Eine überraschende Erkenntnis
Wussten Sie, dass die meisten schlechten Entscheidungen abends getroffen werden? Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Psychologe Roy Baumeister, Professor an der Florida State University, und der Wissenschaftsjournalist John Tierney im Jahr 2012 veröffentlicht haben.
Nach ihren Forschungserkenntnissen[1] werden schwerwiegende Fehlentscheidungen häufig nach 22 Uhr getroffen. Was mich in diesem Zusammenhang erstaunt: Die Mehrheit der sogenannten Spontanverbrechen passieren nach 23 Uhr! Die Ursache ist erschreckend einfach: Je später der Abend, desto disziplinloser verhalten sich Menschen.
Mein spätabendliches „Spontanverbrechen“ ist der Griff in die Chipstüte. Zu später Stunde fehlt mir einfach der Wille, Widerstand zu leisten. Insofern muss ich Baumeister recht geben.
Der Morgen hat Vorteile
Arbeit, die man in den frühen Morgenstunden oder am Vormittag verrichtet, wird nicht nur konzentrierter und schneller erledigt, sie ist in der Regel auch besser. Das liegt am zu dieser Uhrzeit noch unverbrauchten Willen.
Wenn Sie also in der gleichen Zeit qualitativ bessere Entscheidungen treffen oder schlicht und einfach mehr zustande bekommen will, liegt ein früher Start in den Tag nahe.
Mit Blick auf die eben erwähnte Chipstüte muss ich zugeben: Ich habe morgens noch nie eine Packung Kartoffelchips vernascht. Abends schon.
Und wie wird die Morgenstunde golden?
Hier sind fünf Anregungen, die helfen können, besser in den neuen Tag zu starten:
- Disziplin ist das A und O des Erfolgs. Mit anderen Worten: Meine Willenskraft entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.
- Der Morgen beginnt am Abend vorher. Ausreichend Schlaf ist die Vorbedingung für geistige und seelische Leistungsfähigkeit. Das gilt auch für Nachteulen. Ich gehöre zu den Menschen, die abends kein Ende finden. Dementsprechend muss ich bewusst darauf achten, dass ich genügend Schlaf habe.
- Ich habe gute Erfahrungen mit kleinen Ritualen gemacht. Damit meine ich kleine wiederkehrende Handlungen, die mit der Zeit zur täglichen Gewohnheit werden. Dazu war in meinem Fall anfangs eine ordentliche Portion Engagement erforderlich. Später, als die Gewohnheit eingesetzt hatte, konnte ich meine Willenskraft für andere Entscheidungen aufsparen.
- Ich strukturiere die Morgenstunden so, dass ich mich auf das freuen kann, was mich morgens erwartet. Es kann sein, dass für Sie die morgendliche Stille sich ideal für strategisches Planen erweist. Ich habe mir angewöhnt, den Tag mit einer großen Tasse Kaffee und zwanzig Minuten Bibellesen und einer Zeit der Meditation zu starten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Inhalte, mit denen ich mich während dieser Zeit beschäftige, meinen Tag in positiver Weise prägen.
Was immer Sie sich vornehmen. Wichtig ist der positive Ausblick auf das, was Sie morgens erwartet. Andernfalls ist die Gefahr groß, dass Sie den Kampf mit der Bettdecke verlieren. – Sie können es mir glauben, ich weiß, wovon ich rede!
- Indem ich die Zeit für produktive Tätigkeiten nutze, ermögliche ich mir zu Beginn des Tages Erfolgserlebnisse. Ein Tag, der mit einem Erfolgserlebnis startet, hat das Potenzial, ein guter Tag zu werden.
Übrigens, Laura Vanderkam hat zu diesem Thema in einem kleinen, lesenswerten Büchlein[2] (nur 30 bis 40 Minuten Lesezeit!) Bedenkenswertes zusammengetragen über erfolgreiche Führungskräfte, die den Tag sehr früh beginnen. Der einzige Wermutstropfen: Das Buch ist nur in englischer Sprache erhältlich.
Frage: Können Sie die Forschungsergebnisse von Roy Baumeister aus der eigenen Praxis bestätigen?
Mehr zum Themafeld Leben finden Sie hier oder indem Sie auf den entsprechenden Reiter klicken.
[1] Das Buch »Willpower: Rediscovering the Greatest Human Strength« ist in Deutschland 2014 unter dem Titel »Die Macht der Disziplin: Wie wir unseren Willen trainieren können« im Verlag Goldmann erschienen.
[2] Laura Vanderkam, »What the Most Successful People Do Before Breakfast«, Portfolio/Penguin, 2013.
Bildquellen
- Willkommen neuer Tag: Foto: johnhain / pixabay