Kurz & knapp: SMART-Ziele haben unschätzbare Vorteile. Das heißt aber nicht, dass unspezifische Ziele schlecht sind. Im Gegenteil. Ich muss sie nur richtig anpacken.
Jeder weiß, wie wichtig es ist, Ziele zu setzen. Ohne konkrete Ziele kein Fortschritt, sagt man. Stimmt. Ziele sind überragend wichtig, wenn es darum geht, etwas zu erreichen. Sonst besteht die Gefahr, vor sich hin zu mäandern.
Gerne wird von SMART-Zielen gesprochen. Mit diesem englischen Akronym sind Ziele gemeint, die
- konkret – specific,
- messbar – measurable,
- erreichbar – achievable
- und angemessen sind – reasonable
- Außerdem haben sie einen definierten Zeithorizont. Demzufolge gibt es einen Anfangs- und einen Endpunkt. Dafür steht der letzte Buchstabe in SMART, das T, für time sensitive oder time bound.
Das Problem
So weit, so gut. Aber was ist mit Zielen, die eher schwammig sind? Ich denke an Vorhaben, wie diese:
- Ich will mich besser fühlen.
- Ich will selbstsicherer auftreten.
- Ich möchte mitfühlender werden.
- Ich möchte ausgeglichener sein.
Solche Ziele sind in der Regel schlecht messbar. – Wie soll man Empathie messen? Wie Ausgeglichenheit oder Selbstsicherheit? Außerdem haben sie oft keinen definierten Zeitrahmen.
Sind sie deswegen schlechte Ziele? Muss ich sie etwa so lange umformulieren, bis sie irgendwie SMART werden?
Für Executive Coach Miranda Carls haben solche Ziele sehr wohl ihre Berechtigung.
Ich sehe das ähnlich.
Bloß weil sich bestimmte Ziele nicht ins SMART-System pressen lassen, bedeutet das keineswegs, dass sie nicht ihre Berechtigung haben.
Die Frage lautet demnach: Wie kann ich mit unspezifischen, also weichen Zielen umgehen?
Hier sind ein paar von Miranda Carls inspirierte Anregungen zum Weiterdenken:
1. Die harten Fakten hinter den weichen Zielen aufdecken
Mal angenommen, ich verfolge das unspezifische Ziel, mein allgemeines Wohlbefinden zu steigern. Wie kann ich das anstellen?
Eine Möglichkeit besteht darin, zusätzliche Fragen zu stellen. Ich kann herausfinden, ob es andere messbare Faktoren oder Einflüsse gibt, die mich in meinen Bemühungen unterstützen.
- Habe ich genügend Schlaf?
- Muss ich meine Ernährungsgewohnheiten ändern? Beispielsweise den Zucker-, Fleisch- oder Alkoholkonsum reduzieren?
- Bewege ich mich ausreichend?
- Umgebe ich mich mit Menschen, die mir guttun?
Aus den Antworten kann ich Teilziele formulieren und anschließend messen, ob diese dazu beitragen, dass sich mein allgemeines Wohlbefinden steigert. So gelingt es mir, mich auf indirektem Weg meinem weichen Ziel zu nähern.
2. Eigene Bewertungskriterien erfinden
Selbst wenn mein Ziel nicht konkret ist, habe ich in der Regel eine gute Vorstellung dessen, wie das aussehen soll, was ich mir vornehmen will. Um nochmals auf das eben genannte Beispiel zurückzukommen: Ich weiß, wie sich Wohlbefinden anfühlt.
Ich bin mir darüber im Klaren, was ich erreichen möchte. Folglich kann ich mir Teilziele oder Meilensteine ausdenken, anhand derer ich herausfinde, ob ich erfolgreich unterwegs bin.
Dabei kann eine vertrauenswürdige dritte Person wertvolle Dienste leisten. Gemeinsam mit ihr kann ich konkrete Zwischenschritte vereinbaren und in regelmäßigen Abständen meinen Fortschritt bewerten.
An dieser Stelle eine Warnung: Achten Sie darauf, dass es Menschen sind, die in keinem wirtschaftlichen oder sonstigen Abhängigkeitsverhältnis zu Ihnen stehen. Sonst besteht die Gefahr, dass Ihnen nach dem Mund geredet wird.
3. Eine Skala entwickeln
Eine Strategie könnte darin bestehen, dass ich ein Bewertungssystem aufstelle, anhand dessen ich meine Entwicklung einschätze.
Wichtig ist, dass hier lediglich Tendenzen und keine harten Fakten beschrieben werden.
Ich denke an eine Skala von 1 bis 10 oder an ein Punktesystem wie in der Schule von 1 bis 15, auf der ich meine Wahrnehmungen eintrage. Auf einer Kopie kann ich meinen Vertrauten bitten, seine oder ihre Beobachtungen ebenfalls zu notieren. Der gelegentliche Abgleich hilft mir bei der Einschätzung meiner Entwicklung.
4. Ein Tagebuch führen
Mir hilft es, wenn ich mir über bestimmte Dinge schriftlich klar werde.
Dazu ein Praxisbeispiel: Mal angenommen, ich möchte meine öffentlichen Auftritte verbessern. Das unspezifische Ziel lautet dann: Ich will künftig sicherer auftreten.
Als konkrete Maßnahme kann ich zeitnah nach jedem öffentlichen Auftritt eine schnelle Analyse vornehmen und mir folgende Fragen schriftlich beantworten:
- Was war gut?
- Welchen Einfluss hat der äußere Rahmen auf mich gehabt?
- Wen habe ich unterstützend erlebt?
- Was hat mich irritiert?
- Wann bin ich unsicher geworden?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich unmittelbar nach einem öffentlichen Auftritt eine gute Vorstellung dessen habe, welche Faktoren mich wie stark beeinflusst haben. Notiere ich mir das (Stichpunkte reichen), vergesse ich meinen momentanen Eindruck nicht und kann für zukünftige Gelegenheiten Vorkehrungen treffen.
Zu guter Letzt
Natürlich haben SMART-Ziele den unschätzbaren Vorteil, dass sie leichter zu handhaben sind. Aber mit ein bisschen Fantasie kann ich mir genauso gut weiche Ziele setzen und diese auch erreichen. Klar, ich muss ein bisschen mehr nachdenken und mich vielleicht etwas stärker am Riemen reißen. Das sollte es aber jedem, der ein Ziel verfolgt, wert sein.
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- jimmy-ofisia-nT3o-28oMao-unsplash: Foto von Jimmy Ofisia auf Unsplash