Vergangenes Jahr waren meine Frau und ich auf der Suche nach einer neuen Couchgarnitur. Also zogen wir durch verschiedene Möbelhäuser, um uns inspirieren zu lassen. Während wir durch diverse Ausstellungen schlenderten, kamen wir auch an so manchem Esstisch vorbei.
Als ich vor einem besonders prachtvollen Exemplar stehen blieb, eilte gleich eine Verkäuferin herbei, um uns das gute Teil vorzuführen. Drei Handgriffe und schon konnten acht Menschen bequem um den Tisch Platz nehmen. Ich war sehr beeindruckt von dem Modell … und dem Preis.
Viele Gäste am Tisch
Wann haben Sie das letzte Mal im häuslichen Rahmen mit sechs oder acht Gästen getafelt?
In der Werbung als Ideal inszeniert, findet Tischgemeinschaft zuhause in Wirklichkeit kaum statt. Klar, im Restaurant oder der Kneipe sieht man das öfters, vor allem in der Adventszeit, wenn die Kollegen miteinander feiern. Oder im Sommer zum Grillen.
Noch viel weniger passiert heutzutage etwas anderes: Es gibt kaum Familien, die gemeinsam essen. Jeder bedient sich, wenn er Hunger hat. Es scheint so, als seien gemeinsame Mahlzeiten nur noch besonderen Anlässen vorbehalten. Wie schade!
Wir leben heute in einer Zeit, in der sich die Menschen damit brüsten, vernetzt zu sein. Und tatsächlich, mehrere hundert Social-Media-Freunde zu haben, ist nicht unüblich. Gleichzeitig beobachte ich eine eklatante Vereinsamung. Ich habe den Eindruck, dass die Pandemie diesbezüglich, wie ein Brandbeschleuniger gewirkt hat.
Sich bei Tisch gegenüber zu sitzen, ist unschlagbar, wenn es darum geht, einander zu begegnen.
Ein Mittel gegen Vereinsamung
Ich behaupte, Tische sind ein probates Mittel gegen Vereinsamung. Sie schaffen einen Rahmen für Beziehungen und Lernerfahrungen. Wenn man um einen Tisch sitzt, hört man aufeinander, tauscht sich aus oder lacht, während man etwas gemeinsam tut: essen.
Dr. Leonard I. Sweet schreibt: „Familie wird an ihnen geformt, Freundschaften entstehen und werden an Tischen vertieft. Alle Tische sind gut, aber die zuhause sind am besten.“
Ich kann das bestätigen. An unserem Esstisch fühle ich mich wohl. Hier heißen meine Frau und ich Familie und Gäste willkommen. Mehr noch, jeder, der mit uns isst, hat seinen Platz am Tisch und in unserem Leben.
Ein guter Gastgeber sein
Die Sache hat aber einen Haken. Nicht jeder beherrscht die Kunst, ein guter Gastgeber zu sein. Diese Rolle will eingeübt werden.
Ich habe bei Tim Elmore ein paar hilfreiche Hinweise für all jene gefunden, die sich schwer damit tun, ein gutes Tischgespräch in Gang zu setzen. Vielleicht ist eine Anregung für Sie dabei.
- Weil Gäste sich im privaten Umfeld oft unsicher fühlen, ist es hilfreich, wenn Sie sich locker geben. Das hilft vor allem jenen Gästen sich zu entspannen, die Sie zum ersten Mal besuchen.
- Mit Humor beginnen. Berichten Sie über ein humorvolles Erlebnis vom Tag. Gut, wenn Sie über sich selbst lachen können. Dazu ein Klassiker aus unserer Familie: „Aufgepasst Leute, Mama lacht über Papas Witze. Ich glaube, wir haben Gäste.“
- Eröffnen Sie das Gespräch, indem Sie über einen Höhepunkt Ihres Tages, eine besondere Begegnung oder ungewöhnliche Beobachtung berichten. Laden Sie andere ein, das ebenso zu tun.
- Haben Sie ein tagesaktuelles Thema in petto, das von möglichst breitem Interesse ist. Aber meiden Sie bitte Themenfelder, die das Potenzial für leidenschaftliche Kontroversen haben.
- Stellen Sie offene Fragen im Zusammenhang mit dem tagesaktuellen Thema. – Im Gegensatz zu geschlossenen Fragen, die man mit ja oder nein beantworten kann, führen offene Fragen ins Gespräch.
- Fragen Sie in die Runde, welche Lehren man daraus ziehen kann.
- Überhaupt: Führen Sie das Tischgespräch in der Haltung eines Lernenden.
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- Lecker essen und trinken: CC0 Creative Commons / pixabay.com