Überwachung – ein notwendiges Übel
Ich mag keine Überwachungskameras. Sie bewirken, dass ich mich beobachtet fühle. Vor dem, was ich aus China mitbekomme, graust es mich. Ich habe darüber vor zwei Jahren geschrieben. Hier ist der Link zum Artikel.
Leider ist aber an bestimmten Orten die elektronische Überwachung notwendig. Beim Bankautomaten, beispielsweise, oder in der U-Bahn. Ich habe festgestellt, dass in unserem Supermarkt dort, wo die ganz besonders teure Schokolade ausliegt, eine Überwachungskamera zuschaut, wie ich mich verhalte. Klar, dafür habe ich Verständnis, denn die ausliegende Marke mit ihren leckeren Schokokugeln ist auch für mich eine echte Versuchung.
Ein fragwürdiges Lied
Im Kindergottesdienst habe ich früher gelernt, dass Gott alles mitbekommt. Egal, was ich anstelle, er weiß Bescheid. Er kennt das Gute, das Schlechte und das Hässliche meines Lebens.
Es gab sogar ein Kinderlied, das man mir beigebracht hat. Und das ging so:
Pass auf, kleines Auge, was du siehst. Pass auf, kleines Auge, was du siehst. Denn der Vater in den Himmeln schaut herab auf dich. Drum pass auf kleines Auge, was du siehst. – Den Text des gesamten Lieds finden Sie hier.
Bei mir hat das ein schlechtes Gewissen ausgelöst. Ich zweifle auch an dem pädagogischen Mehrwert, diese Gottesvorstellung Kindern zu vermitteln.
Zum Glück habe ich diese etwas verqueren Vorstellungen ablegen können. Aber mir ist natürlich eines klar: Die Bibel ist sehr deutlich, wenn es um dieses Thema geht.
Was sagt die Bibel?
Sollten Sie zweifeln, dann habe ich hier eine Kostprobe für Sie. Ich zitiere:
Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen. (Hebräer 4, Vers 13)
Muss ich mir den Himmel als gigantisches Überwachungssystem vorstellen? Thront dort ein kritischer Gott, der alles sieht und bewertet, was ich tue? Und der mich dann zur gegebenen Zeit abstraft? Viele tragen dieses Gottesbild mit sich herum.
Während ich darüber nachdenke, fällt mir ein Wort auf: Rechenschaft.
Rechenschaft ablegen
Was ist damit gemeint? Ich verstehe das so: Mir wurden mehrere Geschenke gemacht. Beispielsweise das Geschenk des Lebens. Dazu habe ich eine Vielzahl von Begabungen erhalten.
Ich lebe und habe sogar das Vorrecht, frei über das zu entscheiden, was ich tun oder lassen will. Ich kann das entwickeln, was mir in die Wiege gelegt wurde.
Aber mit der Freiheit entscheiden zu können, kommt auch die Bürde der Verantwortung. Ich sehe das so:
- Das Privileg, in einer freiheitlichen, pluralen Gesellschaft leben und arbeiten zu können, ist etwas Kostbares, um das mich viele Menschen in anderen Teilen der Erde beneiden. An mir liegt es, meinen Anteil dazu beizutragen, dass auch künftig die Bürger dieses Landes frei und ungebunden leben können.
- Meine Freiheit, in einem Unternehmen meiner Wahl mitzuarbeiten, bringt eine Bürde mit sich. Ich muss meinen Beitrag zum Erfolg des großen Ganzen leisten.
Was heißt das für den Glauben?
Auf den Glauben bezogen, ist es so: Es wird der Tag kommen, an dem Gott mich fragen wird, was ich aus meinem Leben gemacht habe. Habe ich es verantwortungsvoll gestaltet? Habe ich mich treiben lassen? Und wie bin ich mit dem Vorrecht umgegangen, frei entscheiden zu können? Wie habe ich von diesem Privileg Gebrauch gemacht? Und was war, als niemand zugeschaut hat? Wie habe ich mich da verhalten? Waren mein Leben und das, wofür ich öffentlich eingestanden habe, deckungsgleich?
Ich bin davon überzeugt, dass Ihre und meine Berufung darin besteht, zu Gottes Ehre und zum Wohl der Mitmenschen das zu entfalten, was er in uns hineingelegt hat. Und in diesem Sinne Rechenschaft abzugeben, finde ich in Ordnung.
Bildquellen
- Bankautomat: Foto von Eduardo Soares auf Unsplash