eigenen Erfahrungen die Idee auf das Stammpersonal. Sie könnten diese Frage Teil der jährlichen Mitarbeitergespräche und Boxenstopps werden lassen. 

Soweit für dieses Mal. Mehr zum Thema Führung finden Sie hier. Folgen Sie dem Link oder navigieren sie oben auf der Seite zum entsprechenden Reiter „leiten“

Bildquellen

  • pexels-oleksandr-pidvalnyi-321552: Foto von Oleksandr Pidvalnyi: https://www.pexels.com/de-de/foto/brauner-affe-321552/

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