Erntedank – ein Fest mitten in der Krise

Podcast: Erntedank – ein Fest mitten in der Krise

Kurz & knapp: Eine wegweisende Rede enthält Wichtiges für mein Leben und Arbeiten. Ich tue gut daran, genau hinzuhören und entsprechende Schlüsse zu ziehen.

Heute feiern Christen in Deutschland das Erntedankfest. Traditionell ist dies ein fröhliches Fest. Früher, bevor man im Supermarkt alles kaufen konnte, war das Erntegut so etwas wie eine Lebensversicherung. Mit Getreide gefüllte Scheunen verhießen ein gutes Auskommen in den bevorstehenden harten Wintermonaten. Selbstgekochte Marmelade und eingemachtes Obst garantierten auch im Winter ein schmackhaftes Frühstück und süßen Kompott als Nachtisch. Deshalb schaute man dankbar auf das, was an eingebracht worden war und freute sich.

Und heute? Die Regale der Supermärkte sind gefüllt. Oberflächlich scheint kein Mangel zu herrschen. Und doch ist in diesem Jahr etwas anders als sonst. Die Geldwertentwicklung und galoppierende Energiepreise lassen uns sorgenvoll in die Zukunft blicken. Inzwischen dürfte auch dem Letzten in unserem Land klar sein, dass schwierige Zeiten angebrochen sind. Die bange Frage lautet für den einen oder die andere: Wie viel Monat wird am Ende des Gelds übrig bleiben? Werde ich mir eine warme Wohnung überhaupt leisten können? 

Eine wichtige Rede

Der für heute ausgewählte Bibeltext dient in den meisten Kirchen als Grundlage der Predigt. Er ist zu finden im ersten Teil der Bibel und dort im 5. Buch, dem Buch Deuteronomium, auch bekannt als 5. Buch Mose, Kapitel 8. 

Am Ende einer vierzigjährigen Wanderschaft ruft Mose die Verantwortlichen des Volkes zusammen. Sein Anliegen: Er möchte vor der Besiedelung der künftigen Heimat noch einmal an die großen Taten Gottes erinnern und daraus eine Verpflichtung ableiten. 

Bevor er auf die Zukunft zusprechen kommt, macht Mose eine interessante Aussage. Sie hat mich fasziniert und ich möchte darüber mit Ihnen nachdenken. 

An seine Zuhörer gewandt, sagt Mose, ich zitiere: „Gedenke des ganzen Weges, den dich der HERR, dein Gott, geleitet hat“, 5. Mose 8, Vers 2a.

Mir sind gleich die beiden Tätigkeitswörter denken und leiten aufgefallen. Ich möchte auf beide kurz eingehen. 

Gedenken

Mose bezieht sich auf die zurückliegenden 40 Jahre des Nomadenseins. Er fordert seine Zuhörer auf, sich zu erinnern. Gedenke des ganzen Wegs, sagt er. Blicke auf das Gute und Schwere, auf die Siege und die Niederlagen. Schaue auf das Schöne, das Schlechte und das Hässliche. Tue das, weil Gott, der Herr dich geleitet hat. 

Beziehe ich die Worte von Mose auf hier und heute, glaube ich, dass Menschen gut daran tun, nicht geschichtsvergessen zu leben, sondern auf das zu achten, was sich zugetragen hat. Warum? Weil im Leben viel versteckte und offensichtliche Güte und Freundlichkeit Gottes zu finden sind. 

Natürlich werde ich mich an schwere Lebensabschnitte erinnern. Dunkle Zeiten, die tiefe Wunden hinterlassen haben. Es gibt Ereignisse in meinem Leben, die ich unter keinen Umständen noch einmal erleben möchte. Ich denke an den Verlust eines lieben Menschen, berufliche Rückschläge, menschliche Enttäuschungen und auch an persönliches Versagen, für das ich mich schäme. 

Was das bedeutet

Die Aufforderung des ganzen Wegs zu gedenken, wird bei jedem Unterschiedliches zutage fördern. Ich kann mir vorstellen, dass der Prozess fröhliche und schmerzhafte Momente beinhalten wird. Es ist aber wichtig, sich dem zu stellen, was geworden ist. Der amerikanische Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker George Santayana hatte recht, als er den Satz prägte: Wer aus der Geschichte nicht lernt, der ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

Ich richte meine Blogs und Podcasts an Menschen, die in Verantwortung stehen. Führungspersonen arbeiten gerne an dem Nimbus, das Erreichte, ihren eigenen Fähigkeiten, ihrer Entschlossenheit oder dem schieren Durchhaltevermögen zu zusprechen. 

Stimmt, würde Mose sagen. Da war viel Leistung. Sehr viel, was gelungen ist und Applaus verdient. Was es wahrzunehmen und wertzuschätzen gilt. Aber es ist längst nicht alles. Eigentlich zeigt es nur einen kleinen Teil des gesamten Bildes. Deshalb noch einmal der schlichte Satz: Gedenke des ganzen Weges, den dich der HERR, dein Gott, geleitet hat. 

Leiten

Mose erinnert sein Volk an die zurückliegenden 40 Jahre. Sie sind nicht versehentlich in der Wüste Sinai gelandet. Sie waren von Gott höchstpersönlich aus der menschenverachtenden Sklaverei des ägyptischen Pharaos befreit worden. Gott hatte sich über die nächsten Jahre um Israel gekümmert, hatte immer ein waches Auge auf sie gehabt. Für ihn war Israels Wohlbefinden und Unversehrtheit die erste Priorität gewesen.

