Ein Schrei in großer Not
Immer wieder gehen meine Gedanken zu den Menschen in der Ukraine, die in diesem Tagen Hab und Gut verloren haben. Gestern noch in der warmen Wohnung, stehen sie heute fassungslos vor den Trümmern ihrer Existenz. Alles, was ihnen lieb und teuer ist, wurde von jetzt auf gleich durch eine Rakete zerstört. Was soll nun werden, ist die verzweifelte Frage? Wie weit werden die Kriegsparteien noch eskalieren?
Krieg, Krankheit, Trennung, ein schwerer Unfall, der Verlust der Arbeitsstelle – persönliche Katastrophen treffen Menschen in unterschiedlichster Weise.
In der Bibel lese ich das verzweifelte Klagen eines Mannes, der sich in höchster Not befunden hat. Er muss in einer nahezu aussichtslosen Situation gewesen sein, als er die Worte aufschrieb, die später als Psalm 22 Teil des Alten Testaments wurden. Die Rede ist von David, einem Hirtenjungen, der später König von Israel wurde.
Nachdem David Gott ausführlich sein Leid beschrieben hatte, betete er:
Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! Psalm 22, Vers 20
Was mich beeindruckt
Dieser Satz beschäftigt mich in mehrfacher Weise: Zunächst einmal spüre ich die vertraute Beziehung Davids zu Gott. Mit ihm kann David über alles reden. Die Erfolge und die schönen Momente des Lebens ebenso wie die dunklen, in denen er weder ein noch aus weiß. Für David ist Gott nicht irgendeine ferne Kraft oder eine religiöse Vorstellung, mit der man sich am Sabbat beschäftigt. Nein, er weiß Gott in seiner Nähe. Mehr noch, David rechnet mit Gottes Eingreifen.
Das Zweite, was mir auffällt, sind die Worte, die David wählt. Er spricht klar und direkt. David redet nicht um den heißen Brei, sondern nennt das Problem beim Namen und bittet Gott: Sei mir nicht ferne … eile, mir zu helfen!
David weiß noch um etwas anderes: Seine Kräfte sind begrenzt. Ohne Gott, der seine Stärke ist, wird er die schwere Lage nicht meistern können. Und das bringt er in diesem kurzen Gebet zum Ausdruck.
Zwei Richtungen
Vielleicht kennen Sie Psalm 22 aus anderen Zusammenhängen. Zum einen ist er bei vielen Christen als Jesu Leidenspsalm bekannt. Das liegt daran, dass das, was David in diesem Psalm betet, prophetischen Charakter hat. Einiges davon ist später wörtlich eingetroffen. Beispielsweise der Ausruf Jesu am Kreuz: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Oder das Gewand Jesu, um das die Soldaten unterm Kreuz gelost haben. In Vers 19 prophezeit David: Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand. Das ist dann eintausend Jahre später genau so passiert.
Es gibt aber noch eine zweite Richtung, in der Psalm 22 verstanden werden kann. Ich kann diesen Psalm auch als ein Beispiel dafür sehen, wie jemand mit einer langjährigen, vertrauensvollen Beziehung zu Gott betet.
So wie David zu Gott gebetet hat, kann auch ich durch Jesus Christus mit Gott reden. Ich brauche ebenso wenig, um meine Probleme herum zu reden, muss keine schönen oder frommen Worte machen. Gott versteht, wie es mir zu Mut ist. Er hat meine Lage im Blick und kann sie auch richtig einschätzen. Gott ist mit meinen Umständen nicht überfordert!
Und weil das so ist, fasse ich heute Mut und bete mit den Worten Davids: Du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen!
Segen
Damit bin ich am Ende dessen, was mir für heute auf dem Herzen gelegen hat. Bevor ich mich verabschiede, möchte ich Ihnen noch einen Segen aus dem Buch Jesaja 41, Vers 10 mitgeben:
Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, mit meiner siegreichen Hand beschütze ich dich! Amen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine produktive Woche. Es behüt‘ Sie Gott!
Und wenn sie noch Zeit haben, dann lade ich Sie ein, sich ein wenig umzuschauen. Sie finden hier viele Artikel rund um die Themen Leitung, Verantwortung, das Leben im Allgemeinen und Aspekte des Glaubens.
Bildquellen
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