Zusammenfassung
You cannot talk yourself out of something that you behaved yourself into.” – Du kannst dich nicht aus etwas herausreden, in das du dich zuvor »hineinbenommen« hast. Managementguru Steven Covey pflegte diesen Satz zu sagen. Mir wurde dieser Tage die Tragweite dieses Zitats bewusst.
Mein Fehler
Beim Mittagstisch in der Cafeteria passierte mir etwas, das ich so zu tun nicht beabsichtigt hatte. Dazu muss ich erklären, dass jemand mich neulich sehr geärgert hatte. Der Ärger über das Verhalten dieser Person arbeitete schon seit einiger Zeit in mir. Aber anstatt die Person mir ihrem Verhalten direkt zu konfrontieren, unterdrückte ich meinen Ärger. Das ging lange gut. Bis zu jenem denkwürdigen Tag in der Cafeteria. Auf die gut gemeinte Frage eines Kollegen, wie es mir geht, kam es dann aus mir heraus. Es war fast so, als hätte man den Stöpsel einer gut gefüllten Badewanne gezogen. Es schoss nur so aus mir heraus. Leider war das, was da aus mir sprudelte, kein sauberes Wasser, sondern eher »Verbal-Gülle«. Als ich zehn Minuten später fertig war, saßen drei betroffene Kollegen um mich herum.
Dumm gelaufen
Beim Nachdenken über das, was passiert war, wurde mir bewusst, dass ich falsch gehandelt hatte. Keine Ausrede der Welt half: Ich hätte so nicht reden dürfen. Ich hatte meinem berechtigten Ärger Luft gemacht und bei der Gelegenheit Menschen in eine schwierige Lage gebracht. Die Höflichkeit einer Führungskraft gegenüber gebot ihnen, sitzen zu bleiben und mir zuzuhören, auch wenn es weder ihr Problem war, noch sie etwas damit zu tun haben wollten. Ihre Absicht war lediglich, ihr Mittagessen in Gemeinschaft mit anderen zu essen. Stattdessen wurden sie unfreiwillig Zeugen von etwas, das sie im Grunde nichts anging. So beschloss ich, die drei Kollegen aufzusuchen und sie um Verzeihung zu bitten. Für mich stolzen Kerl war das keine kleine Sache. Aber dieses zweite Gespräch bewirkte etwas sehr Schönes. Die Kollegen zeigten sich nicht nur zur Vergebung bereit. Sie sprachen sie mir auch zu. Unsere Beziehung, die infolge meiner Dummheit belastet worden war, wurde auf eine neue Grundlage gestellt.
Im Unternehmen können Klatschmäuler, wie ich es war, schlimme Wirkung entfalten. Unbeteiligte werden mit Dingen belastet, die sie eigentlich nicht beschäftigen müssten. Misstrauen entsteht. Automatisch beginnt man sich abzusichern, Vorkehrungen zu treffen, dass einem so etwas nicht passiert. Denn, wenn ein Chef öffentlich so über andere herzieht, redet er anderswo vielleicht über einen selber genauso. Infolgedessen verlangsamen sich Arbeitsprozesse. Das Bestreben nach Absicherung bremst das Fortkommen.
Die gute Nachricht des Tages
Die gute Nachricht des Tages lautet: Wo Vertrauen herrscht, ist zügiges Arbeiten möglich. So wie Misstrauen bremst, beschleunigt Vertrauen.
Die zweite gute Nachricht
Es gibt noch eine weitere gute Nachricht: Zerstörtes Vertrauen kann wiederhergestellt werden. Dazu ist es erforderlich, dass ich mir bewusst werde, was ich angerichtet habe. Wie sagte Steven Covey so treffend: Ich kann mich nicht aus etwas herausreden, in das ich mich zuvor »hineinbenommen« habe. Ja, ich muss die Dinge ohne das dekorativ gemeinte »Schleifchen meiner Ausrede«, unbeschönigt zur Kenntnis nehmen.
- Ich muss hingehen und meinen Fehler ansprechen, ohne Wenn und Aber zu ihm stehen, die Ausreden einfach zur Seite schieben. Denn, Hand aufs Herz, niemand, noch nicht einmal ich selbst, schenkt Ausreden Glauben.
- Ich muss um Verzeihung bitten. Warum? Weil ich den anderen belastet habe. Unter Umständen habe ich ihn mit meinem Fehlverhalten in Gewissensnöte manövriert. Das ist nicht in Ordnung.
- Schließlich darf ich Vergebung annehmen.
Eine dritte gute Nachricht
Damit komme ich zur dritten guten Nachricht: Was besprochen und vergeben wurde, darf in Frieden ruhen. Ich brauche es nicht mehr hervorzuholen, denn was erledigt ist, darf erledigt bleiben. Vielmehr integriere ich das Geschehene in mein Leben, so wie ich ein Buch ins Regal stelle. Das Buch im Regal erinnert mich an Vergangenes, aber es belastet mich nicht weiter.
Frage: Welche Erfahrungen haben Sie mit Steven Coveys Zitat gemacht? Wie sind Sie mit eigenen Fehlern umgegangen? Schreiben Sie mir. Ich möchte von Ihren Erfahrungen lernen.
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