Ich lerne, dass Gott umsichtig und mit langem Atem führt. Himmelschreiende soziale Umstände sind ihm nicht egal. Im Buch Exodus, dem 2. Buch Mose, wird über die Berufung von Mose berichtet. Lassen Sie mich die Verse 7 und 8 aus dem 3. Kapitel zitieren:

Der HERR sagte: »Ich habe gesehen, wie schlecht es meinem Volk in Ägypten geht, und ich habe auch gehört, wie sie über ihre Unterdrückung klagen. Ich weiß genau, was sie dort erleiden müssen. Nun bin ich herabgekommen, um sie aus der Gewalt der Ägypter zu retten. Ich will sie aus diesem Land herausführen und in ein gutes, großes Land bringen, in dem es selbst Milch und Honig im Überfluss gibt«. 2. Mose 3, Verse 7 – 8a

Gott schaut sich an, wie Israel leidet, und er stellt dieses Leiden ab, in dem er einen Mann beruft, den er mit allen nötigen Kompetenzen ausstattet. 

Da ist aber noch mehr, was ich lerne. Gott geht den Weg bis zum Ende mit. Im Falle von Mose und dem Volk Israel waren das immerhin vier Jahrzehnte.

Und damit bin ich wieder bei Ihnen und mir. Von Mose lerne ich das biblische Verständnis von Führung. Gott leitete ihn, sodass er das Volk Israel leiten konnte. Übertrage ich das auf heute bedeutet das: Sie und ich werden geleitet, um selbst zu leiten. Ich erinnere mich des gesamten Wegs, den Gott mich geführt hat und leite daraus ab, wie ich mich zu verhalten habe. Dann handle ich in dem Wissen, dass ich selbst unter Autorität stehe. Und zwar die des Höchsten, vor dem ich mich einmal verantworten muss.

Der Ausblick

Nachdem Mose an das Vergangene erinnert und darauf aufmerksam macht, dass Gott ihn geführt hat, richtet er seine Blicke in die Zukunft. Ich zitiere aus seiner Rede im 8. Kapitel des 5. Buchs Mose:

Der HERR, euer Gott, bringt euch in ein gutes Land. Es ist reich an Grundwasser, an Quellen und Bächen, die in den Bergen und Tälern entspringen. Es gibt dort Weizen und Gerste, Weintrauben und Feigen, Granatäpfel, Oliven und Honig. Ihr werdet nicht von karger Kost leben müssen, es wird euch an nichts fehlen. Das Gestein des Landes enthält Eisen, und in den Bergen könnt ihr Kupfer gewinnen. Wenn ihr dann reichlich zu essen habt, preist den HERRN, euren Gott, für das gute Land, das er euch geschenkt hat! 5. Mose 8, Verse 7 – 10 Übersetzung Hoffnung für alle

Mose spricht von einer Zukunft, die voller Möglichkeiten steckt. Ja, es wird viel zu tun geben. Es wartet jede Menge Arbeit. Aber es ist ein gutes Land, in das Gott seine Leute führt. Und damit verbindet er eine Verpflichtung. Dankt Gott für all das, was ihr bekommen habt, womit ihr wirtschaften und Wohlstand erzeugen könnt. 

Ein paar Sätze später (Verse 17 – 18) lese ich diese Ermahnung: 

Wenn dieses Gute nun kommt, sagt nicht: »Das haben wir aus eigener Kraft geschafft, es ist unsere Leistung!« Denkt vielmehr an den HERRN, euren Gott, von dem ihr die Kraft bekommen habt, all diesen Reichtum zu erwerben! Denn er hält sich an den Bund, den er mit euren Vorfahren geschlossen hat und der heute noch für euch gilt.

Hier schließt sich der Kreis: Das Erntedankfest ist der Tag im Jahr, an dem Christen bewusst innehalten und sich der Güte und Freundlichkeit Gottes erinnern. Der Tag, an dem sie sich vor Augen halten, dass zur Investition, zur Anstrengung, der harten Arbeit, dem Risiko, dem Erfolg und vielem mehr ein paar entscheidende Faktoren dazugehören, nämlich Gottes Versorgen und sein Segen. 

Darum geht es also heute an Erntedank. Aber, und auch das gehört zur Wahrheit dazu, ich kann aus dem dankbaren Rückblick Schlüsse bezüglich der Zukunft ziehen. Wenn ich meinen Teil einbringe und Gott in mein Leben und Wirken einbeziehe, dann kann ich damit rechnen, dass er mich und meine Anstrengungen segnen wird, mir Gelingen schenken wird. Mit dieser Perspektive lässt es sich nach meinem Dafürhalten deutlich besser auf die kommenden unsicheren Monate zugehen. 

Bis hier her meine Gedanken zum heutigen Erntedankfest.

Ein wichtiger Gedanke zum Schluss

Bevor Sie weiterziehen, möchte ich ein Dankgebet sprechen. Es sind Worte aus Psalm 65.

Psalm 65, Verse 10 bis 12:

Allmächtiger Gott, du sorgst für das ganze Land, machst es reich und fruchtbar. Du füllst die Bäche und Flüsse mit Wasser, damit Getreide in Hülle und Fülle wächst. Du befeuchtest das gepflügte Land und tränkst es mit strömendem Regen. Das ausgedörrte Erdreich weichst du auf, und alle Pflanzen lässt du gedeihen. Du schenkst eine reiche und gute Ernte – sie ist die Krönung des ganzen Jahres. Danke für dein Versorgen. Danke für deine Güte und Freundlichkeit. Danke für den Segen, mit dem ich heute und in der kommenden Woche rechnen kann. Amen. 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute und produktive Woche. Bis demnächst. Wir bleiben im Kontakt. Es behüt‘ Sie Gott.

Sollten Sie noch einen Moment Zeit haben, möchte ich Ihnen weitere kürzere und längere spirituelle Gedanken empfehlen. Navigieren Sie oben auf den Reiter Impuls. Der führt Sie zu einer Übersicht weiterer Themen

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