Steven Covey hat in seinem Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“ diesen Gedanken populär gemacht. Er empfiehlt, das eigene Wirken vom Ende her zu denken. Was soll übrig bleiben? Wie lautet das Vermächtnis, das man hinterlässt?
Vergangenen Donnerstag habe ich am Grab eines Mannes gestanden, der genau das gelebt hat. Dolf van de Vegte ist ein Geschäftsfreund aus den Niederlanden gewesen, ein Unternehmer mit großer Vision und mindestens genauso großzügiger Lebenseinstellung. Er hat mir in vieler Hinsicht gutgetan. Seine stille, freundliche Art und sein ruhiges Streben nach dem, was ihm wichtig war, hat mich beeindruckt. Es hat mich dazu gebracht, über das nachzudenken, was Covey seinerzeit schrieb: Was soll am Ende übrig bleiben?
1. Klarheit schaffen
Vom Ende her denken sorgt für Klarheit im Kopf und im Handeln. Wie von alleine und nahezu mühelos sortiert sich Unwichtiges von Wesentlichem, wenn man vom Ergebnis kommend denkt und handelt. Die Klarheit, die diese Perspektive mit sich bringt, bewahrt einen auch vor manchem Umweg.
2. Versöhnte Beziehungen leben
Wer vom Ende her denkt, priorisiert versöhnte Beziehungen, denn er weiß, dass bei allem Wettbewerb es wichtig ist, die Brücken zu anderen Menschen, also auch zu Mitbewerbern, offen zu halten.
Versöhnte Beziehungen beginnen zu Hause, im engsten Kreis, jenseits der Öffentlichkeit.
3. Klären, wer wirklich wichtig ist
Mein Kollege Glenn Carlson, der mich zur Trauerfeier von Dolf van de Vegte begleitete, meinte nachher, als wir über das herzerschütternde Weinen eines Enkels am Grab sprachen: „Dolf hat etwas richtig gemacht. Er hat nicht nur große Projekte lanciert. Er hat auch im Leben seiner Kindeskinder eine Rolle gespielt. Jetzt vermissen ihn seine Enkel.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
4. Dankbarkeit
Dankbarkeit ist eine besonders gut wahrnehmbare Form versöhnter Beziehungen. Sie ist anziehend. Das liegt auch daran, dass dankbare Menschen in der Regel sich bewusst diese Haltung angewöhnt haben. Sie haben die Entscheidung getroffen, zufrieden zu sein.
Echte Dankbarkeit am Ende eines Lebens signalisiert, dass etwas Wesentliches gelungen ist. Und ist das nicht das, wonach wir alle streben: ein gelungenes Leben?
Überdies zeigt Dankbarkeit, dass Prioritäten gut gewählt wurden:
5. Prioritäten setzen
Die Australierin Bronnie Ware hat als Krankenschwester auf der Palliativstation eines Krankenhauses gearbeitet (Ich habe vor längerer Zeit über sie geschrieben. Hier ist der Link). Ihre Erfahrungen aus der Betreuung sterbender Menschen hielt sie in ihrem Blog fest. Später veröffentlichte sie ein Buch, dessen deutsche Übersetzung im März 2013 unter dem Titel „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“, erschien ist.
Kurz und knapp: Niemand hat es bereut, nicht noch länger im Büro gearbeitet zu haben. Dafür haben viele es bedauert, nicht den Mut aufgebracht zu haben, ihr eigenes Leben zu leben.
Sich über das bewusst zu werden, wer man am Ende sein will und darauf zielstrebig zuzuleben, erspart viele traurige Momente.
6. Der Berufung folgen
Zurück zu meinem Geschäftsfreund Dolf van de Vegte: In seinem Fall gibt es noch einen Faktor zu bedenken, ohne den sein Leben und Handeln kaum zu verstehen sind. Er lebte seine Berufung. Tief in seinem christlichen Glauben verwurzelt, wirkte sie sich auf jeden Aspekt seines Lebens und Arbeitens aus.
Früh in seinem beruflichen Werdegang hatte Dolf van de Vegte für sich die Warum- und Wozu-Fragen geklärt. Das gab ihm Kraft und Klarheit, privat und beruflich gute Entscheidungen zu treffen.
Hut ab, Dolf, für dein Vorbild!
Bildquellen
- Dolf van de Vegte: Mit freundlicher Genehmigung von Family 7