Bei Scott Cochrane habe ich Gedanken aufgegabelt, die ich an dieser Stelle weitergeben möchte. In einem Artikel beschreibt er 4 Disziplinen, die zwar nicht auf dem „Radarschirm“ auftauchen, aber große Auswirkungen auf den eigenen Führungserfolg oder Misserfolg haben.
Dass die nachfolgend beschriebenen Merkmale zu einem fähigen Vorgesetzten gehören, erscheint mir selbstverständlich: Hart arbeiten, umsichtig planen, initiativ sein, zielstrebig umsetzen und widerstandsfähig sein.
Aber was ist mit den anderen Disziplinen? Jenen, die wesentlich für den nachhaltigen Erfolg sind, aber auf besagtem Radarschirm nicht auftauchen? Scott Cochrane sieht vier:
- Die Disziplin des Nichtarbeitens
- Die Disziplin Spaß
- Die Disziplin Feiern
- Die Disziplin, sich das Gute vor Augen zu halten
Ungewöhnlich finde ich zunächst einmal, dass Scott Cochrane diese Tätigkeiten als Disziplinen auffasst. Allerdings wird mir beim zweiten Hinschauen klar, warum das so ist. Deshalb möchte ich sie hier teilen und kommentieren.
1. Die Disziplin des Nichtarbeitens
Im Gegensatz zur Wurst, die bekanntlich zwei Enden aufweist, sollte der Arbeitstag nur ein Ende kennen.
Irgendwann ist Schluss. Dann gehört es zur Verantwortung der Führungskraft, vorbildlich zu handeln, indem sie den Rechner herunterfährt und erst am nächsten Werktag wieder startet.
Soweit die Theorie. In der Praxis ähneln sich Wurst und Arbeitsalltag jedoch mehr, als man das zunächst für möglich hält. Ein Beispiel:
Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich am späten Abend – und manchmal sogar am Wochenende – denke: „Ich sollte schnell noch nach den E-Mails sehen“. Ehe ich mich versehe, wird aus dem „schnell noch…“ eine halbe oder ganze Stunde. Manchmal sogar noch mehr.
Dabei weiß ich längst, dass das keine gute Idee ist. Jenseits der Tatsache, dass der Feierabend anderen Aufgaben gewidmet sein sollte, ist es doch so: Je schneller ich meine E-Mails abarbeite, umso mehr landen in meinem Posteingang. Egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich gewinne dauerhaft nichts. Im Gegenteil. Ich verliere Freizeit und damit Lebensqualität.
Manchmal muss man wehrhafte Flutmauern hochziehen. Davon habe ich in meinem Blog „Was Parkinson und die Elbe verbindet“ geschrieben.
2. Die Disziplin Spaß
Wer mich näher kennt, der weiß, dass ich eine echte Spaßbremse sein kann. „Befohlene“ Heiterkeit ist mir ein Graus, obwohl ich gerne lache und ausgelassen bin.
In meinem Fall kommt erschwerend hinzu, dass ich gelegentlich mein eigenes Gesicht darüber informieren muss, dass es mir gut geht.
Auch wenn es mir schwerfällt, ich muss mir immer wieder bewusstwerden, dass Spaß zum Leben gehört und ich gut daran tue, das Leben von seiner heiteren Seite zu genießen.
Ich kann mir vorstellen, dass auch bei Ihnen ein Kalendereintrag „Spaß haben“ nicht funktioniert. Vielleicht haben Sie sich eine oder mehrere andere Methoden ausgedacht, wie Sie Freude und Zerstreuung in Ihr Leben einbauen. Gerne würde ich von Ihnen hören. Schreiben Sie mir!
3. Die Disziplin des Feierns
Wir haben im Unternehmen, für das ich arbeite, eine schöne Tradition. Mitarbeiter mit 25 oder 40 Jahren Betriebszugehörigkeit werden wahlweise mit einem Frühstück oder Kaffeetrinken bedacht. Der oder die Jubilar/in dürfen Kollegen dazu einladen. Zwei Reden von Vorstand und der jeweiligen Führungskraft runden die Veranstaltung ab.
Warum gefällt mir diese Einrichtung? Weil sie den betreffenden Mitarbeiter für eine Stunde ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellt und das wertschätzt, was sie oder er zum Unternehmenserfolg beitragen.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund: Neben Produktivität ist das Feiern in sich ein Wert.
4. Die Disziplin, sich das Gute vor Augen zu halten
Führungspersönlichkeiten ist oft getriebene Menschen. Die Vision, der empfundene Auftrag, die Quartalszahlen … es gibt viele Anlässe, kritisch auf die eigene Performance und die des Teams oder Unternehmens zu schauen. Und natürlich findet sich immer etwas, das besser hätte gelingen können.
Das Problem ist, dass man auf diese Weise nie zufrieden sein wird, denn immer hat irgendetwas ein Mehr an Profit oder Ertrag verhindert.
Dabei lässt sich die eigene Lebensqualität auf einfache Weise erheblich steigern. Dazu ist es lediglich nötig, für einen kurzen Moment innezuhalten, sich einen Moment des Durchatmens zu gönnen und ein paar Fragen zu beantworten: Wo stehe ich gerade? Woher bin ich gekommen? Was liegt hinter mir? Was ist erreicht worden? Was ist entstanden? – Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Beantwortung solch einfacher Fragen mich dankbar stimmt.
Warum das so ist? Oft genug vollzieht sich der berufliche Fortschritt nicht in großen Sprüngen, sondern in unendlich vielen kleinen Schritten. Nur wenn man innehält und zurückschaut, kann einem bewusstwerden, was an Fortschritt geworden ist.
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