Von Carey Nieuwhof habe ich gelernt, dass er drei Redewendungen aus seinem Vokabular verbannt hat und mir rät, das ebenfalls zu tun. Das hat mich interessiert. Also habe ich mich mit seinen Ausführungen beschäftigt.
Gleich die erste Redewendung hat es in sich. Sie klingt zunächst positiv und zugewandt. Trotzdem gibt es ein Problem.
1. „Ich versuche es“
Wer das meint, will sich ein Hintertürchen offenhalten. Eigentlich will der oder die Betreffende Nein sagen, traut sich das aber nicht. Vielleicht will der andere mich nicht enttäuschen oder meint, dass ein Nein das künftige Verhältnis negativ beeinflussen könnte. Vielleicht ist ein Nein kulturell nicht erlaubt. In verschiedenen asiatischen Kulturen ist da so. Deshalb wählt er oder sie die unverbindliche, nett klingende Variante und überlässt es mir, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Das Angenehme an dieser Redewende ist, dass ich in jedem Fall das Gesicht wahre. Entweder ich kann strahlend ein Ergebnis melden oder aber darauf verweisen, dass ich lediglich den Versuch zugesagt hatte.
Wie wäre das, wenn Sie und ich in den nächsten Monaten anstelle eines halbherzigen „Ich versuch’s“ ein klares Bekenntnis stellen? Entweder ein „Ja, ich mache das“ oder „Nein, ich will das im Moment nicht“.
Eine zweite Redensart, die Carey Nieuwhof anführt, kenne ich aus meinem Leben nur allzu gut. Es ist der Satz:
2. „Ich habe keine Zeit“
Ich habe ihn unzählige Male als Ausrede gebraucht, weil ich in mich gesetzte Erwartungen nicht erfüllt hatte oder weil ich mich abgrenzen wollte.
Die Aussage „Ich habe keine Zeit“, klingt überzeugend. Sie vermittelt, dass ich ein mit vielen Aufgaben und Verpflichtungen beanspruchter Mensch bin. Weil ich viel zu tun habe, kann ich mich nicht um das Anliegen meines Gegenübers kümmern.
Aber stimmt das? Habe ich tatsächlich keine Zeit? Eigentlich habe ich genügend Zeit. Jeder Mensch hat gleich viel Zeit, 24 Stunden pro Tag.
Die Frage hat eher mit meinen Prioritäten zu tun. Kommuniziere ich in Wahrheit nicht folgende Botschaft: Ich habe keine Zeit für deine Wünsche, weil ich meine Zeit für andere Anliegen verbrauche oder verbrauchen möchte.
Natürlich ist es legitim, dass anderes mir wichtiger ist. Das Problem liegt darin, dass ich nicht den Mut finde, meinem Gegenüber das wertschätzend mitzuteilen.
3. „Ich kann nicht“
Mit dieser Redewendung erkläre ich mich für unfähig und damit als die falsche Adresse für ein bestimmtes Anliegen. Das klingt entwaffnend ehrlich. In manchen Fällen ist das auch zutreffend.
Es gibt aber auch die Haltung, dass ich es nicht kann, weil ich etwas beispielsweise nie gelernt habe. Mir hat man von Kindheit an erklärt, dass ich zwar nicht mit zwei linken Händen geboren worden bin, mein Bruder jedoch weitaus praktischer begabt sei. Ich habe dies lange Zeit geglaubt. Und weil mir niemand beibrachte, wie man bestimmte Dinge tut, verstärkte sich dieser Glaube.
Henry Ford wird folgender Satz zugesprochen: „Ob du glaubst, dass du es kannst oder nicht – du hast recht.“1
Wie wäre das, wenn Sie in den kommenden Monaten etwas für sich erobern, was sie zurzeit nicht beherrschen?
Wenn Sie meinen, dass Sie unmusikalisch sind, dann probieren Sie es mit einem Instrument aus. Erlernen sie Rhythmus. Dazu benötigen Sie lediglich eine Tischplatte und Ihre Hände. Lernen Sie das Notenlesen und später den Quintenzirkel, mit dessen Hilfe und einer ausgeliehenen Gitarre Sie jedes Lied begleiten können.
Wenn Sie im Sommer vorhaben, den Urlaub in Italien zu verbringen, dann wäre jetzt die optimale Gelegenheit, sich an ein paar Brocken Italienisch zu versuchen. Dass Sie sprachlich unbegabt sind, stimmt nicht. Schließlich sprechen Sie mühelos Deutsch. Außerdem – und davon bin ich überzeugt – werden Sie viel Spaß mit Ihrem Pizzabäcker von um die Ecke haben.
„Ich kann nicht“ wird gerne als Ausflucht verwendet. Es ist in meinen Augen eine faule Ausrede, solange ich es nicht ernsthaft probiert habe. In Wirklichkeit will ich nicht.
Wie auch im letzten Jahr habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, etwas Neues zu erobern. Machen Sie mit?
Zu guter Letzt ein Hinweis in eigener Sache
Jede Woche veröffentliche ich einen Artikel zu einem dieser Themenfelder: persönliche Entwicklung, Führung, Produktivität oder allgemeine Lebensfragen. Wenn Sie mögen, können Sie sonntags einen kurzen spirituellen Impuls lesen. Herzliche Einladung zum Stöbern!
Bildquellen
- Bild ID shutterstock_1492614863.jpg: fizkes / Shutterstock.com