Kompetenz ist nicht gleich Kompetenz

Kompetenz ist nicht gleich Kompetenz. Es lassen sich mehrere Ausprägungen unterscheiden, schreiben Jim DethmerDiana Chapman und Kaley Warner Klemp in ihrem Buch „The 15 Commitments of Conscious Leadership.“

Wenn es um Kompetenzen geht, sind nicht Entscheidungs- oder Zeichnungsbefugnisse gemeint, sondern Fertigkeiten, die sich in vier Stufen unterteilen lassen. 

  • Inkompetenz
  • Kompetenz 
  • Hohe Kompetenz oder auch Fachkompetenz
  • Genialität

Entscheidend ist für die Autoren, sich und die eigenen Fertigkeiten möglichst weit in Richtung Genialität zu entwickeln.  

Hier ein paar eigene Gedanken zu dem, was die drei Autoren vorstellen. 

Inkompetenz

Arbeite ich auf dieser Kompetenzstufe, trägt mein Beitrag nicht zur Wertschöpfung des Unternehmens bei. Das liegt einfach daran, dass ich etwas tue oder tun muss, was mir entweder nicht liegt – oder aber, weil ich die erforderlichen Kenntnisse einfach nicht beherrsche (niemand hat es mir beigebracht). 

Ich bin beispielsweise inkompetent, wenn es darum geht, einen Helikopter zu fliegen oder einen medizinischen Apparat fachgerecht zu bedienen. Mit Computer-Software gehe ich täglich um, kann aber nicht programmieren. Im Sportunterricht war ich immer eine Niete, wenn Turnen auf dem Lehrplan stand. Leichtathletik oder Ballsportarten hingegen waren meins. 

Wer im Bereich seiner Inkompetenz arbeitet oder arbeiten muss, der wird zwangsläufig scheitern. 

Kompetenz 

 Wer auf der Stufe der Kompetenz arbeitet, vermag durchaus etwas zu leisten, das das Team oder gar Unternehmen nach vorne bringt. 

„Ich bin kompetent“ heißt: Ich kann mit dem mir zur Verfügung gestellten Werkzeug umgehen und brauchbare Resultate erzielen. Aber es ist auch klar, dass andere besser sind. 

Ich bin beispielsweise kompetent im Tapezieren. Die Tapete bleibt nicht nur an der Wand kleben. Das Arbeitsergebnis sieht sogar ordentlich aus. Trotzdem weiß ich, und alle anderen spüren das ebenfalls, dass ich kein Malermeister bin und es auch niemals sein werde. 

Das ist auch in Ordnung, denn mein Herz hängt nicht an dieser Arbeit. Ich verrichte sie nach bestem Wissen und Gewissen, weiß aber darum, dass es andere gibt, die viel besser, schneller und vermutlich schöner das hinbekommen, worin ich lediglich kompetent bin. 

Wer im Bereich seiner Kompetenz arbeitet, leistet etwas, wird aber nicht dauerhaft zufrieden sein. 

Hohe Kompetenz oder auch Fachkompetenz

Einem wahren Meister bei der Arbeit zuzuschauen, macht Freude. Die Arbeit scheint ihm spielend von der Hand zu gehen. Zielsicher setzt er seine Werkzeuge ein. Das Ergebnis ist phänomenal.  

Wenn mein Bruder und ich früher an unseren alten Autos schraubten, dann war ich zwar einigermaßen kompetent (dank des Buchs „Jetzt helfe ich mir selbst“), wirklich gut war ich aber nicht. Mein Bruder hingegen durchblickte sofort Zusammenhänge. Er hat nur in seltenen Fällen nachschlagen müssen. Er verfügte über eine hohe Kompetenz oder Fachkompetenz.    

Ich werde nicht vergessen, wie der Fußbodenleger nach getaner Arbeit voller Befriedigung auf seiner Hände Werk geschaut hat. Nicht nur war der verwinkelte Grundriss unseres Wohnzimmers eine Herausforderung gewesen. Wir hatten leichtsinnigerweise auch am Material gespart. Der Meister schaffte es, bis auf den letzten Rest, das Material sauber zu verarbeiten. – Großer Applaus! 

In dieser Kompetenzstufe erlebt der Betreffende ein hohes Maß an Erfüllung. 

