Wenn Sie eine verantwortliche Stelle bekleiden, sei das im beruflichen Umfeld oder in Ihrer Freizeit, dann möchte ich Sie heute herausfordern.
Sicher kennen Sie die Tage, an denen Sie oben auf sind. Mir geht es so, dass ich gleich einem Surfer auf der perfekten Welle reite. Ich genieße meine Arbeit. Alles scheint gut zu sein. Die Arbeit macht Spaß. Es “rückt”, sprich, ich komme mit dem voran, was ich mir zu erreichen vorgenommen habe.
Ich kenne aber auch das Gegenteil. Ärger und Frust prägen meinen Tag. Das Fortkommen gleicht einem Marsch über Treibsand. Alles scheint mühsam. Nicht lange und meine Laune landet im Keller. – Das Schlimme ist, dass mein Umfeld darunter leiden muss.
Ich weiß, das ist nicht gut!
Ein überraschender Tipp
Mir hat mal jemand den Tipp gegeben, der recht gut zu solchen Tagen passt: Ich soll unterscheiden lernen zwischen Leitung ernst nehmen einerseits und sie persönlich nehmen andererseits.
Zugegeben, so hatte ich das noch nie gesehen. Also habe ich mich näher damit beschäftigt.
Als Leiter soll ich meine Arbeit immer ernst nehmen. Denn wenn ich sie ernsthaft betreibe, profitiert jeder in meinem Umfeld davon. Aber ich sollte mich davor hüten, sie zu persönlich zu nehmen. Das könnte unerfreuliche Nebenwirkungen für alle Beteiligten haben.
Hier sind 5 Lebens- und Arbeitsbereiche, wo es sich lohnt, wenn ich mein Denken umstelle:
1. Erfolg und Misserfolg
Erfolge haben die Tendenz, dass sie einem zu Kopf steigen. Ich kenne das.
Schnell liegt der Gedanke nahe, dass der Erfolg einzig auf meine Leistung zurückgeht. In der Regel stimmt das aber nicht oder nur teilweise. Meistens haben viele zum Erfolg eines Vorhabens beigetragen.
In ähnlicher Weise haben Misserfolge die Tendenz, mir aufs Gemüt zu schlagen. Ich grüble und gerate, ehe ich mich versehe, in eine emotionale Schieflage. Dabei ist es mit den Misserfolgen nicht anders als mit den Erfolgen: Sie sind meistens nicht allein auf meinem Mist gewachsen.
Deswegen lohnt es sich hier, Erfolge und Misserfolge zu „vergesellschaften“, sprich, sie nicht allein mir zu zuschreiben, sondern als das Ergebnis einer Teamanstrengung zu sehen.
2. Was ich tue, ist nicht, wer ich bin
Besonders Macher tun sich mit diesem Gedanken schwer. Das liegt daran, dass sie sich gerne über ihre Leistung definieren.
Als Theologe weiß ich, dass es einen himmelweiten Unterschied zwischen Sein und Tun gibt. Zu meinem Menschsein gehören diese Wahrheiten:
- Ich bin geliebt.
- Ich bin gewollt.
- Mir ist vergeben worden.
Nichts davon kann ich mir erarbeiten. Ich darf es einfach annehmen.
Mehr noch, es wäre geradezu fatal zu meinen, dass ich nur dann geliebt bin, wenn ich etwas leiste. Leider schleppt manch einer genau dieses Problem ein Leben lang mit sich herum. Es ist eine Last, die in meinen Augen zu schwer zu tragen ist.
3. Ich bin wichtig
Stimmt und stimmt nicht. Wieder aus der Sicht des Theologen: Ja, ich bin wichtig, weil ich ein geliebtes Geschöpf Gottes bin. Das heißt aber nicht, dass ich der Nabel der Welt bin. Auch gilt für meine Teammitglieder nicht, dass sie um mich und meine Bedürfnisse zu kreisen haben.
Demut, sagte der britische Literaturprofessor C.S. Lewis (Die Chroniken von Narnia), ist nicht wenig von mir selbst zu halten. Es bedeutet, seltener an sich selbst zu denken. Ich ergänze: Und den anderen mehr in den Blick zu nehmen.
4. Meinen Empfindungen zu viel Raum geben
Wenn ich mich zu sehr von meinen persönlichen Befindlichkeiten leiten lasse, hat das weitreichende Auswirkungen. Letztlich deutet es, dass es dem Team, der Abteilung oder der Firma dann gut geht, wenn es mir gut geht. Umgekehrt reiße ich mit meiner niedergedrückten Stimmung die Arbeitsgemeinschaft in die Tiefe. Ganz schlecht!
Fazit: Denken Sie ans große Bild!
Es stimmt schon: Wenn ich im beruflichen Umfeld oder Ehrenamt Leitungsverantwortung trage, muss ich die mir anvertraute Aufgabe sehr ernst nehmen.
Aber ich darf sie nicht zu dicht an mich herankommen lassen. Warum? Weil ich mehr bin als eine Führungskraft. Mein Leben ist reicher als der Job und so sollte es auch bei Ihnen sein.
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