Ich habe diese Tage ein grandioses Naturschauspiel verfolgt. In großen Formationen flogen Wildgänse über uns hinweg in Richtung Niederrhein. Nicht drei oder vier Schwärme, nein, es waren fünfzehn oder sechzehn, die mit der typischen V-Formation und viel Geschrei über unsere Köpfe nach Westen zogen.
Wildgänse fliegen in kleineren und größeren Gruppen. Sie tun das aus gutem Grund. Auf diese Weise gelingt es ihnen, kräftesparend lange Strecken zurückzulegen. Immerhin sind die Vögel etwa 6.000 km von ihren sibirischen Brutplätzen bis an den Niederrhein und nach Ostfriesland unterwegs.
Was diese Tiere verstehen, ist manchen Menschen nicht oder nur schwer zugänglich. Es gelingt ihnen nicht, sich einzuordnen, den eigenen Platz zu finden und um der größeren Sache willen einfach nur „mitzufliegen“. Besonders schwierig wird es, wenn man es mit Leuten zu tun bekommt, von denen man den Eindruck gewinnt, dass sie Vorgesetzte oder Führungsstrukturen nicht anerkennen wollen.
Ich kann mir vorstellen, dass sie den einen oder anderen Kandidaten vor Augen haben. Deshalb habe ich nachfolgend ein paar Anregungen zusammengetragen, die ich Ihnen ans Herz legen möchte.
Ich beginne mit meinem letzten Blog (Die Schwierigkeit des anderen Blickwinkels). Sie erinnern sich vielleicht an meinen Kollegen Andreas, den Kameramann. Er würde sagen: Wie wäre es, wenn du das Objektiv wechselst?
Wechseln Sie das Objektiv!
Wählen Sie anstatt der Optik „schwierig“ eine andere. Verschiedene stehen Ihnen zur Auswahl. Ich empfehle, es mit dem Objektiv „anders“ zu probieren.
Kann es sein, dass mein Gegenüber einfach nur anders ist? Es gar nicht böse meint, sondern ein anderes Lebensgefühl oder völlig andere Gedanken hat? Er vielleicht aufgrund von Erfahrungen eine divergierende Sicht hat? Etwa einen Blickwinkel, den ich noch nicht in Betracht gezogen habe?
Öfters, als mir lieb ist, habe ich bei näherem Hinsehen zugeben müssen, dass das, was sich anfangs als problematisch bei meinem Gegenüber dargestellt hat, in Wirklichkeit einfach nur eine andere Denk- oder Herangehensweise gewesen ist. Eigentlich war ich das Problem gewesen und nicht der andere.
Was ist mit der Chemie?
Sicher kennen Sie den Spruch: „Ich kann den nicht riechen!“ Was der Volksmund formuliert, trifft tatsächlich zu. Es gibt Menschen, die kann ich nicht riechen. Und zwar im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinn.
Zunächst einmal ist es gut, sich dessen bewusst zu werden. Jemanden nicht „riechen“ zu können, ist ein natürlicher Vorgang. Die Frage ist lediglich, wie ich damit umgehe.
Ob natürliche oder unnatürliche (beispielsweise durch Knoblauch verursachte) Körpergerüche oder Verhaltensweisen, die ich ablehne (ich denke an opportunistisch oder narzisstisch veranlagte Menschen), ich bin gefordert. Wo immer ich einer solchen Person begegne, muss ich mich extra anstrengen. Im biblischen Sinne die Extrameile gehen.
Versuchen Sie, Energie zu kanalisieren
Man tariert die Spur bei einem Auto aus, um zu verhindern, dass die Räder in unterschiedliche Richtungen streben und so unnötigen Abrieb verursachen. Das Fahrzeug wird durch diese Maßnahme stabiler, leichter zu steuern und leistungsfähiger. In ähnlicher Weise spannte man früher Pferde nebeneinander vor eine Kutsche. Sie sollten in die gleiche Richtung ziehen.
Vielleicht ist ein bisschen Extraaufwand notwendig, um den anderen zu gewinnen. Ihn einzubinden kann Zeit und Kraft kosten. Aber es lohnt sich in den meisten Fällen. Denn einmal gebündelte Energie kann Erstaunliches in Bewegung bringen.
Flexibel beim Wie, unnachgiebig beim Was
Wenn das Sprichwort stimmt, dass viele Wege nach Rom führen, dann sollte mit etwas Flexibilität beim Wie einiges möglich sein. Entscheidend sind der Grund und das Ergebnis, also das Was und das Warum.
Überhaupt, woher weiß ich, dass mein Lösungsweg der Beste ist? Könnte es sein, dass eine andere Herangehensweise angenehme Überraschungen mit sich bringt? – An dieser Stelle habe ich meine steilste Lernkurve gehabt, denn ich war immer sehr von mir und meiner Methode überzeugt.
Ein guter Punkt, um einzuhaken ist dann gekommen, wenn man beobachtet, dass der andere mit Problemen bei der Umsetzung kämpft. Vielleicht arbeitet er nicht effizient oder ich merke, dass er einen vorgegebenen Termin nicht halten können wird. Fordern Sie mit guten Fragen Ihr Gegenüber heraus, Antworten zu formulieren. Denken Sie „laut“ mit. Merke: Wer fragt, führt!
Scheuen Sie nicht die klare Ansage
Wenn alle Bemühungen nicht fruchten, und ich meine wirklich alle, dann ist die Zeit für eine klare Ansage gekommen. Diese sollte freundlich im Ton sein und die persönliche Würde es anderen wahren, dafür aber unmissverständlich sein. Und noch etwas: Bitte nicht aus dem Affekt agieren, sondern überlegt und mit einer Botschaft, die in die Ich-Form gekleidet ist und eine Perspektive aufweist.