Zusammenfassung:
Ich gehöre zu den Menschen, die es anderen gerne recht machen wollen. Genau diese Eigenschaft bringt mich manchmal in Schwierigkeiten, denn sie sorgt dafür, dass ich mich in Situationen und Umstände hineinmanövriere, die nicht gut für mich sind.
Verschärft wird meine Situation durch einen recht vollen Terminkalender. Immer wieder passiert es mir, dass ich Termine zusage, die ich nicht oder nur mit größter Mühe einhalten kann.
Mir ist heute wieder bewusst geworden, dass ich mit jedem Ja, das ich ausspreche, automatisch ein Nein sage. Wie meine ich das? Nun, wenn ich beispielsweise einen dienstlichen Termin annehme, der nach Feierabend oder vielleicht sogar am Wochenende stattfindet, dann sage ich Nein zu den Menschen und Aktivitäten, die zu meinem privaten Lebensumfeld gehören. Ich kann nicht gleichzeitig Zeit mit meiner Frau oder der Familie verbringen und einen Geschäftstermin wahrnehmen.
Ja sagen heißt also immer auch Nein sagen.
Wenn das so ist, dann müsste auch der umgekehrte Fall zutreffen. Mein Nein müsste demnach zu einem Ja führen, mir Gestaltungsräume eröffnen. Und tatsächlich. Genau das ist der Fall.
Die entscheidende Frage lautet: Wann sage ich Ja und wann Nein?
Die Antwort auf diese Frage hat viel zu tun mit dem, was mir wichtig ist. Meine Werte sind gefragt.
Zeit- und Energiefresser
Ein Beispiel aus dem Berufsleben: Wenn ich bewusst Nein sage zu Zeit- und Energiefressern, dann schaffe ich so Freiräume, um meine Arbeit besser zu gestalten.
Was sind Energiefresser? Beispielsweise Menschen mit negativer Haltung, aber auch Tätigkeiten, die jenseits meiner Kernbegabung liegen.
Es versteht sich, dass im Berufsleben viele Tätigkeiten erledigt werden müssen, die nicht zu den eigenen Stärken gehören. Umso wichtiger ist es, dort sorgfältige Entscheidungen zu treffen, wo man Einfluss nehmen kann.
Nebenschauplätze
Vielleicht kennen Sie das auch: Vor mir steht eine große Aufgabe. Ich weiß, dass sie mich fordern wird. Aber irgendwie schaffe ich es nicht, mich an die Arbeit zu machen. Stattdessen verplempere ich Zeit und Kraft mit anderen Tätigkeiten, die für sich betrachtet sicher gut und richtig sind, aber im konkreten Zusammenhang nicht zum Ziel führen. Die Folge meines Verhaltens: Ich verbrauche wertvolle Zeit und Kraft, erringe zwar kleine Erfolge auf Nebenschauplätzen, die mir für den Moment auch ein gutes Gefühl geben, ich komme aber in der eigentlichen Sache kein bisschen weiter.
Neinsagen heißt fokussieren und bewusst das beiseitelegen, was mich hindert und sei es noch so verlockend.
Die Angst zu enttäuschen
Manchmal vermeide ich das Nein, weil ich Menschen nicht enttäuschen will. So edel das zunächst einmal klingen mag, es ist letztlich eine Form der Menschenfurcht, die dazu führt, dass ich niemandem gerecht werde: Weder dem, den ich nicht enttäuschen will, noch mir selbst und auch nicht anderen Personen, die unter Umständen auch betroffen sind. Ein unterlassenes Nein aufgrund eines schlechten Gewissens ist keine gute Entscheidung. Es ist besser, wenn ich abwäge, was das kleinere Übel ist, dann eine beherzte Entscheidung treffe und mein Nein anschließend in einfühlsame und wertschätzende Worte kleide.
Bereits eingegangene Verpflichtungen
Es gibt aber auch Umstände, in denen es schwierig ist, ein vormals ausgesprochenes Ja in ein Nein umzumünzen. Habe ich eine Zusage gemacht, gebietet die persönliche Integrität, dass ich zu meinem Wort stehe.
Natürlich kann ich nach Lösungen suchen und diese anbieten. Letztlich bin ich aber verpflichtet, mein Wort zu halten. In diesen Fällen gilt die Devise: Runterschlucken und für die Zukunft lernen.
Ein Tipp von einem Produktivitätsprofi
Michael Hyatt schlägt in solchen Fällen einen gedanklichen Dreierschritt vor: Ja-Nein-Ja.
- Ja, mein Gegenüber hat ein berechtigtes Anliegen für das ich in seinen Augen die richtige Person zu sein scheine.
- Nein, die Aufgabe passt weder zu meinen Zielen noch zu meiner aktuellen Lebenslage. Deswegen entscheide ich mich gegen sie.
- Ja, ich sage freundlich, begründet und mit unzweideutigen Worten ab.
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