Wenn einem Unrecht angetan wird, kann das sehr weh tun. Ich denke beispielsweise an falsche Beschuldigungen, gemeine Unterstellungen oder bewusst gestreute bösartige Gerüchte, die einen ins falsche Licht rücken. Ganz besonders schlimm fühlt es sich an, wenn man merkt, dass der andere kaltblütig und berechnend einen verborgenen Plan durchzieht.
Um dieses Gefühl, den damit verbundenen Schmerz und den verzweifelten Schrei nach Gerechtigkeit und Genugtuung geht es heute am 5. Sonntag der Passionszeit. Den passenden Text liefert ein Lied, das von einer musikalischen Großfamilie stammt. Wer genau das Lied geschrieben hat, ist unbekannt. Es wird lediglich „den Söhnen Korachs“ zugeschrieben.
O Gott, verschaffe mir Recht und verteidige mich gegen die Menschen, die keine Güte kennen! Befreie mich von diesen Lügnern und Betrügern! Psalm 43,1 (Übersetzung Hoffnung für alle)
Ein tiefsitzender Stachel
Während ich diese Zeilen auf mich wirken lasse, fällt mir auf, dass der Stachel tief gesessen haben muss. Sonst hätte der Psalmbeter nicht solch drastische Worte gewählt.
Meine Gedanken wandern zu der einen oder anderen Situation, in der ich ähnlich empfunden habe. Und dann fällt mir auf, dass solche Worte nur möglich sind, wenn zwischen dem Beter und Gott eine intakte Beziehung besteht. Immerhin weiß er, an wen er sich wenden kann und er hat auch keine Angst davor, Klartext zu beten.
Das imponiert mir. Hier habe ich es mit jemandem zu tun, der Religion überwunden hat. Keine frommen Anstrengungen, kein Opfer und sonstige religiöse Übungen. Stattdessen lebt er eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott.
Mir begegnen immer wieder Menschen, die Gott den Vorwurf mache, dass er sich nicht um sie gekümmert hat. Weil er das Böse und Leid in der Welt zulässt, kann es ihn nicht geben, heißt es.
Eigenartig denke ich mir, erst kein Interesse an einer Beziehung zu Gott haben und ihm dann im Bedarfsfall vorwerfen, dass er schweigt. Für mich passt da was nicht zueinander.
Das Angebot
Für Menschen wie der Psalmbeter aus der Familie Korach hat Jesus einmal ein bemerkenswertes Angebot gemacht. Der Chronist Matthäus hat es festgehalten:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch[1] und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“, Matthäus 11,28-29 (Übersetzung Luther 2017).
Darf ich Sie ermutigen, das zu machen, was ich schon oft getan habe? Ich habe mich im Gebet an Jesus Christus gewendet, ihm die Ungerechtigkeit und meine Not damit geklagt und meine weiteren Geschicke ihm anvertraut.
Warum ich das getan habe? Ganz einfach: Ich wollte mich in meinen Gedanken nicht von dem erlebten Unrecht blockieren lassen. Soweit es mir das möglich war, wollte ich mein Gedankenkino ausschalten. Meine Erfahrung ist bis heute die, dass ich mit dem, was ich abgegeben habe, besser umgehen kann.
Soweit meine Gedanken zum heutigen Sonntag. Mir bleibt ein herzliches Danke für Ihr Interesse!
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[1] Der Begriff „Joch“ stammte aus der Landwirtschaft. Damals spannte man Rinder in ein Joch, um so den Acker zu pflügen. Unter Rabbinern, also den theologisch Gelehrten jener Zeit wurde der Begriff „Joch“ auch für das Gesetz Mose verwendet. Wenn Jesus von seinem Joch spricht, dann meint er seine eigenen Regeln und Gesetze.
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