Kurz & knapp: Wer nicht ausreichend schläft, ist arrogant, sagt die Forschung. Das fand ich eine steile These. Also habe ich mich mit dem Thema Schlaf beschäftigt. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass die Behauptung einen wahren Kern enthält.
Ein überraschender Trend
Russell Forster lehrt als »Professor of Circadian Neuroscience« an der Oxford University in Großbritannien. Er ist Schlafexperte. Kürzlich machte Forster von sich reden, als er mit der Erkenntnis aufwartete, dass Menschen heute durchschnittlich zwischen einer und zwei Stunden weniger schlafen als vor 60 Jahren.
Es gibt viel zu viel, was uns ablenkt oder einen gesunden Schlaf verhindert. Nachdenklich stimmt das Ergebnis, wenn man Russell Forsters Schlüssen folgt. Eine Gesellschaft, die im großen Stil permanent die innere Uhr ignoriert, nimmt Schaden. Sie gibt sich arrogant, denn sie setzt sich wider besseres Wissen über das hinweg, was der Mensch von Natur aus braucht. Wer zu kurz schläft, läuft Gefahr, sich ernste Gesundheitsprobleme einzuhandeln. Schlafmangel und die daraus resultierenden Gesundheitsprobleme als Massenphänomen? Das klingt wahrlich nicht gut.
Wie kommt es, dass man meint, sich ungestraft über die Natur hinwegsetzen zu können? Ein kleiner Selbstversuch offenbarte mir schnell die Antwort: Das Problem ist ein Phänomen, das ich als »inneren Widerstand« beschreiben möchte. Vielleicht kennen Sie das auch: Irgendwie sind die Tage immer zu kurz. Wenn es abends Zeit wird, spüre ich in mir den Drang, schnell noch dieses und jenes zu tun. Bin ich einmal über den müden Punkt hinweg, kann schnell noch eine weitere Stunde dazukommen. Dabei weiß ich nur zu gut, dass ich der Natur kein Schnippchen schlagen kann. Schlafe ich über mehrere Tage weniger als sieben Stunden, bin ich ein unsozialer Mensch. Spätestens nach der dritten kurzen Nacht bin ich völlig ungenießbar.
Was kann ich tun?
Ich muss dem »inneren Widerstand« etwas entgegensetzen. Weil ich Gewohnheitsmensch bin, hilft ein kleines Ritual.
- Ich setze mir einen festen Zeitpunkt, den ich unter der Woche einzuhalten versuche.
- Vor dem Zubettgehen nehme ich mir ein paar Minuten Zeit, in denen ich bewusst zur Ruhe komme. Dann bin ich »offline« und für E-Mails, Internet und Fernseher nicht mehr erreichbar. Mir tun ein paar genussvolle Momente auf der Couch mit einen Glas Rotwein gut. Dann lasse ich den Tag Revue passieren.
- Wenn möglich, schließe ich Frieden mit dem Tag. Das gelingt mir nicht immer. Aber allein der Versuch, sich mit dem auszusöhnen, was tagsüber lief, hilft mir. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass das, was ich innerlich abgeschlossen habe, mich nicht mehr im Schlaf verfolgt.
- Als ein gläubiger Mensch habe ich gelernt, mich meinem Schöpfer vertrauensvoll für die Nacht anzuempfehlen.
Aber wie machen Sie das? Kennen Sie den inneren Widerstand? Wie gehen Sie mit diesem Phänomen um? Haben Sie das schon einmal ausprobiert: sich bewusst mit dem Tag auszusöhnen? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Das würde mich interessieren. Schreiben Sie mir an info@leitenundleben.de. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
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- pexels-lisa-fotios-1009922: Foto von Lisa Fotios: https://www.pexels.com/de-de/foto/weisser-und-brauner-dackel-mit-schwarz-gerahmten-brillen-1009922/