Und wie geht es Ihnen damit? Haben Sie sich im Griff? Immer?
Wenn das der Fall ist, beglückwünsche ich Sie. Großartig! Sie können sich meiner Bewunderung sicher sein.
Das wachsame Kameraauge
Mindestens einmal in der Woche kaufe ich mit meiner Frau zusammen im örtlichen Supermarkt ein. Vor einiger Zeit ist mir etwas Sonderbares aufgefallen.
An einer Stelle überwacht eine Kamera das Geschehen. Sie ahnen es vielleicht: Die Kamera ist so positioniert, dass sie vor dem Stand mit der besonders leckeren Sorte Schokolade dafür sorgt, dass Recht und Ordnung eingehalten werden.
Leider scheint diese Maßnahme erforderlich zu sein.
Normalerweise bin ich strikt gegen Kameraüberwachung. Aber in diesem Fall habe ich ein gewisses Verständnis für die Maßnahme. Die süßen Kugeln sind eine echte Versuchung!
Aber, wie ist das im Führungsalltag? Brauche ich da auch eine „Kamera“?
Integrität im Führungsalltag
Mir geht es heute nicht darum, Moralin zu verspritzen. Das überlasse ich gerne anderen. Ich habe auch nicht vor, mich in einem 5-Punkte-Plan über die Gefahren der Versuchung zu verbreitern. Vielmehr möchte ich schlicht daran erinnern, dass Integrität ein wertvolles Gut ist.
Jemand hat einmal gesagt: Einen guten Charakter hat jener, der sich auch dann integer verhält, wenn niemand zuschaut.
Bekanntlich beginnt das im Kleinen. Vielleicht im Supermarkt vor dem besagten Regal. Vielleicht aber auch anderswo.
1. Beispielsweise bei der Art und Weise, wie ich rede.
Schaffe ich es, meine Worte so zu wählen, dass sie dem tatsächlichen Sachverhalt weitgehend entsprechen? Wie ist das mit meiner Wortwahl? Was mit der dramaturgisch geschickt inszenierten kleinen Übertreibung, die meinen Worten einen bestimmten Drall gibt oder mich in besonders günstiges Licht rückt?
2. Was ist mit dem Respekt?
Es mag sein, dass mir an meinem Vorgesetzten einiges nicht passt. Vielleicht bin ich mit meiner Kritik sogar im Recht. Aber gibt mir das den Freibrief, über ihn oder sie hinterrücks abzulästern?
3. Was ist mit meiner finanziellen Transparenz?
Entsprechen meine abgerechneten Reisekosten dem, was wirklich gewesen ist? Bediene ich mich der Mittel und Ressourcen meines Unternehmens, um eigene Interessen wahrzunehmen? Ich kenne Betriebe, in denen komplette Abteilungen im gegenseitigen stillen Einverständnis in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.
4. Die Lust am Abenteuer.
Wie gehe ich mit versteckten und offensichtlichen Angeboten für Abenteuer um? – Was zunächst wie eine Kleinigkeit aussieht, kann unverhofft zum Flächenbrand mit dramatischen Folgen werden.
Nicht die große Verfehlung zählt
In der Regel sind es die kleinen Dinge des Lebens, bei denen Integrität sichtbar wird. Die sich wie Einzelteile eines Puzzles zu einem schönen Ganzen zusammenfügen lassen.
Genauso sind es auch die kleinen, unbedeutenden Momente, die mich dazu bringen können, dass ich eine gefährliche Richtung einschlage. Das große Versagen oder der schlimme Fehltritt stehen meistens am Ende von vielen kleinen Kompromissen.
Von Scott Cochrane lerne ich, dass meine Integrität das wertvollste Gut ist, das ich jemals als Führungskraft besitzen werde, und dass es meine höchste Berufung ist, sie zu bewahren. Cochrane empfiehlt: „Tun Sie das Richtige. Immer.“
Das will ich mir zu Herzen nehmen, und ich lade Sie ein, es auch zu tun.
Lesetipp
Vor einiger Zeit habe ich aus einem anderen Blickwinkel u.a. über Integrität geschrieben. Der Artikel heißt „Innere Stärke“. Hier ist der Link.
Bildquellen
- glenn-carstens-peters-6SOc_IqY9mk-unsplash: Foto von Glenn Carstens-Peters auf Unsplash