Nein, Motivation ist nicht alles!

„Motivation ist alles“, höre ich immer wieder in einschlägigen Kreisen und bin versucht, Sätzen wie diesen zu glauben. Sie klingen logisch und irgendwie ist es ja tatsächlich so, dass mir die Arbeit motiviert leichter von der Hand geht. 

Aber dann steht mir meine Lebenserfahrung im Weg. Die erinnert mich daran, dass alleine mit Motivation keine Siege einzufahren sind. Ich habe beispielsweise als Jugendlicher mit heißem Herzen feurigen Predigten auf christlichen Jugendveranstaltungen gelauscht. Am Ende solcher Predigten stand oft der Entschluss, ab sofort ein besserer Mensch zu werden. Mein Entschluss hielt für … drei oder vier Tage. Dann hatte er mich wieder, der Alltag, und, wenn ich ehrlich bin, ist das meine Lebensmelodie geblieben: Ich würde sehr gerne, wäre da nicht der „alte Adam“. 

Wichtiger als Motivation: die „innere Weisheit“

Mel Robbins hat ein kleines Büchlein geschrieben, in dem sie diesem Problem nachgeht. Man könnte ihre Gedanken wie folgt zusammenfassen: Erfolg hat wenig mit meiner Motivlage zu tun. Nein, entscheidend ist etwas ganz anderes: mein Handeln.

Kennen Sie diese leise Stimme? Sie berät und warnt, gefragt und ungefragt. Mel Robbins bezeichnet diese Stimme als „innere Weisheit“. Andere ziehen den Begriff Intuition oder Bauchgefühl vor. Mel Robbins stellt fest: Wenn wir den Rat der „inneren Weisheit“ verwerfen, müssen wir häufig im Nachhinein feststellen, dass sie Recht hatte.    

Es drängt sich die Frage auf, warum folgen wir der Stimme dieser „inneren Weisheit“ nicht mehr? Das Problem sind mächtige Kräfte, die die kaum hörbare Stimme übertönen: unsere Gewohnheiten. 

Der mächtige Gegenspieler

Gewohnheiten muss man sich als festverschaltete „Leitungen“ in unserem Gehirn vorstellen, die einmal antrainiert wurden und seither mit sehr hoher Geschwindigkeit bestimmte Handlungsmuster bereitstellen. 

Gibt es einen Konflikt zwischen der „inneren Weisheit“ und den Gewohnheiten, dann trägt im Regelfall die Gewohnheit den Sieg davon. Ganz einfach deshalb, weil es bequemer ist, einer Gewohnheit zu folgen. 

Ein Trick, der helfen kann

Mel Robbins geht es darum, dass die „innere Weisheit“ nicht überrumpelt wird. Dazu bedient sie sich eines simplen Tricks. Sie zählt bewusst langsam rückwärts fünf-vier-drei-zwei-eins und setzt sich dann, ohne zu zögern, gemäß dem Rat der „inneren Weisheit“ körperlich in Bewegung. 

Diese simple Methode 

  1. bremst die Gewohnheit aus, die normalerweise automatisch übernehmen würde 
  2. nimmt dem Gehirn die Möglichkeit, Bedenken zu formulieren, die sie von ihrem Vorhaben abbringen könnten 
  3. zwingt das Gehirn durch die sofortige körperliche Aktion, sich der neuen Situation anzupassen 

Beispiel: Schlummertaste am Wecker

Wie schnell ist man versucht, die Schlummertaste zu drücken, anstatt aufzustehen. Die Macht der Gewohnheit verbindet sich mit der morgendlichen Müdigkeit. Die Folge: Man schläft wieder ein und wird dann 7-10 Minuten später erneut aus dem Schlaf gerissen. Für den Körper, der gerade wieder eingeschlafen war, ist dieses erneute Wecken schwieriger zu verkraften, als wenn man gleich aufgestanden wäre. Mel Robbins meint: Der Körper hat sich bereits Stunden zuvor aufs Aufwachen eingestellt. Im Normalfall ist er für den Tag bereit, wenn der Wecker klingelt. Warum nicht gleich aufstehen und lieber die Müdigkeit mit kaltem Wasser vertreiben? Deshalb empfiehlt sie: Wenn der Wecker klingelt, ist es besser bewusst fünf-vier-drei-zwei-eins zu zählen und dann die Entscheidung fürs Aufstehen sofort umsetzen, anstatt der Macht der Gewohnheit nachzugeben. 

Wie ich das sehe

Mel Robbins Rat klingt simpel. Vielleicht zu simpel für den einen oder anderen. Aber sie hat den Nerv vieler getroffen. Immerhin wurde ihr TED Talk mehr als 25 Millionen auf YouTube gesichtet. 

Was mich jedoch an ihrer Methode fasziniert: Sie lässt sich auf erstaunlich viele Situationen anwenden. Ihre Methode könnte beispielsweise hilfreich sein, wenn meine „Zündschnur“ mal wieder recht kurz ist. 5 Sekunden könnten dann ein spontanes Donnerwetter mit unabsehbaren Folgen vielleicht in eine Reaktion mit Augenmaß verwandeln. Wer weiß!?   

Frage: Welche Erfahrung haben Sie mit einem „Hack“, wie diesem gemacht? 

Bildquellen

  • Bild-ID 773942_1920: reichdernatur / pixabay.com

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