Handlungsspielraum, Teil 2

Da ist es, das neue Jahr! Im Gepäck bringt es allerhand Herausforderungen mit. Offen gestanden, auf die eine oder andere freue ich mich. Aber es gibt auch welche, auf die ich gut verzichten könnte. 

Wenn ich eines im kommenden Jahr erreichen will, dann dieses Ziel: Mehr Handlungsspielraum für das, was mir wichtig ist bzw. wo ich am meisten bewegen kann.  

Neulich habe ich über eine Methode geschrieben, um mehr Handlungsspielraum zu gewinnen. Sicher erinnern Sie sich an SARA (scannen, analysieren, reagieren, anwenden). Ich möchte an dieser Stelle weitermachen, indem ich über ein paar Erkenntnisse aus dem „Buch The Power of Agency“ von Paul Napper und Anthony Rao schreibe. Vielleicht ist ja auch was für Sie dabei. 

Die Kernfrage, die diesem Buch zugrunde liegt, lautet: Wie kann ich meinen Handlungsspielraum vergrößern? Was muss ich tun? Was sollte ich besser lassen? 

Nachfolgend stelle ich ein paar Ideen von Napper und Rao vor und kommentiere sie aus dem eigenen Erleben. 

Externe Stimuli reduzieren

Wenn ich gedanklichen Freiraum zurückerobern will, muss ich das Ablenkungspotenzial, das von meinen elektronischen Helferlein ausgeht, eindämmen. Der Umgang mit dem Handy, mit dessen Hilfe ich in ein gewaltiges Kommunikationsnetz eingebunden bin, muss sich ändern. 

Tue ich das nicht, prophezeien Napper und Rao, werde ich über kurz oder lang in den Zustand der künstlichen Dauerstimulanz verfallen: das ständige Piepsen, Summen und Klingeln signalisiert, dass irgendwer oder irgendwas meine Aufmerksamkeit erhaschen will. Ich werde permanent abgelenkt. Schlimmer noch, ich kann mich zunehmend schwer konzentrieren. 

Eigene Glaubenssätze infrage stellen

Überrascht hat mich die Vorstellung, dass dieser Punkt helfen soll, meinen Handlungsspielraum zu erweitern. Aber beim Nachdenken muss ich den Autoren zustimmen: Es ist in Ordnung, wenn ich es mir erlaube, gelegentlich  eigene Glaubenssätze infrage zu stellen. Mehr noch, es ist wichtig, dass ich mir hin und wieder radikale Fragen leiste. Sonst wird mein Denken, ja, mein Leben eingeengt, der Handlungsspielraum droht zu verschwinden. 

Ich meine hier nicht unbedingt religiöse Glaubensvorstellungen, sondern jene Glaubenssätze, die mein tägliches Denken ausmachen. 

Hier ein paar typische Beispiele für Glaubenssätze, die von Menschen in meinem Alter gerne für wahr gehalten werden: 

1. Ende Fünfzig bist du zu alt, um Neues zu lernen, geschweige denn beruflich umzusatteln.  

Wer so denkt, stellt sich freiwillig aufs Abstellgleis. Jedes Lebensalter ist geeignet, etwas Neues auszuprobieren. Ja, es mag sehr viel schwerer sein, beispielsweise umzusatteln. Grundsätzlich ist es aber möglich, wenn ich mich darauf einlasse. 

2. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. 

Wer das glaubt, hat keine Vorstellung davon, was Motivation in einem Menschen bewirken kann. Motivation sorgt dafür, dass Hans ähnlich lernfähig ist wie Hänschen.    

3. Die produktivste Lebenszeit ist vorbei. 

Mit dieser Behauptung verbindet sich oftmals ein wehmütiger Blick auf Vergangenes. Dabei ist Wehmut überhaupt nicht angesagt, denn die Frage nach meiner Produktivität hängt von meiner inneren Bereitschaft und Flexibilität ab, mich auf Neues einzustellen. Ich behaupte, dass die Kombination von Lebenserfahrung, sprich, Weisheit und der Offenheit für Neues sehr wertvoll sein kann.  

Ein drittes und für dieses Mal letztes Beispiel, das helfen kann, Handlungsspielraum zurückzuerobern: 

Neugierde ist besser als Wissen

Für mich gibt es nichts Faszinierenderes, als Kleinkinder dabei zu beobachten, wie sie die Welt entdecken. Ohne Wissen und völlig vorurteilsfrei   erkunden sie staunend die Welt.  

Das führt mich zu der Behauptung, dass der, der seine Neugierde verloren hat, ein ernstes Problem hat, wenn es um den Erhalt, geschweige denn den Ausbau von Handlungsspielraum geht.  

 Neugierde kann ungeahnte Handlungsoptionen erschießen. Fehlende Neugierde dagegen schließt von vorne herein Handlungsoptionen aus. 

Zu guter Letzt

Wie wollen Sie das kommende Jahr begehen? Unreflektiert weitermachen wie bisher? Vielleicht doch sich die eine oder andere Frage stellen? 

Ich wünsche mir, dass es Ihnen gelingt …

  • die Wirkung der externen Stimuli einzuhegen
  • lang geglaubte bzw. unreflektiert für wahr gehaltene Glaubenssätze zu hinterfragen
  • die Neugierde wiederzuentdecken   

Bildquellen

  • Bild-ID 1433909279: Prophotoo / shutterstock.com

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