Viel zu viel Angriffsfläche

Podcast: Viel zu viel Angriffsfläche

Vergangene Woche habe ich über das Thema Wer Neues anpacken will, muss loslassen nachgedacht. Heute möchte ich noch einmal darauf zu sprechen kommen. Dieses Mal jedoch aus einem anderen Blickwinkel. 

Lassen Sie mich dazu zwei kurze Begebenheiten schildern:

„Der Baum steht in exponierter Lage. Er bietet dem Wind zu viel Angriffsfläche.“ Das war die Einschätzung eines Fachmanns gewesen, der den Schaden nach einem heftigen Gewittersturm im vergangenen Sommer begutachtet hatte. 

Vor mir lag einer der tragenden Äste eines großen Apfelbaums. Er war von einer Böe erfasst worden und abgebrochen. Der vormals ebenmäßig gewachsene Baum hatte jetzt ein hässliches Loch auf der Wetterseite. 

„Schwere Stürme sind im Sommer für Laubbäume deutlich gefährlicher als im Winter. Das liegt an den Blättern, die dem Wind mehr Angriffsfläche bieten und an den Früchten, die für zusätzliches Gewicht sorgen“ erklärte mir der Landschaftsgärtner.

Sturm Zoltan wütet über Deutschland

Vor einigen Wochen raste Sturm Zoltan über Deutschland hinweg und brachte jede Menge Regen, Überschwemmungen und Sturmschäden mit sich. Dem besagten Apfelbaum konnte Zoltan nichts anhaben. Ohne Blätter und Früchte hielt er dem Wintersturm problemlos stand. Dafür entwurzelte Zoltan zwei hoch aufgeschossene Laubbäume auf unserem Nachbargrundstück. 

Wieder hatte der Fachmann eine schlüssige Erklärung für das, was passiert war: „Diese Flachwurzler können dem Wind nicht standhalten. Dafür sind sie zu schnell zu hoch gewachsen.“ 

Im Nachhinein bin ich dankbar, dass der Sturm die beiden Bäume in eine für unser Haus günstige Richtung umgeworfen hat. Ich möchte mir nicht ausmalen was hätte geschehen können, wären die Bäume in die andere Richtung gefallen! 

Was mich zum Nachdenken brachte

Äste brechen ab und Bäume fallen um, weil sie der Windlast nicht gewachsen sind. Mich hat das zum Nachdenken angeregt.

Vielleicht geht es um mehr als nur das Loslassen dessen, was gewesen ist. Kann es sein, dass die vielen Dinge, die wir im Leben mit uns tragen (und möglicherweise sogar ertragen), uns im Moment der Krise über die Maßen belasten und so zu einem Problem werden? 

Ich schreibe hier ausdrücklich nicht von Problemen und Belastungen, die mir durch andere zugefügt worden sind. Es geht mir vielmehr um das, was im Laufe meines Lebens geworden ist. Um im Bild zu bleiben: die vielen Blätter und die Früchte meines Wohlstands. Die bieten nämlich reichlich Angriffsfläche für die Stürme des Lebens. 

Ich weiß, dass es Situationen gibt, in denen man sich ungewöhnlichen Herausforderungen stellen muss. Solche Phasen bringt das Leben mit sich. Aber besondere Lasten sind in der Regel ein vorübergehendes Phänomen. 

Zum Problem werden können die dauerhaften Belastungen, die ich mir über die Zeit aufbürde. Beispielsweise der eine oder andere Kredit, den ich bedienen muss, weil ich gemeint habe, mir etwas leisten zu sollen, was im Grunde genommen unnötig gewesen ist. 

Was kann ich tun?

Ich glaube, dass es in größeren Abständen gut ist einen Schritt zurückzutreten und aus einiger Distanz ein paar Fragen zu stellen. Beispielsweise diese:

  • Werde ich in der Lage sein, diese oder jene finanzielle, emotionale oder sonstige Belastung auch in stürmischen Zeiten zu bedienen?
  • Kann es sein, dass ich einen Ast absägen muss, um Integrität und Widerstandsfähigkeit des Gesamten sicherzustellen? 
  • Wo setze ich an?

Die Beantwortung solcher Fragen erfordert Mut. Was ist, wenn mir die Antwort nicht schmeckt? 

Und doch erinnert mich der Apfelbaum täglich daran, dass ich gut daran tue, vorausschauend und mit Umsicht mein Leben zu gestalten. So viel ist gewiss: Stürme sind normale Wetterphänomene, die immer wieder auftreten können. Besser, ich stelle mich frühzeitig auf sie ein und ergreife angemessene Maßnahmen. 

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