Mich beschäftigt eine Frage, die mir das erste Mal in einem Artikel von Sahil Bloom begegnet ist. Sie lautet:
Welches Spiel spielst du?
Unwillkürlich denke ich an meine Schulzeit. Oft habe ich mit einigen Mitschülern die Wartezeit auf den nächsten Zug mit Kartenspielen überbrückt. Aber das ist nicht gemeint. Es geht um etwas anderes, größeres.
Deshalb noch einmal: Welches Spiel spielst du?
Die Frage will nicht aus meinem Kopf verschwinden. Im Gegenteil. Weitere Fragen gesellen sich zu ihr:
Kennst du die Spielregeln? Willst du den Preis zahlen, der von dir gefordert wird und ist das Ziel den Einsatz wert?
Über diese Fragen möchte ich hier nachdenken. Und damit das nicht im abstrakten Raum geschieht, will ich das anhand eines privaten und eines beruflichen Beispiels tun.
Kenne ich die Spielregeln?
Was nützt das beste Spiel, wenn mir die Regeln unbekannt sind und ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll!
Ein Beispiel aus dem privaten Lebensbereich. Die eheliche Partnerschaft zweier Menschen:
Bin ich verheiratet, gelten bestimmte Regeln.
Für das Gelingen meiner Beziehung ist entscheidend, dass ich die Spielregeln meiner Ehe nicht nur kenne, sondern sie ernst nehme und einhalte. Tue ich das nicht und setze mich über diese Regeln hinweg, wird das früher oder später zum Problem werden.
Ein zweites Beispiel.
Beabsichtige ich im „Karrierespiel“ mitzumischen, gelten andere Regeln:
- Ich muss meine Rolle im Betrieb mit ihren Chancen und Begrenzungen verstehen.
- Es ist an mir, die Gegebenheiten meines beruflichen Umfelds zu akzeptieren und für erkennbaren Mehrwert zu sorgen.
- Schließlich muss ich bereit sein, in mein Weiterkommen zu investieren. Sei das durch besonderes Engagement im Unternehmen oder Fortbildung.
Das führt mich zur nächsten Frage:
Will ich den Preis zahlen?
Die Perspektive einer gelingenden Ehe ist mit einem Preisschild versehen. Bin ich bereit, dementsprechend zu investieren?
Ich habe den Eindruck, dass viele Beziehungen deshalb scheitern, weil einer oder beide Partner aufgehört haben, ihrer Ehe die Priorität einzuräumen, die sie ursprünglich einmal hatte. Das kann beispielsweise so aussehen:
- Wer permanent keine Zeit hat, sagt seinem Partner: Deine Bedürfnisse sind für mich im Moment nachrangig. Anderes ist mir jetzt wichtiger.
- Wer aufgehört hat, seinem Partner Komplimente zu machen, kommuniziert folgende Botschaft: Ich nehme dich zwar zur Kenntnis, halte es aber nicht für notwendig, mich wertschätzend zu äußern.
Wer seine Ehe so „spielt“, steuert geradewegs auf eine Trennung zu.
Im Karrierespiel liegen die Dinge anders. Wie ich bereits erwähnt habe, gehört zu den Spielregeln ein entsprechendes persönliches Investment. Ohne Einsatz kein Weiterkommen.
Neben den potenziellen Aussichten sollten aber noch weitere Spielregeln bedacht werden. Dazu gehören auch Fragen bezüglich der persönlichen Integrität. Wird beispielsweise vorausgesetzt, dass ich sie zugunsten meiner beruflichen Entwicklung kompromittiere? Ist auf mich und mein Wort immer und unter allen Umständen Verlass?
Das bringt mich zur dritten Frage:
Ist der Einsatz es wert?
Kosten-Nutzen-Abwägungen sind bei größeren Anschaffungen gang und gäbe. Warum sollte ich mir solche Überlegungen nicht leisten, wenn es um anderes geht? Beispielsweise Karriere oder das Gelingen einer mir wichtigen Beziehung.
Den Wert einer Beziehung merkt man häufig erst, wenn sie im Begriff ist, sich aufzulösen oder endgültig zu zerbrechen. Die Scherben zu kitten, ist dann nur mit größter Anstrengung und viel Aufwand, wenn überhaupt noch möglich.
Und was nützt der Aufstieg im Beruf und das viele Geld, wenn sich die Menschen von mir abwenden, auf die es eigentlich ankommt oder meine Gesundheit und Lebensqualität auf der Strecke bleiben? Der traurige Satz „Arbeit war sein Leben“ kommt im Grunde genommen einer Bankrotterklärung gleich.
Also: Ist die Belohnung Ihren Einsatz wert? – Wäre das nicht schlimm, wenn Sie nach all der Mühe und Plackerei mit etwas dastehen würden, was ihnen wenig oder gar nichts bedeutet?
Noch ein abschließender Gedanke zum Spiel
Es kann vorkommen, dass sich über die Zeit Spiel oder Spielfeld verändert haben oder aber im Begriff sind, sich zu ändern. Vielleicht gibt es neue Rahmenbedingungen oder aber Ihnen ist Anderes inzwischen wichtiger geworden. Ihre Anliegen haben sich verändert.
Dann ist es notwendig, sich eine ehrliche Bestandsaufnahme zu gönnen und ggf. die Prioritäten neu zu bestimmen.
Damit das, was ich sagen will, verständlicher wirkt, will ich ein persönliches Beispiel anführen:
Ausgelöst durch Veränderung in meinem persönlichen Umfeld, befinde ich mich derzeit in einem solchen Prozess. Mein Spielfeld hat sich verändert. Das hat zur Folge, dass sich auch bestimmte Aspekte meines Spiels ändern.
Ich erlebe diese Phase als ausgesprochen herausfordernd und zugleich wertvoll. Denn mit einem Mal habe ich die seltene Gelegenheit, sehr grundsätzliche Themen zu bearbeiten. Und das tut mir gut.
Ich möchte Ihnen Mut machen, diese wichtigen Fragen zu stellen. Lassen Sie sich bitte nicht treiben. Gestalten Sie vielmehr Ihr Spiel. Es ist Ihr Leben. Und Sie sind es wert, dass es gelingt! Oder?!
Weitere Impulse rund um das Themenfeld persönliche Entwicklung finden Sie hier.
Bildquellen
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