Wer hat nicht schon einmal darüber nachgedacht, die Stelle zu wechseln. Manch einer hat seine Neuorientierung gerade hinter sich, ist aber unzufrieden mit dem neuen Arbeitgeber. Andere überlegen schon lange und fragen sich: Gibt es einen idealen Zeitpunkt für den Wechsel?
Ich möchte an dieser Stelle einige Ideen aufgreifen, die der kanadische Autor und Blogger Carey Nieuwhof einmal geäußert hat und aus meiner Sicht ergänzen.
Das erste und augenscheinlichste Indiz lässt sich folgendermaßen beschreiben:
Meine Leidenschaft ist weg
Nieuwhof meint, dass es kein Beinbruch ist, wenn einem vorübergehend die Leidenschaft abhandenkommt. Dieser Umstand könne auf ein anderes Problem weisen, schreibt er: beispielsweise auf eine persönliche Überforderung – oder er könne sogar ein erstes Signal sein für eine drohende Erschöpfungsdepression.
Wenn die Passion im Beruf dauerhaft fehlt, in anderen Lebensbereichen jedoch noch da ist, sollte ich hellhörig werden. Vielleicht ist es dann angesagt, über neue berufliche Herausforderungen nachzudenken.
Für bedenkenswert halte ich Nieuwhofs Begründung: Leidenschaftslose Führungskräfte sind ineffektiv.
Im Unternehmen gibt es keine andere Rolle, die mich begeistern würde
Leider viel zu selten wird die Möglichkeit in Betracht gezogen, innerhalb des Unternehmens eine neue Aufgabe zu übernehmen. Dabei könnte genau dieser Schritt zu neuem Schwung und Freude an der Arbeit führen.
Ich habe einige Beispiele vor Augen. Kollegen haben genau diesen Weg erfolgreich einschlagen und erlebt, dass die neuen Aufgaben sie in guter Weise herausgefordert haben.
Sollten sich – aus was für Gründen auch immer – keine Alternativen in der Firma bieten, ist ein Wechsel vermutlich der beste Weg aus der Krise.
Was ich an Veränderungen umsetzen wollte, habe ich geschafft
„Ich habe erreicht, was ich zu erreichen mir vorgenommen hatte.“ Diese, wie ich finde, sehr befriedigende Erkenntnis kann zum Auslöser einer Neuorientierung werden. Es kann aber sein, dass die persönliche Reflexion etwas anderes zutage fördert: nämlich die Einsicht, dass ich alles erreicht habe, was mir unter den gegebenen Umständen möglich gewesen ist. Auch dann ist ein Stellenwechsel ein guter nächster Schritt.
Meine Vision und die des Unternehmens passen nicht mehr zusammen
Im Regelfall verändern wir uns mit der Zeit. Die Folge dessen ist, dass sich das auch auf unsere Interessen auswirkt. Andere Themen rücken in den Fokus. Das ist ein normaler Vorgang.
Allerdings kann dieses Wachstum dazu führen, dass ich mich innerlich von dem entferne, was im Betrieb Priorität genießt. Früher oder später führt das zu Spannungen. Denn wie kann ich ein Team oder die Belegschaft einer Organisation in eine bestimmte Richtung führen, wenn ich selber nicht mehr mit voller Kraft in derselben unterwegs bin?
Es ist gut, den Mut aufzubringen und sich darüber klar zu werden, wer ich bin und was mir wichtig ist. Und, ja, vielleicht ist eine berufliche Veränderung tatsächlich angesagt.
Eng damit verbunden ist der nächste Punkt:
Ich fühle mich wie ein Fisch außerhalb des Wassers
Nieuwhof beschreibt folgendes Phänomen: „But as time goes on, you change or the organization changes. Maybe your values shift. Or as you grow as a leader, you morph into a different kind of leader than you used to be.“ – Aber im Laufe der Zeit verändern Sie sich oder die Organisation. Vielleicht ändern sich Ihre Werte. Oder Sie entwickeln sich als Führungskraft weiter und werden zu einer anderen Art von Führungskraft, als Sie es früher waren.
Es wird immer deutlicher: Meine Stelle und ich passen nicht mehr zueinander.
Anderswo passiert Spannenderes
Der legendäre Guillermo Mordillo hat einmal ein treffendes Bild gezeichnet. Zu sehen sind vier Kühe, die friedlich auf einer Insel in vier abgezäunten Feldern weiden. Jede Kuh streckt ihren Kopf durch die Abzäunung, um ans Gras jenseits des Zauns zu gelangen. Unter dem Bild steht der lapidare Satz: Drüben ist das Gras grüner. Immer.
Was Mordillo in humorvoller Weise auf den Punkt bringt, ist nach meinem Dafürhalten eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Mein Schielen auf andere Spielwiesen können ein Anzeichen dafür sein, dass es an der Zeit ist, mir ernste Fragen zu stellen.
Der innere Freundeskreis stimmt zu
Einen Rat von Carey Nieuwhof finde ich besonders hilfreich. Er schreibt, dass manchmal der Blick eines Außenstehenden hilft. Deswegen ist es gut, einen kleinen Kreis enger Vertrauter zu haben, denen ich erlaube, in mein Leben hineinzusprechen. Die Rede ist von 3-5 Personen, die mich kennen und schätzen.
Zwei Lesetipps
Hier geht es zu einem Artikel, der das Thema von einer anderen Seite her betrachtet.
Vor einiger Zeit ist ein Buch von Carey Nieuwhof in deutscher Sprache erschienen. Es trägt den Titel „Eisberg voraus!“ und wird von Francke verlegt. Hier ist der Link zum Buch. Er beschreibt „7 Herausforderungen, die uns kalt erwischen, obwohl sie zu erwarten waren.“ – Ich werde bald das Buch hier vorstellen.
Bildquellen
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