Um mir einen Infekt einzufangen, muss ich nur kurz mit einer kranken Person zusammen sein und schon habe ich mich angesteckt.
Was mir lange Zeit nicht klar war, ist folgende Tatsache: Mindestens genauso infektiös ist meine Haltung. Das liegt daran, dass Menschen soziale Wesen sind und dementsprechend sensibel aufeinander reagieren.
Gegen Infektionen kann ich mich schützen, indem ich Abstand halte, eine Maske trage, die Hände häufig wasche, vitaminreiche Nahrung zu mir nehme und mich an der frischen Luft bewege.
Gegen die „sozialen Erreger“ gibt es ebenfalls Mittel und Möglichkeiten, wie ich mich schützen kann. Allerdings ist es deutlich schwerer, sich nicht beeinflussen, geschweige denn anstecken zu lassen.
Was aber, wenn ich in der Gefahr stehe, Keime zu verbreiten? Wenn ich im Begriff bin, selbst zur sozialen Virenschleuder zu werden. Wie kann ich dem vorbeugen?
Ich glaube, wer sich seiner eigenen Wirkung auf andere bewusst ist, der hat schon einen großen Schritt in die richtige Richtung unternommen.
Meine Einstellung steckt an
Ob ich das wahrhaben will oder nicht, ich beeinflusse mein soziales Umfeld durch mein Verhalten, meine Gesprächsthemen und die Art, wie ich kommuniziere.
1. Mein Verhalten beeinflusst andere!
Ein bisschen ist es mir peinlich, aber ich bin in der Vergangenheit immer wieder auf meine ernste Miene angesprochen worden. Ohne mir dessen bewusst gewesen zu sein, habe ich durch meinen Gesichtsausdruck andere beeinflusst.
Michael Hyatt hat es einmal so gesagt: Er müsse gelegentlich seinem Gesicht mitteilen, dass es ihm gut geht.
Stimmt. Mir geht es genauso! Vor allem, wenn ich tief in Gedanken versunken bin, verbreite ich unabsichtlich einen finsteren Eindruck.
Sie kennen die Brezelhaltung? Bei der sitzt mein Gegenüber zurückgelehnt und mit verschränkten Armen vor mir. Die Haltung teilt mir Skepsis mit. Das wirkt sich direkt auf mich aus.
Ebenfalls registriert wird, ob ich den anderen ansehe oder meine Blicke während des Gesprächs schweifen lasse.
Vor kurzem habe ich an einem Kongress teilgenommen. Während der Pausen habe ich an mir und meinen Gesprächspartnern ein typisches Verhalten beobachtet. Obwohl wir miteinander redeten, wanderten unsere Blicke unwillkürlich. Wir nickten anderen beiläufig zu oder grüßten sie per Geste. Das hat dazu geführt, dass unsere Begegnungen oberflächlich blieben. Ein echter Austausch war nicht möglich.
Merke: Wie ich auftrete, ist bedeutsam.
2. Meine Gesprächsthemen
Die Wahl dessen, worüber ich mit anderen spreche, nimmt ebenfalls Einfluss auf die Leute, mit denen ich zu tun habe. Indem ich beispielsweise konsequent Themen ausklammere, lasse ich andere indirekt wissen, worüber ich nicht reden möchte.
Die Kehrseite dieses Verhaltens ist, das meine soziale Interaktion mit der Zeit sich auf Belangloses reduziert.
Das merkt man beispielsweise, wenn Kollegen sich außerhalb ihres Arbeitsumfelds begegnen. Da das verbindende Element (in diesem Fall die Arbeit) fehlt, hat man sich schnell nichts mehr zu sagen. Es dauert nicht lange und betretenes Schweigen macht sich breit.
3. Der Ton macht die Musik
Sicher kennen Sie diese Redewendung. Die dahinterstehende Aussage zielt in die gleiche Richtung: Wie ich mich anderen gegenüber äußere, beeinflusst diese mehr, als mir das bewusst ist.
Es fällt auf, wenn ich mich schmallippig äußere. Ob ich mich auf Fakten und Forderungen beschränke oder durch die Wahl meiner Worte Anteilnahme oder Interesse am Wohlergehen meines Gegenübers zum Ausdruck bringe.
Ich kann auf das Wie meiner Kommunikation Einfluss nehmen. Damit meine ich: Darauf achten, ob ich mürrisch, unzufrieden, fordernd oder uninteressiert klinge.
Wie kann ich meine Haltung verbessern?
Sicher gibt es viele Möglichkeiten, die eigene Einstellung zu verbessern. Hier sind einige Ideen, die mir helfen.
1. Platz im Terminkalender schaffen
Mir geht es so, dass ich bei allzu enger Planung meiner Termine inneren Stress entwickle. Der wiederum teilt sich meinem Gegenüber mit und macht eine ungezwungene Begegnung unmöglich.
Weil ich weder getrieben sein möchte noch den Eindruck von Stress verbreiten will, greife ich zu einer bewährten ersten Maßnahme. Ich räume meinen Kalender auf. So schaffe ich für meine Seele Raum zum Atmen.
Hat mein Kalender wieder ausreichend Freiräume, bin ich entspannter. Das wiederum merkt man mir sofort an.
2. Auf ausreichend Zeit für Regeneration achten
Indem ich darauf achte, ausreichend Zeit zur Erholung zu haben, sorge ich für innere Lockerheit. Die wiederum wirkt sich positiv auf mein Umfeld aus.
Auch wenn man es mir nicht anmerkt: Ich bin ein introvertierter Mensch. Das bedeutet, dass der Umgang mit Leuten mich Kraft kostet. Dementsprechend brauche ich Rückzugsräume, um Eindrücke zu verarbeiten oder einfach nur wieder zu mir selbst zu finden.
Wie viel Zeit für die Regeneration erforderlich ist, hängt von jedem einzelnen ab. Ich merke, dass ich mit zunehmendem Alter länger benötige, um physisch und emotional wieder voll leistungsfähig zu sein.
3. Lebensmüll entsorgen
Ich möchte noch einen dritten Punkt ansprechen, der mir in diesem Zusammenhang wichtig ist: In größeren Abständen ist es notwendig, dass ich mich bestimmter Dinge entledige, die ich „Lebensmüll“ nenne. Damit meine ich beispielsweise belastende Erlebnisse oder Verpflichtungen, die mich unnötig einengen und Beziehungen, die mir nicht guttun.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir guttut, wenn ich weniger Ballast mit mir trage. Es befreit mich und schafft die Voraussetzungen, dass ich offen werde für Neues.
Das führt mich zu einem letzten Gedanken:
4. Die Disziplin des halb vollen Glases
Ich habe mir etwas abgeschaut bei Menschen, die ein für mich attraktives Wesen haben.
Mir ist Folgendes aufgefallen: Vor die Wahl gestellt, entscheiden sich diese Leute immer gegen den Mangel und für den Überfluss. Wo ich oft das halb leere Glas sehe, schauen sie bewusst auf das halb volle Glas. Sie denken chancenorientiert. Sehen das, was bereits geworden ist oder die Möglichkeiten, die sich künftig anbieten.
Indem sie das tun, verbreiten sie eine positive Stimmung. Und die ist für mich ausgesprochen anziehend.
Wie geht es Ihnen?
Jetzt interessiert mich, wie Sie mit diesem Thema umgehen. Schreiben Sie mir an info@leitenundleben.de. Ich würde gerne Ihre Sicht verstehen lernen.
Bildquellen
- : Foto von Andrea Piacquadio: https://www.pexels.com/de-de/foto/3812743/