Hörst du mir überhaupt zu?

Podcast: Hörst du mir überhaupt zu?

Was ich heute schreibe, ist in erster Linie eine Ansprache an mich selbst. Wer mich näher kennt, weiß, dass ich ein Harmoniemensch bin. Intakte und gut funktionierende Beziehungen zu meinen Mitmenschen sind mir wichtig. Das hat viele Vorteile. Das Streben nach Harmonie bringt allerdings auch ein paar handfeste Nachteile mit sich. Beispielsweise meine Tendenz, Konflikte umschiffen zu wollen.

Aber es hilft alles nichts. Es kommt immer wieder vor, dass unangenehme, weil schwierige Gespräche geführt werden müssen. 

Für mich stellt sich die Frage: Wie kann ich das bewerkstelligen? Wie kann ich mit offenem Visier Konfliktgespräche führen? 

Hier sind 5 Tipps, die mir helfen. 

1. Vorbereitend höre ich in mich hinein.

Ich bin davon überzeugt, dass ein guter Austausch damit beginnt, dass ich mir über ein paar Dinge klar werde. 

Warum will ich das Gespräch führen? Was sind meine Motive? Habe ich Fehlverhalten gegenüber Dritten beobachtet? Geht es mir um die Korrektur eines Fehlers oder will ich meine Stellung oder Fachkompetenz hervorheben?

Was könnte mein Gegenüber davon abhalten, mir zu zuhören? Scham, die durch öffentlich ausgesprochene persönliche Kritik entsteht, kann unnötige Barrieren aufrichten und so einem guten Gesprächsverlauf im Weg stehen.

Wie beabsichtige ich, mein Gesprächsziel zu erreichen? Soll ich die konfrontative Methode wählen oder sind gezielte Fragen besser? Sollte eine dritte Person zugegen sein? 

Nachdem ich in mich gegangen bin und mir Klarheit verschafft habe, wende ich mich äußeren Faktoren zu.

2. Auf ein gesundes und sicheres Umfeld achten.

So wie ein Gemälde in der Regel eingerahmt und in einem bestimmten Umfeld ausgestellt wird, so haben Gespräche einen Rahmen und Kontext. 

Wie meine ich das? Ein Bild kommt dann zur vollen Geltung, wenn sowohl Bilderrahmen als auch Hintergrund und Beleuchtung zueinander passen. Die Gestaltung des Raums und das richtige Licht unterstützen die Wahrnehmung dessen, worum es eigentlich geht: der Botschaft des Gemäldes. 

Auf Konfliktgespräche übertragen heißt das: Ich gebe mir Mühe, für einen angemessenen Rahmen zu sorgen, in dem die Begegnung stattfinden kann. 

Dazu gehören gleichermaßen das Setting und die Gesprächsregeln, entlang denen sich der Austausch orientiert. 

3. Erprobtes Vertrauen

Vertrauen bildet die Voraussetzung für eine gute Beziehung. Deshalb ist es wichtig, hier zu investieren. Soll anstelle von Argwohn Vertrauen wachsen, muss ich Zeit und Integrität in die Beziehung einbringen. Mein Verhalten wird überzeugen. Nicht meine vielen Worte.

Gelebte Aufrichtigkeit und beständiges, vorhersehbares Verhalten bilden den Humus, auf dem Vertrauen keimen kann. 

Es ist wie mit einem Bankkonto: Will ich einen größeren Betrag abheben, muss ich zuvor auf das Konto einzahlen. Nur dann, wenn ausreichend Guthaben vorhanden ist, ist das Abheben ohne schmerzhafte Strafzinsen möglich.

4. Austausch – keine Debatte

Der Psychologe Carl Rogers empfiehlt bei heiklen Gesprächen zunächst einmal mit eigenen Worten zu wiederholen, was das Gegenüber gesagt hat und dann zu fragen, ob man richtig verstanden hat. So signalisiere ich mein Bemühen um Verständnis und erarbeite mir das „Recht“, zu antworten. 

Noch etwas scheint mir in diesem Zusammenhang wichtig zu sein: So berechtigt das Anliegen eines Konfliktgesprächs auch sein mag, ich muss mir im Vorfeld darüber im Klaren sein, dass ich niemanden verändern kann. Ich kann lediglich den Raum dafür schaffen, dass Veränderung möglich wird. Wenn ich das getan habe und trotzdem feststellen muss, dass diese ausbleibt, muss ich zu weiterführenden Maßnahmen bereit sein. 

5. Die letzten 10 %

Es ist besser, alles auf den Tisch zu packen, bevor man ein Gespräch verlässt. Das erfordert Mut, sagt Dan Reiland. Aber es ist besser als Dinge unausgesprochen zu lassen. Er schreibt: 

Es ist besser, „in einem ehrlichen Gespräch einige Risiken einzugehen und Fehler zu machen, als mit Angst und Unsicherheit zu leben und nicht zu sagen, was gesagt werden muss.“ 

Ich kann diesen Rat aus der eigenen Erfahrung bekräftigen. Immer dann, wenn ich den Eindruck hatte, dass noch nicht alles gesagt war, hat dies das Vertrauen in mein Gegenüber erodiert. 

Bildquellen

  • pexels-cottonbro-studio-4098205: Pexels.com

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