Sind Sie schon mal selig gewesen?

Das überraschende Geschenk

Heute habe ich ein kleines Video auf der Social-Media-Plattform LinkedIn gesehen. Nach dem Ende des Spiels ging ein Tennisprofi hinüber zu den Zuschauerrängen und schenkte einem jungen Zuschauer, der vielleicht 12 Jahre alt war, seinen Tennisschläger. 

   Das Kind war außer sich vor Freude. Es hat alle um sich herumstehenden Erwachsenen in seinem überschäumenden Glück umarmt und dann immer wieder sein Geschenk bestaunt. 

Was für eine Geste! Ein sportlicher Superstar überrascht mit einer Kleinigkeit ein Kind, ja, macht es selig. An dieses Geschenk und das damit verbundene selige Gefühl wird der Junge sich sein ganzes Leben erinnern. Dessen bin ich mit sicher.

Mit dem Wort selig wird meines Erachtens der höchste Zustand des Glücks beschrieben. Mehr Freude geht nicht. 

Der Begriff ist mir heute wieder begegnet, und zwar in einem völlig anderen Zusammenhang. Ich hatte in meiner Bibel das Evangelium nach Lukas, Kapitel 19 aufgeschlagen. In Vers 10 las ich die Worte: 

„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zumachen, was verloren ist“, Lukas 19,10..

Der Chronist Lukas berichtet, dass da jemand ist, der Menschen mit dem Anliegen sucht, sie selig zu machen. Und zwar die, die als Verlorengegangene bezeichnet werden. 

Der Schrecken meines Lebens

Wie es sich anfühlt, wenn man jemand Verlorenes wiederfindet, kennen meine Frau und ich aus eigener Erfahrung. 

Unsere damals 4-jährige Tochter Mirjam hatte uns in Angst und Schrecken versetzt, als sie mitten in der Gießener Fußgängerzone beschloss, selbstständig die Welt zu erkunden. Es waren nur ein paar Sekunden gewesen, aber die hatten gereicht. Weg von Mamas Hand war sie in einen Schuhladen gewandert, weil sie sich den roten Elefanten im Schaufenster näher hatte anschauen wollen. 

Für 10 oder 15 Minuten haben meine Frau und ich Blut und Wasser geschwitzt. Wohin war das Kind verschwunden? Die schlimmsten Szenarien machten sich in unseren Gedanken breit, während wir zunehmend verzweifelt unsere Tochter suchen. 

Die Geschichte ging gut aus. Wir haben nach intensiver Suche unsere Tochter tränenüberströmt mit dem roten Elefanten im Arm im Schuhgeschäft entdeckt. Alle, Mirjam und wir Eltern, waren glücklich. Nein, wir waren selig, einander wieder in die Arme schließen zu können. 

Worum es geht

Lukas zitiert Jesus mit dem oben aufgeführten Satz. Er, der sich selbst in Gegenwart seiner Zuhörer als Menschensohn bezeichnet, ist auf der Suche nach Leuten, schreibt Lukas über Jesus, die von sich selbst wissen (oder auch nicht wissen?), dass sie verloren (gegangen) sind. 

Da drängt sich die Frage auf: Wen bezeichnet Jesus mit „verloren“? 

Kann es sein, dass er jene meint, die unzufrieden sind, weil sie mehr vom Leben erwartet haben? Menschen, die einen inneren Anspruch hegen und merken, dass sie nicht dort ankommen, wo sie hinwollen? Ich meine nicht Karriereziele oder andere Vorhaben, sondern Zeitgenossen, die sich innerlich verlaufen haben. Denen ihr Lebenskompass abhandengekommen ist und die sich inwendig leer fühlen, vielleicht sogar verzweifelt sind. 

Wenn beispielsweise ein Suchtrupp in den Bergen unterwegs ist, dann geht es darum, Menschen zurück in Sicherheit zu bringen. Sie aus der Gefahrenzone zu holen, vielleicht sogar ihr Leben zu retten. 

Ich werde nie das Gefühl vergessen, als die Bergretter damals auftauchten. Einer von uns war beim Kraxeln in den Ötztaler Alpen schwer verletzt worden. Er war Abend geworden und die Temperaturen binnen Stunden dramatisch gesunken. Das war keine gute Situation gewesen. Umso mehr machten sich bei mir Freude, Erleichterung und – ja – ein großes Glücksgefühl bereit, als die Retter nahten.      

Christen sind davon überzeugt, dass niemand in der Nähe von Jesus – andere würden das mit „die an ihn glauben“, übersetzen – „verloren“ gehen kann. Bei ihm ist man sicher. 

Zum guten Schluss

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