Sich neu erfinden

In wenigen Wochen wird das Jahr 2020 Geschichte sein und wir werden miteinander ein neues beginnen. Ich nehme an, dass der Jahreswechsel dieses Mal deutlich anders sein wird als vor 12 Monaten. 

Eines wird vermutlich aber bleiben. Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr werden viele dazu nutzen, zurückzuschauen, Ziele auszuwerten und neue Ziele zu setzen. 

Ich habe mich in den vergangenen Tagen mit einem Buch von Dr. Benjamin Hardy beschäftigt. Der Titel klang verheißungsvoll und so habe ich zugegriffen: „Personality Isn‘t Permanent“ (hier geht’s zum Amazon-Link).

Hardy ist Psychologe und Autor von zwei Bestsellern. Mit über 400.000 Followern im Netz zählt er zu den bekannteren Autoren seiner Berufsgruppe. 

Im ständigen Wandel

Eine seiner Thesen lautet: Ich bin als Individuum mitten in einem Prozess. Ich werde durch äußere Einflüsse geformt, weil ich das zulasse oder bewusst meine eigene Entwicklung steuere. In jedem Fall werde ich in 3, 5 oder 10 Jahren nicht mehr die gleiche Persönlichkeit haben wie im Moment. Ich werde dann ein anderer Mensch sein.  

Für mich war das in dieser Radikalität neu. Ich habe bisher mit der Vorstellung gelebt, dass Persönlichkeit weitgehend angeboren ist, sich im Verlauf der Kindheit und Jugend ausdifferenziert und Mitte zwanzig verfestigt. Hardy behauptet, dass ich mich bis ins hohe Alter grundlegend verändern kann, vorausgesetzt, ich will das. 

Aus diesem Grund steht Benjamin Hardy Persönlichkeitstests sehr kritisch gegenüber. Nach seiner Auffassung werden sie der Komplexität der menschlichen Persönlichkeit auch nicht annähernd gerecht. Im Gegenteil, sie stülpen ein System über und maßen sich an, einen Menschen „erklären“ und kategorisieren zu können. 

Ich will nachfolgend einen Gedanken aus seinem Buch herausgreifen und vorstellen. Für alle, die sich intensiver mit ihm und seinen Thesen beschäftigen wollen, sei sein Buch empfohlen. Leider ist noch keine deutsche Übersetzung verfügbar.

Das Gedankenexperiment

Mal angenommen, Sie möchten aktiv in die weitere Entwicklung Ihrer Persönlichkeit eingreifen. Was können Sie tun? Welchen Gestaltungsspielraum haben Sie?

Der erste Schritt

Ziehen Sie sich an einen ruhigen Ort zurück, an dem Sie sich wohlfühlen und der Sie vor Ablenkungen schützt. Bewaffnen Sie sich mit Schreibzeug. Werden Sie sich zunächst einmal Ihrer gegenwärtigen Situation bewusst. 

Wer sind Sie? Wie sehen die Umstände aus, in denen Sie leben? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Situation? Haben Sie den Eindruck, dass Sie innerlich wachsen oder treten Sie auf der Stelle?  Ein untrügliches Indiz für Stillstand in Ihrem Leben ist, wenn Ihre Zukunft kleiner erscheint als die Vergangenheit. 

Der zweite Schritt

Nachdem Sie eine gründliche Bestandsaufnahme vorgenommen haben, können Sie den nächsten Schritt tun. Träumen Sie! Entwerfen Sie ein Bild Ihrer selbst in drei (oder zehn) Jahren. Fragen Sie sich, wer Sie dann geworden sein werden. Wieder hilft es, wenn Sie ein bisschen Mühe aufbringen und das niederschreiben, was aus Ihrer derzeitigen Sicht dann sein wird. In welcher Weise ist Ihre künftige Welt größer als Ihre heutige? Haben Sie beispielsweise eine Sprache gelernt, Ihren Bekannten- und Freundeskreis gezielt erweitert oder sich neue Fertigkeiten angeeignet? 

Ist dieses Bilder Ihres künftigen Ich attraktiv? Haben Sie wirklich Lust darauf, so zu sein? Wenn nicht, dann haben Sie zu klein geträumt. Wenn ja, stellt sich die Frage, wie Sie das erreichen können. Benjamin Hardy hält folgende Vorschlag für Sie bereit. 

Der dritte Schritt

Werden Sie in einer besonderen Weise aktiv. Üben Sie neue Verhaltensmuster ein, indem Sie sich fragen: Wie werde ich in drei Jahren über meine heutigen Umstände denken? Wie werde ich über das urteilen, was ich heute sage und glaube? Welche Meinung werden Sie dann über Ihr gegenwärtiges Verhalten haben? Und darüber, von wem oder was Sie sich heute haben beeinflussen lassen? 

Sobald Sie darüber Klarheit haben, können Sie Ihre Erkenntnisse in Verhalten umsetzen. Reden und handeln Sie einfach so, wie es Ihrer zukünftigen Persönlichkeit entspricht. Treffen Sie Ihre Entscheidungen aus der Sicht der Person, die Sie in drei Jahre sein werden.   

Fazit

Der Jahreswechsel ist in unserer Kultur traditionell eine Zeit des Innehaltens und Neuausrichtens. Eigentlich eine gute Gelegenheit für sehr grundsätzliche Gedanken. 

Wie wäre das, wenn Sie sich ein Entwicklungsziel für einen überschaubaren Zeitabschnitt (90 Tage, 6 Monate oder 1 oder 3 Jahre) vornehmen? Sie könnten neue Kompetenzfelder und Erfahrungsräume erobern. Wer weiß, vielleicht könnten Sie sich neu erfinden?! 

Deshalb zwei ernsthaft gemeinte Fragen: Wer werden Sie in drei Jahren sein? Und wie wird die Entwicklung dorthin aussehen? 

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