Heißt lange leben automatisch alt sein?

Podcast: Heißt lange leben automatisch alt sein?

Gehört das nicht zusammen? Altsein und lange leben? 

Ja und nein. Ich kenne Leute, die sind im Kopf alt, obwohl sie noch keine vierzig Jahre gelebt haben und andere, die steinalt und trotzdem geistig rege und sogar körperlich fit sind. 

Das Problem lässt sich in einem Satz zusammenfassen, der Ihnen sicher schon einmal in die Quere gekommen ist: „Jeder will lange leben, aber niemand alt werden.“ 

Wer möchte nicht gerne möglichst lange körperlich und geistig fit sein! Aber bitte ohne die Einschränkungen, die man mit Altwerden verbindet, also Gebrechlichkeit und einsetzende Demenz.

Dass da einiges möglich ist, zeigt die Forschung der letzten Jahre. Das wiederum legt die Frage nahe: Was kann ich tun, um meinen Alterungsprozess zu steuern und vielleicht sogar zu verlangsamen? Wie kann ich möglichst früh dafür sorgen, dass ich später im Leben lange gesund und leistungsfähig bin?

Klar, ich kann zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Irgendwelche Pülverchen und Pillen zu mir nehmen und hoffen, dass diese die gewünschte Wirkung entfalten. Es geht aber auch anders. Vor allem billiger und mindestens genauso nachhaltig. 

Nachfolgend liste ich ein paar verblüffend einfache Methoden auf. Es versteht sich, dass die Auswahl nicht erschöpfend ist: 

1. Körperliche Bewegung tut Not

Wenn ich von körperlicher Bewegung spreche, dann meine ich solche, die den gesamten Körper aktiviert. Dazu muss ich nicht in einem Fitnesscenter trainieren. Es reicht schon, wenn ich es mir angewöhne, mich täglich 50 bis 60 Minuten zu bewegen. Ich denke da an einen Spaziergang an der frischen Luft, ein paar Meter joggen oder einige Bahnen im Freibad schwimmen.

Ich weiß nicht, ob ich der Formel traue, die besagt, dass Bewegung für 80 % und Ernährung nur zu 20 % für ein gesundes Gehirn verantwortlich sind. Auch wenn nach meinem Dafürhalten noch andere Faktoren eine Rolle spielen, die Richtung stimmt: Bewegung ist gut fürs Gehirn. 

Und sie beugt weiteren Krankheiten vor, die ein gutes Leben verhindern. Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, sinkt. 

2. Was ich nicht nutze, verkommt! 

In der englischen Sprache gibt es einen Satz, der treffend zusammenfasst, worum es mir geht: »Use it or lose it!«  Nutze, was du hast, oder verliere es. 

Was für Muskeln zutrifft, gilt in ähnlicher Weise auch fürs Gehirn. Wenn ich Muskeln nicht fordere, verkümmern sie. Wer seine grauen Zellen anstrengt, altert langsamer.

3. Soziale Kontakte pflegen 

Ich bin überrascht von der positiven Auswirkung sozialer Kontakte. Das gilt auch für introvertierte Menschen. Soziale Interaktion hilft mir, jung zu bleiben, denn der Kontakt mit Menschen mutet mir zu, dass ich mich auf sie einstelle, auf sie reagiere. 

4. Ein ehrenamtliches Engagement suchen

Menschen, die sich freiwillig engagieren, haben ein viel geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken, und sind weniger gestresst. Längerer Stress für den Körper kann unser Gehirn schrumpfen lassen, insbesondere unser Gedächtniszentrum.

5. Glotze abschalten und runter von der Couch!

Das ist vor allem ein Thema für die Generation der Baby Boomer, die vom Fernsehen wesentlich geprägt worden sind: Der passive Konsum des Fernsehprogramms reduziert über die Zeit die geistigen Fähigkeiten. 

Das gilt aber auch für jüngere Menschen und deren Konsum sozialer Medien. Aus einem Interview mit Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer habe ich den Satz mitgenommen: „Wer andauernd daddelt, bekommt ein Daddelhirn.“ An dieser Stelle kann ich das Interview sehr empfehlen, dass Gabor Steingart mit Manfred Spitzer geführt hat. Es trägt den Titel Machen uns die digitalen Medien dement?

6. Die Ernährung umstellen 

Dr. Charles Stone schreibt: „Eine gesunde Ernährung ist entscheidend für die Gesundheit des Gehirns. Lebensmittel wie dunkles Blattgemüse, Blaubeeren, grüner Tee und solche, die reich an Omega-3-Fettsäuren (den Bausteinen des Gehirns) sind, sind ein gutes Zeichen für ein gesundes Gehirn. Einige Nahrungsergänzungsmittel wie MCT-Öl, die Vitamine E und B sowie Coenzym Q10 können ebenfalls die Gehirnleistung steigern.“ 

7. Etwas Neues erlernen

Menschen haben leider die Angewohnheit, irgendwann ihr Lernverhalten zu verändern, manchmal sogar komplett aufzugeben. Da s ist ausgesprochen schade, denn ich kann meinem Gehirn kaum etwas Besseres antun, als mich mit Neuem zu beschäftigen, das mir Freude bereitet. 

Warum sollte beispielsweise das Erlernen einer Sprache auf Schule und Hochschule beschränkt sein? Wie wäre das, wenn Sie sich an ein Musikinstrument heranwagen? Oder an Pinsel, Farben und Leinwand? 

8. Für ausreichend Schlaf sorgen

Ausreichend Schlaf ist besonders wichtig für die Regeneration von Körper und Geist. Wie viel Ihnen guttut, müssen Sie für sich selbst herausfinden. Aber sorgen Sie für regelmäßigen und ausreichend langen Schlaf.

Fazit

Vielleicht denken Sie: Ich bin noch jung und habe viele Jahre vor mir. Das Thema Altern ist mir im Moment nicht wichtig. 

Das kann ich gut verstehen. 

Aus dem Interview mit dem oben zitierten Neurowissenschaftler Prof. Dr. Spitzer habe ich ein bedenkenswertes Bild mitgenommen. Es ist, sagt Spitzer, wie bei einer Wanderung in den Alpen. Je höher der Ausgangspunkt ist, desto länger braucht man, bis man ganz unten im Tal angekommen ist. Das gilt für den trainierten Körper und Geist in gleicher Weise. 

Es ist tatsächlich so: In meinen besten Lebensjahren, also zwischen dreißig und vierzig stelle ich die Weichen dafür, wie ich altere und über welche Lebensqualität ich später einmal verfüge. 

Bildquellen

  • Älterer Herr tanzt zu Musik im Kopfhörer: Foto von Andrea Piacquadio: https://www.pexels.com/de Nr. 3831645

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