Kurz & knapp: Wie verhält es sich mit Sorgen und Ängsten? Was kann ich dagegen tun?
Auch wenn das gesellschaftliche Klima etwas anderes vermuten lässt, die zurückliegenden 12 Monate waren für viele ein gutes, um nicht zu sagen, ein sehr gutes Jahr. Manches wurde erreicht, sogar Firmenrekorde eingestellt. Wie immer, es hat Verlierer und Profiteure gegeben.
Mich hat in diesem Zusammenhang eine Beobachtung beschäftigt. Viele Arbeitskollegen und Geschäftspartner wirken gestresst, niedergeschlagen, frustriert oder ausgelaugt.
Wie kommt es, habe ich mich gefragt, dass selbst unter denen, die Großartiges geleistet haben, sehr erfolgreich waren, so wenig Freude aufkommt? Kann man das alles auf die alte Redewendung schieben, dass die Klage des Kaufmanns Gruß ist? Oder steckt möglicherweise mehr dahinter? Kommt hier etwa eine Haltung zum Vorschein, ein (neudeutsch formuliert:) negativer Mindset?
Christian Muntean sieht das anders. Weil ich seine Vermutung bemerkenswert finde, möchte ich sie hier vorstellen und kurz darauf eingehen.
Muntean sieht in den Klagen, Enttäuschungen, Frustrationen und der allgemeinen Müdigkeit andere Zusammenhänge. Er meint: Erfolg, wie er typischerweise definiert wird, führt uns selten an den Punkt, an dem alles mühelos funktioniert. Stattdessen bringt der Erfolg oft neue Risiken, Komplexität, Herausforderungen und Fragen mit sich.
Für ihn stechen zwei Faktoren hervor: Einerseits die besorgte Frage „Was wäre, wenn…?“ Andererseits der Umstand, dass die meisten Menschen Mühe haben, das, was gut läuft, nicht aus den Augen zu verlieren.
Was wäre, wenn…?
Fragen, die mit „Was wäre, wenn…?“ beginnen, gehören zu den ältesten Fragen überhaupt. Ich behaupte, dass sie, wenn im richtigen Zusammenhang gestellt, eine Menge guter Dinge bewirken können. Aber diese Fragen haben auch eine zweite, dunkle Seite
Denken Sie an ihre Kindheit und die Angst, was sich möglicherweise unterm Bett oder hinterm Schrank verstecken könnte. Damals lief unser Kopfkino zu Höchstleistung auf. Vor allem, wenn Papa abends an der Bettkante mit Gruselgeschichten aufwartete.
Heute ist das nicht anders. Viele der Sorgen, die wir uns machen, sind völlig unbegründet. Auch wenn sie die Qualität der ausgedachten Bettgeschichten von früher haben, die Gedanken kreisen und wollen damit nicht aufhören. Das macht uns fertig.
Nach meinem Dafürhalten ist das der Grund, warum viele erfolgreiche Menschen einfach nicht entspannen können. Sie sind getrieben von der Sorge oder der Angst, dass ihre Leistung nicht ausreichend war, sie nicht genügt haben.
Es gibt aber auch eine weitere, krankhafte Form des Sorgens und der Ängste. Dabei geht es um eventuelle Ereignisse, die rein theoretisch und selbst dann nur höchst unwahrscheinlich über uns hereinbrechen könnten. Also Geschehnisse, die ausgesprochen selten sind und auf die wir keinen Einfluss haben.
Eine verrückte Geschichte
Ich muss gerade an einen Besuch im Museum des Smithsonian Institute in Washington D.C. denken. Das Ausstellungsstück vor mir zeigte ein Auto, das früher einmal Michelle Knapp gehörte. Vor 30 Jahren, am 9. Oktober 1992, zertrümmerte ein 12 kg schwerer Meteorit aus dem Weltall kommend den Kofferraum ihres alten Chevy Malibu. Die Geschichte dazu finden Sie hier auf YouTube.
Klar, jeden Tag prasseln etwa 44.000 kg, also 44 Tonnen kosmischer Weltraummüll auf die Erde nieder. Trotzdem braucht sich niemand Sorgen zu machen, er oder sie könnten von Gesteinsbrocken getroffen werden. Das wäre absurd, und zwar auch dann noch, wenn jedes Jahr ein Mensch auf diese Weise zu Tode kommen würde.
Ich habe den Eindruck, dass gerade in der dunklen Jahreszeit Menschen besonders empfänglich fürs Grübeln und Sorgen sind. Und das auch dann, wenn diese völlig unbegründet, ja, regelrecht an den Haaren herbeigezogen sind.
Eine hilfreiche Maßnahme
Christian Muntean empfiehlt, die typischen „Was wäre, wenn“-Szenarien aufzuschreiben und sich damit auseinanderzusetzen. Ihm geht es um den gedanklichen Prozess, der beim Niederschreiben und Nachdenken im Hintergrund abläuft: Ich befördere die Gedanken aus meinem Inneren heraus ans Tageslicht. Indem ich sie zu Papier bringe, schaffe ich Distanz zu ihnen. Und weil sie auf Papier gebannt sind, kann ich sie getrost aus den Augen verlieren. Ich muss nicht mehr ständig an sie denken, weil sie ja schriftlich fixiert sind.
Christian Muntean ist wichtig, das zu benennen, was mir Sorgen oder Angst bereitet, damit ich es wiedererkennen kann, wenn es das nächste Mal in meiner Gedankenwelt auftaucht. Wenn die Sorgen sich in mir breitmachen wollen, kann ich mich bewusst ablenken. Ich lege sie beiseite in dem Wissen, dass ich ja bereits darüber nachgedacht habe.
Und wenn Sie schon einen Stift und ein Blatt Papier zur Hand haben, dann notieren Sie doch einfach, für was Sie dankbar sind. Es ist eine gute Sache, sich in größeren Abständen immer wieder einmal das Gute im Leben zu vergegenwärtigen. Und dafür ist die Zeit zwischen den Jahren eine ideale Gelegenheit.
Indem Sie das tun, schließen Sie das alte Kalenderjahr auf einer positiven Note ab. Der Schritt ins neue Jahr geschieht dann mit einer bejahenden Haltung.
Zwei Tipps
Mit diesem Gedanken möchte ich heute enden. Wenn Sie mehr zum Thema Kopfkino lesen wollen, dann empfehle ich ihnen zwei Artikel: Kopfkino, – Fluch und Segen und Wohin geht meine Reise?
An dieser Stelle möchte ich mich bedanken für Ihr Interesse im zurückliegenden Jahr. Danken möchte ich jenen, die mich mit Anregungen, hilfreicher Kritik oder einfach nur Ermutigung begleitet haben.
Über die Feiertage und den Jahreswechsel werde ich eine Pause einlegen. Im neuen Jahr bin ich dann wieder zur Stelle. Bis dahin wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Übergang ins neue Jahr. – Wir bleiben im Kontakt!
Bildquellen
- pexels-rodnae-productions-5847676: Photo by RODNAE Productions: https://www.pexels.com/photo/woman-in-red-long-sleeve-shirt-holding-lighted-cigarette-stick-5847676/