Mitarbeiter zu Teilhabern machen

Warum sehen die Leute nicht, was ich sehe? Warum denkt so, wie ich? Warum ist ihnen unwichtig, was mir wichtig ist? 

Aus meinem Alltag: Drucker und Dienstwagen

Warum haben Kollegen kein Problem damit, übervolle Papierkörbe in Druckerräumen stehen zu lassen, anstatt die Initiative zu ergreifen und den Papiermüll schnell zu entsorgen? Warum druckt jeder fleißig und niemanden interessiert es, woher der Papiernachschub kommt? Nun gut, wir haben vergangenes Jahr im Betrieb auf papierlos umgestellt. Das hat das Problem des Papiermülls weitgehend gelöst. – Ja, Sie haben richtig gelesen: Wir arbeiten ohne Papier. Es gibt lediglich einen Mülleiner fürs Altpapier auf der kompletten Etage! 

Ich habe nie folgendes Verhalten verstanden: Kollegen tätigen Anschaffungen, bloß damit der genehmigte Budgetrahmen im kommenden Jahr nicht um den eingesparten Betrag reduziert wird.

Es gibt einen guten Grund, warum sich Leute so verhalten. Der Unterschied lässt sich mit dem neudeutschen Wort »ownership« (»Owner« = Eigentümer) erklären. 

Eigentlich ist es gut nachzuvollziehen. Wem etwas gehört, den interessiert sein Eigentum. 

Ein paar Beispiele gefällig? 

  • Ich pflege mein Auto. Die Fahrzeuge aus dem Fuhrpark des Betriebs werden nicht gepflegt. 
  • Ich fahre mein eigenes Auto schonend, denn ich möchte die Werkstattkosten gering halten. Von Dienstwagen weiß ich, dass diese »geschrubbt« werden. 
  • Mein Auto will ich nach ein paar Jahren möglichst gut verkaufen. Also halte ich es in Schuss. Dienstwagen werden nach einer bestimmten Kilometerzahl abgestoßen
  • Anders gesagt: Kennen Sie jemanden, der von sich aus ein Mietauto wäscht?

Zugespitzt formuliert geben Arbeitnehmer aus, verbrauchen, während Unternehmer zwar auch Geld ausgeben, aber dies eher im Sinne von investieren.

Will ich das Verhalten von Menschen ändern, muss ich ihnen einen Grund dafür geben, warum sie sich ändern sollen. Ich muss dafür sorgen, dass an Stelle einer Arbeitnehmermentalität eine Unternehmermentalität tritt.

Was kann ich tun?

Das persönliche Beispiel

Es beginnt mit dem persönlichen Beispiel. Ich kann nur das einfordern, was ich selbst vorlebe. Glauben Sie mir, Appelle verhallen, wenn sie nicht vorgelebt werden. Das stille Vorbild gibt Ihrer Forderung die nötige Autorität.

Ich erinnere mich gut an eine junge Frau aus Indien. Sie war für 6 Wochen als Praktikantin in unserem Betrieb. Später hat sie mir von einer Begebenheit, die während ihrer Zeit in Deutschland passiert war: 

Der Rechner im Büro einer Kollegin hatte Schwierigkeiten gemacht. Sie und eine andere Kollegin waren mit der Situation nicht zurechtgekommen und waren im Begriff, einen IT-Techniker zu bestellen. Zufällig kam ein Vorgesetzter vorbei. Er hat sich das Problem schildern lassen und ist dann kurzerhand unter den Schreibtisch getaucht … Sekunden später war das Problem behoben. Das loses Netzwerkkabel war wieder fest mit dem Rechner verbunden. Das Problem war in weniger als 20 Sekunden gelöst. 

In der Kultur der Praktikantin war dieses Verhalten eines Vorgesetzten undenkbar. Deshalb hatte das persönliche Beispiel des Vorgesetzten große Auswirkungen auf die junge Frau. Sie hat eine wichtige Lektion gelernt.

Wie auch immer Sie das gestalten mögen, da sind Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt, machen Sie Ihre Mitarbeiter zu Teilhabern. Ergreifen Sie die Initiative. Beteiligen Sie sie beispielsweise am Risiko und Erfolg. Machen Sie Ihre Mitarbeiter zu Unternehmern, indem Sie im besten Sinn des Wortes etwas unternehmen, beispielsweise sie in die größeren Zusammenhänge einführen und dann Verantwortung übertragen.

Bedenken Sie: Unternehmerischer Geist äußert sich in unterschiedlichen Situationen verschieden. Eines bleibt immer: die Haltung, initiativ und verantwortlich mit der Situation umzugehen.

Frage: Was könnten Sie tun, damit in Ihrem Verantwortungsbereich Menschen Verantwortung leben? Was müssten Sie tun, damit Mitarbeiter Teilhaber werden?

Bevor Sie weiterziehen

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Im Übrigen kann ich Yasmine Limbergers Blog Ownership vs. Leadership empfehlen. Sie schreibt aus der IT-Perspektive. Trotzdem finde ich ihre Einblicke hilfreich.

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