Hart am Wind leben und arbeiten

Podcast: Hart am Wind leben und arbeiten

Wie schon vor ein paar Tagen sitze ich wieder auf dem Balkon unserer Ferienwohnung und genieße das Treiben vor mir. Der Strand ist nur ein paar Meter entfernt und so kann ich gut verfolgen, was gerade passiert. 

Heute Nachmittag ist eine Menge los. Knapp 50 Kitesurfer tummeln sich auf den Wellen. Weil ein kräftiger Wind weht, lässt sich mithilfe der Lenkdrachen ordentlich Tempo machen. Die Surfer flitzen regelrecht übers Wasser und vollführen teils spektakuläre Richtungswechsel mit 3 bis 4 Meter hohen Sprüngen. 

Aber es sind nicht nur Profis am Werk. Zwischendurch fällt mein Blick auch auf ein paar tapfere Gestalten, die offensichtlich Anfänger sind. Ich finde es unterhaltsam, ihren Kampf mit dem Brett, dem Lenkdrachen und dem Wellengang zu beobachten. 

Freund oder Feind? 

Der Wind kann ein unerbittlicher Gegner sein und mir das Fortkommen schwer oder sogar unmöglich machen. Wer auf dem Fahrrad schon mal gegen den Wind an gestrampelt hat, der weiß, dass das ein spaßbefreites Vorhaben sein kann. 

Der gleiche Wind kann aber auch das Gegenteil bewirken. Er kann mich beflügeln. Mir Tempo ermöglichen. Es kommt darauf an, wie ich mich zum Wind stelle. Und ob es mir gelingt, seine Kräfte einzufangen oder für mich arbeiten zu lassen. 

Deutlich wird das beim Flugzeug. Es ist der Gegenwind und nicht der Rückenwind, der den Flügeln Auftrieb verleiht und dem Flieger das Abheben ermöglicht.

Ich frage mich: Wie gehe ich mit dem um, was sich mir in den Weg stellt? Das können einzelne Hindernisse oder dauerhafter Gegenwind sein. Bin ich bereit, den Widerstand als Teil dessen anzunehmen, was mein Leben ausmacht, oder verlege ich mich aufs Jammern?

Aus dieser Perspektive betrachtet, machen es die Anfänger unten am Strand genau richtig. Mit Engelsgeduld rappeln sie sich immer wieder auf, kämpfen mit den Elementen und der eigenen Ungeschicktheit, nur um erneut in die Wellen zu plumpsen. Ich bewundere diese Entschlossenheit, die sogar dazu bereit ist, sich zum Gespött der Zuschauenden zu machen. Ob ich das könnte: mich in aller Öffentlichkeit derart zu blamieren? Ich glaube nicht. 

Aber während ich über meine intuitive Reaktion nachdenke, frage ich mich, ob das nicht die verkehrte Haltung ist. Dazu muss ich eine Schippe tiefer graben. 

Haltung ist gefragt

Mit welcher Einstellung gehe ich zu Werke? Das ist die entscheidende Frage, die ich beantworten muss. Gelingt es mir, eine Haltung einzunehmen, die nicht aufbegehrt, ablehnt oder verurteilt? Schaffe ich es, auf das zu zugehen, was sich mir in den Weg stellt? 

Mir hat an dieser Stelle eine Frage sehr geholfen, die ich Ihnen gerne weitergeben möchte. Sie hilft mir immer dann, wenn starker Gegenwind mein Weiterkommen behindert. Außerdem öffnet diese Frage gedanklichen Raum und Perspektive. 

Die Frage lautet: Was macht das möglich? 

Bevor ich auf die persönliche Situation zu sprechen komme, möchte ich bei dem eingangs beschriebenen Erlebnis bleiben und fragen: Was macht ein kräftiger Wind möglich? Die Antwort liegt auf der Hand. Segeln und Kitesurfen. Mehr noch: Je härter ich am Wind navigiere, desto größer ist die von mir zu erbringende Anstrengung. Gleichzeitig steigt das Potenzial für ein rasantes Segelerlebnis. Wind und Wellengang werden mit einem Mal zu Verbündeten. 

Lässt sich diese Frage auf das Privatleben und berufliche Wirken übertragen? Ich glaube schon. Allerdings kann es sein, dass die Antwort es in sich hat, vielleicht sogar zu weiteren Fragestellungen führt. 

Ein aktuelles Beispiel

Lassen Sie mich an einem persönlichen Beispiel zeigen, was ich meine: 

Am 1. Oktober dieses Jahres habe ich ein Angebot meines Arbeitgebers in Anspruch genommen und bin in die Altersteilzeit gewechselt. Ich hatte mich im Vorfeld länger mit dem Thema befasst und war mir unschlüssig gewesen, ob ich mich darauf einlassen sollte. Die Frage nach dem, was Altersteilzeit möglich machen könnte, hat mir wesentlich bei der Entscheidungsfindung geholfen. Sie hat mich darin unterstützt, Klarheit über das zu gewinnen, was ich wollte und was nicht. 

Das wiederum bringt mich zu einem interessanten Nebeneffekt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Frage nach dem, was möglich wird, nicht nur meine Aufmerksamkeit auf die vor mir liegenden Chancen und Gelegenheiten richtet. Sie zeigt mir deutlich, wo sich Risiken befinden; das tut sie aber aus einer positiven, aktiven Haltung heraus. Und das ist für mich wertvoll.

Damit zu Ihnen. Wo erleben Sie Gegenwind? An welcher Stelle kämpfen sie mit Gegebenheiten, die Ihnen das Weiterkommen erschweren? Wie könnte die Frage „Was macht das möglich?“ Ihnen im Umgang mit Lebenslagen und beruflichen Herausforderungen helfen?

Meine Frau hat eine Postkarte mit Sinnspruch direkt oberhalb des Spülbeckens gut sichtbar in unserer Küche angebracht. Darauf zu lesen ist dieser Text: »Wenn dir das Leben Zitronen reicht, mach daraus Limonade.« Dem ist nichts hinzuzufügen.

Zum Schluss ein Hinweis in eigener Sache: Unter dem Reiter Blog & Podcast finden Sie die Kategorie persönliche Entwicklung. Hier werden weitere Artikel zum Themenfeld persönliche Entwicklung aufgeführt.

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