Es ist schon eine Weile her, seit friedensbewegte Studenten auf Straßendemos „Frieden schaffen, ohne Waffen“ skandierten. Aus der Forderung scheint nicht viel geworden zu sein. Denn in der Welt gibt es nach wie vor zahllose Konflikte und ich habe den Eindruck, dass es immer mehr werden.
Verhärtung im Umgang mit Andersdenkenden
Schimmer noch. Ich beobachte eine Verhärtung im Umgang mit Andersdenkenden. Extremismus macht sich breit. In manchen Kreisen wird Hass systematisch geschürt. Infolgedessen werden einige Menschen gewalttätig. Ich denke an den politisch motivierten Mord an Regierungspräsident Walter Lübcke, an Angriffe auf jüdische Mitbürger, die Straßenschlachten im Hamburger Schanzenviertel anlässlich des G-20-Gipfels vor ein paar Jahren. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass wir in einer sehr dunklen und gewalttätigen Welt leben. Und in diese Welt dringt die Botschaft Jesu aus der Bergpredigt. Sie ist im Matthäusevangelium überliefert worden. Dort wird Jesus mit den Worten zitiert:
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes heißen“, Matthäus 5,9.
Nur für Sonntagsreden?
Na ja, ist meine erste Reaktion. Diesen Satz kennst du von Kirchentagen und politischen Sonntagsreden. Im richtigen Leben, wo Konflikte ausgetragen werden, höre ich ihn nicht. Da handeln Leute eher nach dem alttestamentlichen Motto: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wie du mir, so ich dir.
Und doch komme ich als Nachfolger Jesu nicht an diesem Satz vorbei. Jesus formuliert ihn mit Entschiedenheit. Was er sagt, klingt wie eine Tatsache: „Selig sind, die Frieden stiften.“
Kann man das so sagen? Habe ich mich gefragt. Ist Martin Luther mit seiner Übersetzung ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen? Ich beschließe, einen zeitgenössischen Bibelübersetzer zu konsultieren. Karl-Heinz Vanheiden aus Thüringen ist ehrenamtlicher ERF Autor. Er arbeitet seit vielen Jahren an einer Übersetzung der Heiligen Schrift in modernes Deutsch. Matthäus 5,9 überträgt er, so: „Wie glücklich sind die, von denen Frieden ausgeht! Sie werden Kinder Gottes genannt.“
Auch hier nehme ich die Entschiedenheit wahr, mit der Jesus spricht. Mehr noch, es klingt wie ein Versprechen: Du wirst glücklich und zufrieden sein, wenn von dir Frieden ausgeht.
Ein gutes Beispiel
Meine Teenagerjahre habe ich im Rheinland verbracht, genauer gesagt in Wiedenest. Nebenan wohnte Christoph Volke. Er war ein Christ, der das Wort Jesu in den Alltag übersetzte, und zwar als ehrenamtlicher Schiedsmann. Und so kam es gelegentlich vor, dass es in aller Frühe an unserer Haustür läutete und ein paar Raufbolde zum Schiedsmann wollten. Mir hat sich das eingeprägt. Christoph Volke hat beispielhaft das gelebt, was von Jesus überliefert worden ist. Er hat Frieden gestiftet und so ist er in unserer Kleinstadt und darüber hinaus als Mann Gottes bekannt geworden.
Ich will mich herausfordern lassen von Jesus. Und ich mache Ihnen Mut, es ebenfalls zu tun. Überlegen Sie: Was würde in Ihren Lebensbezügen geschehen, wenn Friede von Ihnen ausginge? Und wie wunderbar wäre es, wenn Sie und ich auf diese Weise glücklich und von anderen als Kinder Gottes anerkannt würden.
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