Genialität

Diese Stufe erreichen die wenigsten Menschen. Es ist die Stufe, auf der außerordentliche Leistungen erbracht werden. Dazu ein Beispiel: 

Im Film Amadeus erklärt Kapellmeister Antonio Salieri, was der Unterschied zwischen ihm und dem Genie MozartIst. Dazu geht Salieri ans Klavier und klimpert ein musikalisches Motiv. Er fragt sein Gegenüber, ob dieser das Motiv schon einmal gehört habe. Kopfschütteln. 

Dann spielt Salieri die Melodie der Kleinen Nachtmusik an. Wie aus der Pistole geschossen antwortet der andere: Das ist Mozarts Kleine Nachtmusik. Sehen sie, sagt Salieri, das erste Stück ist von mir, die Kleine Nachtmusik von Mozart. 

Besser lässt sich der Unterschied zwischen Fachkompetenz und Genialität nicht beschreiben. Um es mit einem alten Radioslogan zu sagen: musikalische Genialität „geht ins Ohr, bleibt im Kopf.“ 

Was kann ich tun, um mich weiterzuentwickeln? 

Wenn Sie sich im Bereich der Inkompetenz bewegen, sei es, weil sie dazu abgestellt worden sind oder aber weil Sie einfach keine Ahnung von der Materie haben, dann sollten Sie zusehen, dass Sie Land gewinnen. Verlassen Sie die Stufe der Inkompetenz so schnell, wie es nur geht. 

Ausnahme: Sie wollen sich etwas Neues aneignen, wie beispielsweise Kochen oder Backen lernen, mit Makramee anfangen oder Gartenarbeit, etc. Dann ist es in Ordnung, eine Weile auf dieser Stufe zu verharren.   

Haben Sie die Stufe der Kompetenz erreicht, sollten Sie aber auch hier zusehen, dass Sie um Ihrer selbst willen möglichst schnell weiterkommen. Ausdauernde Übung des Erlernten und die Bereitschaft, sich mit neuen Fertigkeiten vertraut zu machen, sind Voraussetzung für die nächste Stufe.  

Ich bin der Auffassung, dass die Stufe der Fachkompetenz immer das Mindestziel sein sollte, denn dort werden mir Anerkennung und persönliche Befriedigung zuteil. 

Aber warum nicht die Stufe der Genialität anstreben? 

Das würde nämlich bedeuten, dass Sie zur Topadresse avancieren. Einmal auf dieser Kompetenzstufe angekommen, können Sie entscheiden, ob und zu welchem Preis Sie eine Aufgabe annehmen oder nicht. 

Wie kann ich herausfinden, ob ich Geniales in mir trage? 

 Um das vorweg zu sagen: Nicht jeder hat das Zeug zum Genie. Aber es könnten deutlich mehr ihre Genialität leben, als das aktuell der Fall ist. Ich glaube, dass manch einer Angst vor seiner eigenen Traute hat, denn Genialität leben bedeutet einerseits loslassen und andererseits Konzentration aufs Wesentliche.

Sie kennen die Regel der 10.000 Stunden? – Sie besagt, dass Talent allein nicht ausreicht. Man muss noch jede Menge Zeit und Kraft investieren, und zwar spielerisch, nicht verbissen, wobei die 10.000 Stunden symbolisch zu verstehen sind. Entscheidend: Die spielerische Übung macht nicht nur den Meister, sie schafft die Voraussetzung dafür, dass Genialität zum Zuge kommen kann.

Wenn Sie herausfinden wollen, wo bei Ihnen vielleicht Genialität zu finden ist, dann lohnt es sich andere zu konsultieren.  Fragen Sie Menschen, die Sie gut kennen, Freunden und Bekannte, Familienmitglieder und Kollegen im Arbeitsumfeld: Was mache ich in deinen Augen besonders gut? Wann erlebst du mich, wie ich aufblühe? Wann funkeln meine Augen? 

Hören Sie sorgfältig zu. Können Sie ein Muster erkennen? Wo zeigen sich Gemeinsamkeiten in den Aussagen? Was schätzen andere, das Ihnen nicht bewusst gewesen ist?  

Bildquellen

  • Bild-ID 1521045947: photoschmidt / shutterstock.com

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